Schokoladenzauber - Roman
Honeybun sei krank und ich müsse auf der Stelle nach Hause fahren.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Das hat er dir abgenommen?«
»Wirklich überzeugt schien er nicht«, gab sie zu. »Ich bin wohl keine gute Lügnerin. Aber er will mich anrufen, damit wir es noch einmal tun können.«
»Was tun?«
»Im Garten essen.«
»Aber das klingt doch gar nicht so schrecklich, Poppy, auch wenn Februar nicht gerade der ideale Monat für ein Picknick im Garten ist. Oder hatte er Heizpilze?«
Sie schüttelte den Kopf. »Keine Heizung, und dabei hatte er das Essen in einer Art Sommerhaus angerichtet, das zu drei Seiten hin offen war. Ich habe mir in dem Moment so gewünscht, ich hätte meine Daunenweste nicht im Landrover gelassen – und das ist deine Schuld«, fügte sie vorwurfsvoll hinzu, »weil du gesagt hast, darin sähe ich wie ein Pummelchen aus.«
»Tust du auch, und es war ja wohl kaum zu erwarten, dass du um diese Jahreszeit im Freien essen musst! Aber deshalb bist du bestimmt nicht so schnell geflüchtet, also rück schon raus mit der Sprache, Poppy – was wollte er noch im Garten tun?«
Poppys ohnehin rosiges Gesicht nahm eine tiefrote Färbung an. »Nicht im Garten, sondern in diesem Sommerhaus, um genau zu sein. Dort stand eine große, hölzerne Liege an der Wand, im Grunde so etwas wie ein Bett, und das hätte mir etwas sagen sollen, denn man lässt im Winter keine Baumwollkissen draußen liegen, oder? Wenn ich nicht so dämlich wäre, hätte ich begriffen, dass sie jemand mit Absicht dorthin gelegt hatte.«
»Das ließ in der Tat etwas erwarten«, stimmte ich ihr zu und hatte große Mühe, eine ernste Miene zu wahren.
»Am Anfang habe ich das nicht kapiert, und alles lief prima. Wir haben mit dem Essen angefangen und uns wirklich gut verstanden, wie im Pub. Dann hat er plötzlich gesagt, es gäbe einen triftigen Grund, weshalb unser erstes richtiges Date im Garten stattfinden würde: Seine Frau sei nämlich immer dort, und er wolle, dass sie mich kennenlernt, damit sie das Gefühl habe, auch weiterhin an seinem Leben teilzuhaben.«
Unterdessen hatte ich die Pakete mit den Bestellungen in den großen, ganz und gar uneleganten Wagen gelegt, mit dem ich immer zur Post rollte, aber nun sah ich auf und fragte fassungslos: »Seine Frau ist Gärtnerin ? Hattest du nicht gesagt, er sei Witwer?«
»Ja, genau das habe ich auch zu ihm gesagt. Ja, hat er erwidert, er sei tatsächlich Witwer, aber er habe stets das Gefühl, seine Frau sei im Garten, weil sie den so sehr geliebt habe. Und was noch schlimmer ist, Chloe, angeblich hat er ihre Asche unter den Rosen verstreut, gleich vor dem Sommerhaus.«
»Das ist, gelinde gesagt, ziemlich bizarr, Poppy. Aber ich wette, die Rosen gedeihen prächtig?«
»Das lässt sich um diese Jahreszeit schwer sagen«, erwiderte Poppy, die endlich ihren Sinn für Humor wiederfand. »Ich war fassungslos, und dann habe ich ihn gefragt, ob ihn die Vorstellung, dass seine Frau über ihn wachte, nicht eher davon abhalten würde, eine Freundin mitzubringen, aber er hat gesagt, sie wäre ganz bestimmt einverstanden.«
»Kein Wunder, dass du die Flucht ergriffen hast.«
»Oh, warte mal ab! Er hat gesagt, er wäre sich deshalb so sicher, weil sie eine offene Ehe geführt hätten – offen in vieler Hinsicht, denn sie hätten gerne Sex unter offenem Himmel gehabt, wenn auch nicht immer miteinander.«
»Das hat er nicht gesagt.«
»Das hat er wohl gesagt – geradeheraus, als wäre es völlig normal. Und deshalb hätten sie auch das Sommerhaus gebaut: um ihre Aktivitäten abzuschirmen. Die Rückwand geht zur Straße hin. An dem Punkt war ich so entgeistert, dass mir rausgerutscht ist, jetzt wäre mir endlich klar, was er unter Aktivitäten im Freien versteht, die er laut seiner Anzeige ja so mag! Daraufhin hat er sich zu mir gesetzt und aufmunternd gesagt, Reitherrin hätte auch gut geklungen und er wäre stets offen für Neues. In dem Moment hat glücklicherweise Felix angerufen, und ich bin geflüchtet. Ein eiliger, aber unhöflicher Abgang.«
»Geschieht ihm recht – dabei sah er wirklich nett aus«, bedauerte ich.
»Immerhin habe ich etwas gelernt. Ich glaube allmählich, dass ihr beide recht habt, Felix und du, und dass ich auf diese Weise niemals einen Mann finden werde. Sie sind sicher alle irgendwie seltsam.«
»Vielleicht liegt das daran, dass die Spezies Mann im Allgemeinen seltsam ist und sich die meisten Frauen einfach auf den Mann einlassen, der ihnen am wenigsten
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