Schokoladenzauber - Roman
Teddybären geflickt. Früher, vor der Zeit des billigen Massenspielzeugs, gab es viele Puppenkliniken. Brummbart meint, das sei die perfekte Werkstatt für meine Wunschschokolade, ich könnte sie dort sogar verkaufen.«
»Und es wäre gleich um die Ecke von Felix’ Laden, ihr könntet euch viel öfter sehen«, erwähnte Jake betont beiläufig. Als ob ich das nicht merken würde!
»Wir sehen uns häufig genug«, sagte ich sanft. Da hatte Jake jahrelang sein Möglichstes getan, um potenzielle Verehrer zu vertreiben, und nun versuchte er, Felix und mich miteinander zu verkuppeln – womöglich hatte das Felix erst auf Ideen gebracht? Vermutlich hatte Jake ein schlechtes Gewissen, weil er bald aus dem Nest fliehen und mich alleine lassen würde, aber er ahnte ja nicht, wie sehr ich mich darauf freute!
Davon abgesehen waren Jakes Bemühungen sowieso fruchtlos, denn ich konnte für Felix so nicht empfinden – für mich war er ein Familienmitglied. Wilde’s Women hatten sich aufgelöst, weil Janey plötzlich geheiratet und Poppy bekommen hatte und Mum daraufhin, wie schon erwähnt, aus wenig ehrenhaften Gründen mich. Felix war ein paar Jahre älter, er war eine Jugendsünde von Mags, und daher war er für Poppy und mich immer so etwas wie ein Beschützer und großer Bruder gewesen.
So also war es gekommen, dass ich meinen Freund wie einen Bruder liebte, meinen Bruder wie einen Sohn und meine Mutter … überhaupt nicht. War es ein Wunder, dass ich Beziehungsprobleme hatte?
»Poppy wohnt auch nur einige Meilen außerhalb von Sticklepond, sie kann ich dann auch häufiger sehen«, fügte ich mit Nachdruck hinzu.
Jake schaute auf die Uhr und sprang auf. »Ich muss los. Ben holt mich in einer Minute ab.«
»Jake, denk daran …«, begann ich meine Ermahnungen.
»Ich weiß, ich weiß«, unterbrach er mich gutmütig und schlüpfte mit erstaunlichen Schulterverrenkungen in den langen schwarzen Ledermantel, für den ich Jahre – und sehr viel Wunschschokolade – hatte sparen müssen. »Keine Drogen oder Saufgelage und nur Safer Sex – falls ich das Glück haben sollte!«
»Jake!«, rief ich entsetzt, aber er war schon fort.
Die ständige Gratwanderung zwischen Fürsorge und der Gefahr, als langweilige, alte und uncoole Mutter dazustehen, erschöpfte mich, wie wahrscheinlich jede andere Mutter eines Teenagers auch.
Doch das Ironische war, ich war nicht einmal seine Mutter.
Später rief ich Poppy an und erzählte ihr, dass Brummbart die Alte Schmiede gekauft hatte.
»Aber das ist ja großartig!«, rief sie. »Wir haben noch bei der letzten Gemeinderatssitzung darüber gesprochen! Mein Cousin Conrad hat mir erzählt, dass die Schmiede verkauft worden ist und wieder als Museum eröffnet werden soll. Habe ich das nicht erwähnt?«
»Vielleicht, aber offenbar habe ich es vergessen.« Poppy und Felix waren Mitglieder im Gemeinderat und erzählten mir oft, was dort besprochen wurde, nur hatte es mich nie besonders interessiert – bis jetzt.
»Aber warum hat mir Conrad nicht gesagt, wer die Schmiede gekauft hat?«, rätselte sie.
»Brummbart hat ihn vermutlich zur Geheimhaltung verpflichtet, du kennst ihn doch. Warum habt ihr überhaupt darüber gesprochen? Ich hätte nicht gedacht, dass Brummbart eine Nutzungsgenehmigung braucht – das Haus hat doch schon als Museum gedient! Das Gleiche sollte auch für den Laden im Cottage gelten, denn das war Aimee Frintons Puppenklinik.«
»Soweit ich weiß, braucht ihr keine Genehmigung, und wir haben das Thema auch nicht wirklich diskutiert. Wir haben uns nur zum Schluss darüber unterhalten, dass der Fund des Shakespeare-Manuskripts so viele Touristen ins Dorf lockt und deshalb all die neuen Geschenke-Shops, Cafés und der Hexen-Laden entstanden sind. Selbst das Stirrups hat mehr zu tun, und zu Marked Pages verirren sich auch mehr Kunden. Darum waren alle sehr froh, dass die Alte Schmiede wieder bewohnt und als Museum genutzt werden soll. Und natürlich hoffen alle, dass es ins Dorf passt wie einst das Puppen…«
Sie brach mitten im Satz ab. Puppen und Brummbart konnte man nicht in einem Atemzug nennen. »Nein, natürlich wird es kein Puppenmuseum, oder? Ich Trottel!«
»Nun ja, Brummbart wird sicher Puppen in seinem Museum zeigen, allerdings nur in Gestalt von Zauberfiguren.«
»Etwa Voodoo-Puppen? Mit Nadeln und so?«
»So was in der Art. Sie können guten und bösen Zwecken dienen.« Ich machte eine kleine Pause. »Du meinst also, ein Museum über Hexenkunst und
Weitere Kostenlose Bücher