Schokoladenzauber - Roman
wenn ihre Großnichte den Titel gekauft hätte, aber da dieser an keinerlei Privilegien oder Besitztümer gebunden ist, war ihre Nichte wohl der Meinung, das Geld wäre im Haus selbst besser angelegt.«
»Da hat sie vermutlich recht. Das klingt nach einer Investition aus Eitelkeit wie ein personalisiertes Nummernschild.« Ich schloss den Karton, klebte ihn zu und schrieb mit dickem schwarzem Filzstift »Engel – Wohnzimmer« darauf. »Na komm, trinken wir einen Kaffee, und dann kannst du mir erzählen, warum du eine Ausgabe der Times in der Hand hast.«
»Ich habe ein paar Partnerschaftsanzeigen angekreuzt, aber nach dem letzten Desaster wollte ich gerne deine Meinung hören, ehe ich jemanden anschreibe. Du hast vielleicht ein besseres Gespür dafür, wer seltsam klingt.«
Für mein Empfinden klangen sie alle seltsam – oder panisch. Aber auch Poppy wurde langsam panisch (obwohl sie keineswegs seltsam war), weil sie so gerne heiraten und Kinder bekommen würde, bevor es zu spät war.
Ich dagegen hatte mich entschieden, beidem zu entsagen, von meinem Dasein als Ersatzmutter abgesehen. Doch diese Rolle hatte in mir nicht gerade die Sehnsucht genährt, selbst Mutter zu werden, sondern sie vielmehr im Keim erstickt.
Kapitel acht
Der Weihetrank
U nd schließlich, als sich sogar Brummbarts heroische Geduld erschöpfte, brach unter einem klaren blauen Himmel der Tag unseres Umzugs in die Alte Schmiede an.
Am Vortag war Poppy mit dem großen Pferdeanhänger zu mir gekommen, und wir hatten all meine Töpfe, Kübel und das auseinandermontierte Gewächshaus zur Alten Schmiede gefahren und in den Garten gebracht. Die Töpfe mit den Duftgeranien mussten sich wieder auf den Fensterbänken drängen; noch war es zu kalt, sie ins Freie zu stellen.
Im Anschluss hatte mir Poppy gezeigt, was sie und Felix mir zum Einzug schenkten: Neben meiner Eingangstür hing ein mit roten Geranien verziertes ovales Schild, auf dem »Angel Cottage« stand.
»Angel Cottage, Angel Lane 1« klang wundervoll weich, flaumig und sicher, es klang nach einem Heim, in dem ich mich einkuscheln konnte wie ein Schwanenjunges unter dem Flügel seiner Mutter. Aber was würde Brummbart davon halten – Engel auf der einen, Heiden auf der anderen Seite?
Man muss dazusagen, dass Sticklepond mit seiner Angel Lane, der All-Angels-Kirche und einem Friedhof voller Marmorengel ohnehin ein Ort der Engel war. Laut Felix hatte sich ein Steinmetz aus der Gegend auf die Figuren spezialisiert, ich hatte sie oft über die Mauer hinweg bestaunt.
Und nun gab es mein Angel Cottage. Die Dolly Mops hatten ganze Arbeit geleistet. Das Haus war in einem weichen, warmen Cremeton gestrichen, und das Wohnzimmer hatte eine altrosa Wand, passend zu den alten Kacheln am Kamin.
Der einzige farbliche Ausreißer war der dunkelviolette Anstrich in Jakes Zimmer, aber so schrecklich, wie ich erwartet hatte, sah es gar nicht aus, nicht einmal, nachdem Jake seine schwarz-violetten Vorhänge im Retrolook aufgehängt hatte.
Poppy half mir noch rasch, die restlichen Vorhänge zu befestigen, und eilte dann wieder in den Reitstall. Sie hatte in den letzten vierzehn Tagen so oft mit mir die Trödel- und Wohltätigkeitsläden durchstöbert, dass sich Janey schon beschwerte, obwohl sie selbst gerne spontan auf die eine oder andere Tour ging. (Ein wenig wie Mum, doch bei Janey dauerte so etwas meist nur wenige Tage, und sie kam immer zurück.)
Wir hatten fast alles erledigt, am nächsten Tag schon wäre dies hier mein neues Heim – und vielleicht ein neues Kapitel in meinem Leben als zufriedene Single- und erfolgreiche Geschäftsfrau.
Die Umzugshelfer legten gleich bei Morgengrauen los. Sie hatten schon tagelang in unserem alten Haus alles verpackt. Zillah und Brummbart waren immer mehr in Küche und Arbeitszimmer gedrängt worden, zwischen die Umzugskartons.
Jake und ich waren bereit, wir mussten nur noch die Betten abziehen und ein paar letzte Habseligkeiten verpacken wie den Wasserkocher und die Kaffeetassen. Dann wurde der Inhalt unserer Wohnung in einen kleinen Lastwagen verladen und brauste los gen Sticklepond, während die übrigen Männer erst anfingen, einen riesigen Umzugswagen mit Brummbarts weltlichen (und außerweltlichen) Besitztümern zu beladen, als ob sie ein schwieriges dreidimensionales Puzzle lösen müssten.
Felix und Jake sollten die Arbeiter beim Entladen am Cottage dirigieren, und so nahm Jake Zillah in meinem Fiat mit, während sich Tabitha in ihrem Körbchen auf
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