Schokoladenzauber - Roman
Heidentum ist nicht wirklich das, was sich der Gemeinderat erhofft?«
»Nun … nein, nicht wirklich. Aber es wird sicher ein großer Erfolg«, fügte sie rasch hinzu, »obwohl ich nicht weiß, wie Hebe Winter das aufnehmen wird.«
»Du meinst, als einzige Hexe im Dorf könnte sie an Brummbarts Erscheinen Anstoß nehmen?«
Poppy kicherte. »Chloe, Hebe Winter ist keine Hexe. Immerhin geht sie in die Kirche.«
»Aber so etwas tun Hexen doch, oder nicht? Jedenfalls ist sie der weißen Magie weit mehr zugetan als der arme alte Brummbart. Ich bin sicher, dass er von Zeit zu Zeit in den Grauzonen wildert, natürlich immer nur mit den besten Absichten.«
»Mir macht dein Großvater Angst.«
»Hunde, die bellen, beißen nicht.«
»Ich werde niemals vergessen, wie er mich als Kind angeschaut hat, als ob er mich in einen Frosch verwandeln wollte. Davon habe ich mich nie erholt.«
»Er macht sich einfach nichts aus Babys oder Kindern, weil man sich mit ihnen nicht vernünftig unterhalten kann«, erklärte ich. »Trotzdem liebt er uns auf seine Weise.«
»Vermutlich«, sagte Poppy, doch es klang nicht überzeugt. »Aber deine Großmutter war wunderbar.«
»Ja, nicht wahr? Und ich hänge auch sehr an Zillah, obwohl sie kein Ersatz für Oma ist.«
»Hebe Winter nennt sich selbst übrigens Kräuterkundige, nicht Hexe«, erklärte Poppy im Rückgriff auf unser vorheriges Thema. »Angeblich funktionieren manche ihrer Mixturen sogar, so wie der Liebestrunk – ich habe ein Fläschchen gekauft!«
»Poppy! Bei wem willst du den denn erproben?« Obwohl wir beide kein Glück in der Liebe hatten, hatte Poppy die Hoffnung, den Richtigen zu finden, noch immer nicht aufgegeben, und sie verdiente ein Sie-lebten-glücklich-bis-ans-Ende-ihrer-Tage-Ende.
»Oh, bei niemandem«, sagte sie rasch. »Das war ein Spontankauf, Chloe. Du weißt doch – was nicht vier Hufe und eine Mähne hat, kann ich nicht lieben.«
»Das halte ich, gelinde gesagt, für eine Übertreibung. Du hast den Richtigen nur noch nicht getroffen.«
»Doch, sogar schon ziemlich oft, nur sehen die Männer in mir nie die Richtige. Und die Männer dieser Online-Dating-Agentur, bei der ich jetzt Mitglied bin, wollen sich nicht einmal mit mir treffen.«
»Das ist wahrscheinlich auch besser, du weißt doch gar nicht, mit was für Typen du es da zu tun hast. Womöglich sind das ziemlich schräge Vögel.«
»Du hast sicher recht. Und wenn du erst in der Nähe wohnst, sehen wenigstens wir zwei uns öfter. Ich freue mich darauf.«
»Und auch Felix«, ergänzte ich. »Drei Einzelwesen. Stickleponds Club der Einsamen Herzen. Aber vielleicht behältst du lieber für dich, wer die Alte Schmiede gekauft hat, wenn du glaubst, dass sonst Unruhe entsteht. Überraschen wir Sticklepond mit einem fait accompli .«
»Aber du wirst es doch Felix erzählen?«
»Ja, ich rufe ihn gleich an, aber auch ihn werde ich zu Stillschweigen verdonnern. Aber weshalb ich dich eigentlich angerufen habe – ich bekomme morgen von Conrad die Schlüssel, und ich dachte, vielleicht könntest du dir kurz freinehmen und dich mit mir zum Mittagessen im Falling Star treffen, dann kann ich dir alles erzählen.«
»Warte, ich frage kurz Mum, wie es aussieht.«
Poppy legte eine Hand auf den Hörer, aber ich hörte ihr Rufen trotzdem: »Mum! Chloe will sich morgen mit mir zum Mittagessen treffen – kommst du alleine klar? Was …?«
Poppys Mutter verfügt (obwohl sie Kettenraucherin ist) zwar über eine ebenso gesunde Lunge wie ihre Tochter, doch die Antwort war bloß ein vages Geräusch im Hintergrund. Janey war wohl im oberen Stockwerk.
Poppy kam zurück an den Apparat. »Das geht in Ordnung. Morgen ist es ruhig, die Praktikantin kann Mum beim Ausmisten und Reinigen von Sattel- und Zaumzeug helfen.«
»Sagen wir gegen zwölf – dann kannst du mir auch erzählen, was in letzter Zeit so los war.«
»Nicht viel. Das Aufregendste waren wohl meine langen Nächte bei einem Pony mit Hufrehe«, sagte sie betrübt. »Oh, davon abgesehen, dass Miss Winter bei der letzten Sitzung des Gemeinderats erzählt hat, der Bischof suche immer noch nach einem ehrenamtlichen Vikar für All Angels. Andernfalls müsste unsere Gemeinde mit einer anderen zusammengelegt werden, und dafür begeistert sich hier niemand. Darum ging es bei der letzten Krisensitzung des Gemeinderats, und heute Abend ist schon wieder eine, also hat man vielleicht einen Vikar gefunden – aber das erzähle ich dir morgen.«
»Ich kann es kaum
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