Schokoladenzauber - Roman
in Brummbarts Achtung erheblich gestiegen.
»Ich wollte Chloe nur sagen, dass Zillah eine große Menge Eintopf fertig und Jake angerufen hat, dass er bei einem Freund essen und später kommen wird.«
» Mich hat er nicht angerufen«, sagte ich misstrauisch. »Und bei welchem Freund? Er wird doch nicht etwa trinken? Schließlich muss er noch fahren und …«
»Kein Grund zur Panik, Chloe. Er hat versucht, dich anzurufen, doch du bist nicht rangegangen, deshalb hat er Zillah eine Nummer hinterlassen. Ich brauche das Auto heute Abend nicht, und außerdem ist er ein vernünftiger Junge. Du«, sagte er mit Blick auf Felix, und es klang mehr wie ein Befehl als eine Einladung, »kannst uns beim Essen gerne Gesellschaft leisten. Du brauchst dich nicht groß zu kleiden.«
»Was, überhaupt nicht?«, rutschte es Felix heraus, und er errötete.
»Das heißt, du brauchst dich nicht umzuziehen«, erklärte ich, und der fassungslose Gesichtsausdruck wich Furcht und Erleichterung zugleich. Felix hatte oft bei mir und Jake gegessen, aber er war noch niemals eingeladen worden, mit der ganzen Familie zu speisen.
Falls er ein Froschgulasch im Stil der Addams-Familie erwartet hatte, musste es ihn sehr beruhigt haben, dass es einen konventionellen Lammtopf mit Nierenklößchen gab, gefolgt von Bratäpfeln mit Rosinen und Vanillesauce. Meiner Meinung nach hätten die Äpfel besser geschmeckt, wenn Zillah sie mit Schokoraspeln gefüllt hätte, aber das gilt, zugegebenermaßen, in meinem Fall für beinahe alles.
Kapitel zehn
Das kleinere Übel
A m folgenden Nachmittag stellte ich zum ersten Mal das Bad an, und kaum begann das Erhitzen und Rühren, zog auch schon der wunderbare, vertraute Duft von Schokolade durch das Cottage. Das sanfte, gluckernde Geräusch ist so beruhigend …
Später, auf dem Rückweg von der Sitzung des Gemeinderats, leistete mir Poppy Gesellschaft. Sie hatte sich auf die Anrichte gesetzt und schaute zu, wie ich die Formen mit einem großen Backpinsel ausstrich – ein Verfahren, das ich mir durch viel Übung angeeignet hatte. Auf diese Weise ließ sich die Dicke der Schokolade am besten bestimmen.
Poppy trug Reithose, Weste und Stiefel, und vermutlich hatte sie darin zuvor diverse Pferdeboxen ausgemistet, was nicht gerade hygienisch war. Doch nun war es zu spät, sie darauf hinzuweisen. Und außerdem war ich so dankbar, dass ich einen Maulwurf im Gemeinderat hatte, wie konnte ich sie da wegen ein paar Keimen tadeln?
»Ich dachte, Miss Winter hätte die Versammlung einberufen, um uns endlich zu verraten, wer der neue Vikar ist – ich platze doch vor Neugierde! –, aber es ging bloß um deinen Großvater«, sagte Poppy, nachdem sie die Ereignisse rasch zusammengefasst hatte.
»Felix und ich wussten das, ich dachte, er hätte es dir auch gesagt.«
»Nein, und ich weiß nicht, warum das nicht bis zur nächsten regulären Sitzung warten konnte. Keiner hielt die Sache für besonders dringlich, und außerdem können wir sowieso nichts gegen deinen Großvater und sein Museum unternehmen, selbst wenn wir wollten!« Poppy kicherte. »Der arme Mr Merryman hat gesagt, es gäbe doch bereits in Winter’s End ein Museum für Hexenkunst, und ich dachte, Miss Winter würde ihn in eine Steinsäule verwandeln.«
»Aber er hat recht, Poppy. Dort im Haus hängt eine große Schautafel über Alys Blezzard und die Hexenkunst, das haben wir doch bei unserem letzten Besuch gesehen, weißt du noch? Darum verstehe ich auch nicht, weshalb Hebe Winter so gegen Großvater ist, abgesehen davon, dass die beiden wohl vor vielen Jahren eine Auseinandersetzung hatten.«
»Angeblich praktiziert er die dunklen Künste. Sie will unbedingt, dass der Vikar deinen Großvater aufsucht.«
»Nun, wie sie meint. Aber so wie sie sich aufführt, könnte man glauben, Brummbart würde Satanismus betreiben.«
»Sie sieht sich selbst und ihr Tun wohl in einem anderen Licht. Die lustigen Weiber von Winter’s End vereinen recht problemlos das Okkulte mit dem Christentum: Immerhin trägt Hebe Kreuz und Pentakel um den Hals.«
»Nun, für Brummbart gilt das sicher nicht, trotzdem ist er vollkommen harmlos, und selbst wenn er etwas Obskureres versucht, es funktioniert sowieso nie, also muss sie sich wirklich keine Sorgen machen. Außerdem: Hätte Brummbart nicht die Alte Schmiede gekauft, hätte es offenbar jemand getan, der wirklich gerne einen Abstecher in dunkle Gefilde unternimmt!« Und dann erzählte ich Poppy, was ich über Digby Mann-Drake
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