Schokoladenzauber - Roman
gibt es bis zu meinem achtzehnten Geburtstag keinen einzigen Brief von ihm. Und dann folgt lediglich die Nachricht, dass er nun nichts mehr zahlen würde und sowieso nie überzeugt gewesen sei, dass ich sein Kind bin.«
»Verstehen kann man’s, damals gab es schließlich noch keine Vaterschaftstests, also ließ sich auch nichts beweisen«, sagte Felix.
»Aber wenn er dich gesehen hätte, wäre ihm die Ähnlichkeit aufgefallen«, sagte Poppy.
»Ich sehe keine Ähnlichkeit.« Ich schaute mir die Fotos noch einmal gründlich an. »Das bildest du dir ein.«
»Von beiden Männern sieht er dir ähnlicher, mehr auch nicht«, räumte Felix ein.
»Sagen wir, er sieht mir am wenigsten unähnlich . Aber ob er es geglaubt hat oder nicht, gezahlt hat er, wie auch der arme Chas. Mum war bestimmt überzeugt, dass sie sich da eine ganz tolle Masche ausgedacht hatte, bis ich dann achtzehn wurde und kein Geld mehr kam.« Ich warf das Bild wieder auf den Stapel. »Und das wirklich Widerliche ist, dass sie den Trick noch einmal versucht hat – indem sie mit Jake schwanger wurde!«
Poppys jeansblaue Augen weiteten sich. »O nein, nicht auch mit Jake.«
»Doch, nur da hat es nicht funktioniert.«
»Nun, wahrscheinlich geht das heutzutage nicht mehr so leicht«, gab Felix zu bedenken. »Es hat sich vieles geändert, und den meisten Männern wäre es egal, es sei denn, sie müssten Unterhalt zahlen. Außerdem könnten sie durch einen Vaterschaftstest Gewissheit erlangen.«
»Das hat Lou sicher nicht bedacht, sie war nie die Cleverste«, sagte ich und lächelte gequält. »Und der Mann, dem sie einreden wollte, er wäre Jakes Vater, war ein sehr heller Typ. Das Ganze wäre also spätestens aufgeflogen, wenn er das Baby gesehen hätte! Ich glaube, zur Abwechslung hat sie die Wahrheit gesagt, und Jakes Vater ist wirklich ein italienischer Kellner, den sie im Urlaub kennengelernt hat. Seine schönen dunkelbraunen Augen muss Jake ja irgendwoher haben.«
»Wenn sich aus der Sache kein Geld schlagen ließ, gab es wohl auch keinen Grund, euch zu belügen«, stimmte Poppy zu. »Wenigstens brauchst du dir darüber keine Gedanken zu machen.«
»Mags und Janey waren eingeweiht, und offenbar fand Mags das alles furchtbar amüsant«, sagte Felix, nachdem er eine Notiz in der liederlichen Handschrift seiner Mutter gelesen hatte. »Vor allem, weil Chas immer den Eindruck erweckt hatte, ein glücklicher Ehemann zu sein. Und dann hat er sich doch von Lou verführen lassen.«
»Er hätte Nein sagen können«, wandte Poppy zu Recht ein. »Und der andere Mann auch.«
»Hätten sie, haben sie aber nicht«, entgegnete Felix. »Lou wusste genau, was sie tat, und sie hat ja auch nichts anbrennen lassen. Das gilt wohl für alle unsere Mütter, aber wenigstens hat sich deine nach ihren wilden Jahren häuslich niedergelassen und sogar geheiratet, Poppy.«
»Da sind bloß ihre Liebe zu Pferden und ihre Verliebtheit zusammengekommen. Und nachdem Dad weg war, hat sie sich gleich auf die Männer des Middlemoss-Schleppjagd-Vereins gestürzt.«
»Und zwar wortwörtlich«, sagte ich, und Poppy kicherte.
»Anzunehmen! Aber wenigstens hat sie keinen Mann mehr mitgebracht, seit ich sie mit einem der Hundeführer erwischt habe, in einer Pferdebox. Ich war dreizehn. Alles in allem war sie als Mutter gar nicht so schlecht.«
»In der Hinsicht ist sie wohl aus der ganzen Truppe am besten geraten«, stimmte Felix zu. »Was nicht viel heißt. Chloes Mum ist eine Ausreißerin mit Hang zu Erpressung, während meine nicht geschätzte Mutter mich gleich nach meiner Geburt bei den Großeltern abgeladen hat und mit Mitte fünfzig immer noch rummacht, obwohl sie offiziell mit einem Schmierlappen zusammenlebt, der halb so alt ist wie sie.«
»Zumindest weißt du, wo sie ist«, warf ich ein. Mags hatte das Glück gehabt, vor Jahren mit dem Erbe eines älteren Liebhabers einen Nachtclub zu eröffnen, den Hot Rocks Nightclub in Southport. Besagter Schmierlappen fungierte dort als Manager. »Wenn sie den Club nicht gehabt hätte, wäre sie womöglich mit Mum untergetaucht.«
Ich hatte Mags’ Version von den Geschehnissen jener Nacht sowieso nie geglaubt. Lou und Mags hatten immer wie Pech und Schwefel zusammengehalten, anders als Janey, die nach den Jahren als Wilde’s Women ihr eigenes Ding machte, auch wenn sie alle eng befreundet blieben und sich manche Nacht im Hot Rocks um die Ohren geschlagen hatten.
»Gott weiß, was Lou die ganze Zeit so treibt und wo sie ist,
Weitere Kostenlose Bücher