Schokolade für dich (German Edition)
ihre Kopfschmerzen. „Das kriegen die schon hin“, beharrte sie.
Annemarie schüttelte den Kopf und deutete auf die schreckliche Titelzeile in der Zeitung. Erdrutschgefahr auf Highway 2: Der Gouverneur bittet Reisende, zu Hause zu bleiben. Der Journalist hätte genauso gut noch hinzufügen können: Gouverneur killt Schokoladenfestival . „Ich habe in der letzten Stunde schon sechs Stornierungen notieren müssen“, klagte Annemarie.
„Das war’s dann wohl mit unserem Festival“, sagte Cecily und schob ihr unberührtes Glas zur Seite. „Also, wie lautet jetzt der Plan?“, fragte sie Samantha.
Alle sahen sie erwartungsvoll an. „Okay, wir machen Folgendes.“ Wir geraten in Panik! Das war nicht unbedingt die produktivste Lösung. „Wir machen einfach weiter“, sagte sie. „Cecily, du rufst beim Straßenbauamt an und fragst, wann sie die Straße wohl wieder freibekommen. Dann schalten wir noch eine Anzeige in der Zeitung von Seattle, ganzseitig.“ Sie sah entschuldigend zu Ed. „Ich denke mir etwas aus, wie wir das bezahlen, Ed.“ Ja, sicher. Wie? Mit Schokolade?
„Gute Idee“, sagte Annemarie zustimmend.
„Und, Cecily, versuch doch bitte noch einmal, die Produzentin von Northwest Now zu erwischen. Jetzt haben wir noch eine bessere Story. Die Stadt kämpft gegen die Naturgewalten. Oder irgendwas in der Art.“
Cecily nickte und machte sich Notizen auf ihrem Tablet-Rechner.
„Und sonst?“, fragte Olivia. „Es gibt doch bestimmt noch etwas, das wir tun können.“
„Ja“, meinte Samantha. „Wie verrückt beten.“
18. KAPITEL
Wenn eine Frau in Schwierigkeiten steckt, lernt sie erst ihre wahren Freunde kennen.
Muriel Sterling, Erkenne, wer du bist: Eine Frau geht ihren Weg
M utterschaft war der schwierigste Job, den es gab, und Mutter von erwachsenen Töchtern zu sein glich dem vergeblichen Versuch, aus Stroh Gold zu spinnen. Anscheinend hatte Muriel also wieder einmal alles falsch gemacht.
„Mom, du kannst den Leuten doch nicht erzählen, dass wir in finanziellen Schwierigkeiten stecken“, schimpfte Samantha sie aus. „Ein guter Ruf ist das A und O.“
„Es tut mir leid“, sagte Muriel. „Ich dachte einfach, ich könnte ein paar Leute, die Geld haben, dazu überreden, uns zu helfen.“
Jedenfalls hatte sie es anfangs für eine gute Idee gehalten. Als Ersten und Einzigen hatte sie Del angerufen, und im Grunde war ihr sofort klar gewesen, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Del hatte sich dazu bereit erklärt, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, was ermutigend geklungen hatte. Aber dann hatte sie gehört, wie seine vorlaute Schwester im Hintergrund geredet hatte. Und gewusst, dass Darla da war. Sofort hatte Muriel beschlossen, lieber Abstand von diesem Plan zu nehmen, bis sie alle Auswirkungen noch einmal durchdacht hatte. Aber natürlich war es schon zu spät für diesen Rückzug gewesen. Noch bevor sie aufgelegt hatte, war ihr klar gewesen, dass Del alles ausplaudern würde. Darla wusste alles über das Geschäft ihres Bruders, und jetzt wusste sie auch genauestens über die finanzielle Situation der Sterlings Bescheid. Darüber war Samantha überhaupt nicht glücklich.
„Mom, bitte versuch nicht wieder zu helfen. Ich kann es mir nicht leisten, dass Leute wie Darla in den Laden kommen und unsere Angestellten erneut in Panik versetzen. Und es nützt uns gar nichts, wenn die ganze Stadt denkt, wir sind pleite, währendwir versuchen, den Laden wieder in Schwung zu bringen.“
„Ich verstehe“, sagte Muriel. Sie war den Tränen nahe, und es fiel ihr schwer, mit fester Stimme zu sprechen.
Samanthas Ton wurde weicher. „Hör zu, ich weiß deine Bemühungen zu schätzen, ehrlich. Vor allem nach dem, was du durchgemacht hast. Aber wenn du dich einfach um den kreativen Teil der Sache kümmerst, nehme ich mich der finanziellen Aspekte an, okay?“
„Okay“, antwortete Muriel. „Und es tut mir wirklich leid, dass ich dir mit dieser Aktion noch mehr Probleme bereitet habe, vor allem, wo du sowieso noch mit dem Erdrutsch zu kämpfen hast.“ So ignorant, dass ihr nicht bewusst war, was dieser neue Rückschlag für das Festival ihrer Tochter bedeuten konnte, war sie auch wieder nicht. Und logischerweise dann auch für ihr Geschäft. Und was machte sie? Statt zu helfen, machte sie alles noch schlimmer. So viel zu den guten mütterlichen Absichten.
„Mach dir keine Sorgen. Wir finden schon einen Weg, um das Problem zu lösen“, sagte Samantha. Ihr Tonfall verriet, dass das
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