Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schokoladenzauber - Roman

Schokoladenzauber - Roman

Titel: Schokoladenzauber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trisha Ashley
Vom Netzwerk:
auf jemanden warten.«
    »Cruise Missile? Hat er sich so in der Anzeige genannt?«, fragte ich ungläubig. »Das hast du uns verschwiegen.«
    »Es schien mir nicht wichtig«, erwiderte sie schlicht. »Das sind doch bloß Fantasienamen, um jemanden anzusprechen.«
    »Dich hat es offenbar angesprochen. Und wie nennst du dich?«
    »Reitherrin.«
    »Reitherrin?« Ich starrte sie an, und sie schaute mit Unschuldsmiene zurück. Wenn man sich bewusst machte, bei was für einer Mutter Poppy aufgewachsen war, war es unfassbar, wie naiv sie sein konnte. Aber man musste zu Poppys Entschuldigung sagen, dass ihr Sinn für Metaphorik nicht sonderlich ausgeprägt war.
    »Na ja, im Grunde bin ich das doch.«
    »Ja-ha …«, erwiderte ich gedehnt. »Ach, egal. Und was hast du dann gemacht, dich unter einem Vorwand zur Hintertür rausgeschlichen und die Flucht ergriffen?«
    »Nein, ich bin zu ihm gegangen und habe ihn gefragt, ob er auf die Reitherrin warten würde, allerdings war er von meinem Anblick ebenfalls sehr enttäuscht.«
    »Das begreife ich nicht«, sagte ich solidarisch, obwohl ich zugeben musste, dass Poppy unter Aufbrezeln etwas anderes verstand als ich. Sie nahm ein wenig rosa Lippenbalsam und fuhr sich einmal mit dem Kamm durch ihr kräuseliges, straßenköterblondes Haar, und meistens nahm sie dafür denselben Kamm, mit dem sie auch den Schwanz von Honeybun striegelte.
    »Nun, er hatte eben erwartet, dass ich Reithosen tragen und eine Peitsche mitbringen würde.«
    »Du liebe Zeit, so einer also.«
    »Offensichtlich. Wir hatten uns noch keine fünf Minuten unterhalten – er hat mir nicht einmal ein Getränk angeboten –, da hat er schon gefragt, ob wir zu mir fahren könnten. Er sei ein unartiger Hengst und müsse einmal richtig erzogen werden. Ich war ein wenig fassungslos.«
    »Und den Wunsch hast du ihm nicht erfüllt? Wie bist du aus der Sache rausgekommen?«
    »Ich habe zu Felix geschaut und lautlos ›Hilfe‹ gesagt.«
    »Der galante Ritter eilt herbei und reicht die rettende Hand – der gute Felix!«
    »Aber nicht sofort: Erst ist er aufgestanden und zur Hintertür rausgegangen, so dass ich schon befürchtete, er würde mich im Stich lassen, was er natürlich niemals täte. Ich bin trotzdem ein wenig panisch geworden, habe Cruise Missile hingehalten und ihm erzählt, dass meine Mutter zu Hause wäre und die Ställe ausmisten würde, doch da ist Felix durch die Vordertür auf mich zumarschiert und hat gerufen: ›Da bist du ja, Poppy! Die Kinder weinen schon nach dir – komm bitte nach Hause, Schatz. Das mit unserem Streit tut mir so leid!‹«
    »Offenbar liest er wieder viktorianische Melodramen«, stellte ich fest. »Und dann …?«
    »Bin ich aufgestanden, habe Cruise Missile angelächelt und mich entschuldigt, das Ganze sei ein großes Missverständnis, und dann sind wir zu Felix’ Laden gegangen. Im ersten Moment war es entsetzlich, aber nach einer Weile konnte ich darüber lachen, außerdem wäre es schade gewesen, den Abend zu vergeuden, und darum sind wir in Southport ins Kino gegangen. Wir haben bei dir angerufen, weil wir dich mitnehmen wollten, aber du bist nicht rangegangen.«
    »Stimmt, das Telefon hat geklingelt. Aber ich war an einer kniffligen Stelle bei einem großen Engel mit persönlicher Botschaft und konnte den Hörer nicht abnehmen, und hinterher habe ich es wohl vergessen. Bei mir herrscht Fließbandproduktion. Es riecht wie in einer Schokoladenfabrik.«
    »Das tut es immer«, stellte Poppy sachlich fest. »Und das mag ich.«
    Wenig überraschend rief Felix nur zehn Minuten nach Poppys Aufbruch an, um seine Version des Abends zu schildern. Sie war ihrer ziemlich ähnlich, nur dass Felix den Möchtegern-Tom-Cruise ausgesprochen bedrohlich und unangenehm fand.
    »Zu seiner Ehrenrettung – Poppy hat sicher unbeabsichtigt die falschen Signale ausgesandt. Für mich klang es so, als sei er eher traurig und nichtssagend gewesen«, erwiderte ich.
    »Bedrohlich bizarr«, beharrte Felix. »Ich begreife nicht, wie man bei einer Mutter wie Janey so …« Er machte eine Pause und suchte verzweifelt nach einem Adjektiv für Poppy, die (sangeslose) Maria von Trapp aus Sticklepond.
    »Lieb und unschuldig sein kann?«, schlug ich vor. »Das habe ich mich auch gefragt.«
    »Ich hätte vertrauensselig und arglos gesagt. Ich habe ihr geraten, auf solche Anzeigen nicht mehr zu reagieren.«
    »Wird sie auf dich hören?«
    »Nein, nur weil ein fauler Apfel darunter gewesen sei, sagt sie, müsse nicht die

Weitere Kostenlose Bücher