Schokoladenzauber - Roman
schlimm, wie du meinst. Du gehst doch sowieso nicht in die Kirche. Ihr werdet euch also kaum über den Weg laufen.«
»Wir sind uns heute Morgen über den Weg gelaufen, direkt vor meiner Haustür.«
»Er ist wahrscheinlich mit dem Hund rausgegangen, die hintere Auffahrt zum Pfarrhaus kommt an der Angel Lane raus, oder?«
»Ja. Nun, ich muss wohl einfach versuchen, ihm aus dem Weg zu gehen. Und selbst wenn Brummbart alles herausfindet und versucht, Raffy etwas Schreckliches anzutun, wird er wohl kaum Erfolg haben. Außerdem hat er im Moment ganz andere Sorgen.« Dann erzählte ich Poppy und Felix von dem Paket, das Brummbart von Digby Mann-Drake erhalten hatte. »Angeblich war es eine Warnung, aber es muss etwas wirklich Unangenehmes gewesen sein, da Brummbart es verbrannt hat.«
»Oh, ich habe ganz vergessen, euch zu erzählen, dass Mr Mann-Drake neulich in meinem Laden war, und auf mich hat er vollkommen harmlos und wie ein angenehmer Zeitgenosse gewirkt«, sagte Felix. »Ich habe ihn zunächst gar nicht erkannt, erst als wir uns unterhalten haben. Er hat erzählt, dass er Badger’s Bolt als Wochenendhaus gekauft habe, es dort aber so friedlich sei, dass er öfter kommen wolle. Klingt nicht sehr bedrohlich, oder?«
»Trotzdem, Jake hat im Internet recherchiert, und demnach ist Mann-Drake kein wirklich netter Mensch – und außerdem sagt Brummbart, er könne andere leicht täuschen«, warnte ich.
»Für mich klingt er auch wie ein Scheusal, und Miss Winter sollte froh sein, dass dein Großvater die Alte Schmiede gekauft hat, sonst hätten wir diesen Kerl mitten im Dorf«, pflichtete mir Poppy bei. »Aber mir ist gerade etwas eingefallen: Miss Winter hat doch vor, den neuen Vikar zu einem Besuch bei deinem Großvater zu drängen.«
»Geschieht ihm recht«, sagte ich kühl und wechselte dann das Thema, indem ich von meiner Unterredung mit Chas berichtete.
»Er hat es weit besser aufgenommen als erwartet. Er ist so nett, ich wünsche mir sehr, dass er mein Vater ist!«
»Die Chance ist immer noch groß«, sagte Poppy optimistisch. »Du wirst es ja bald erfahren.«
»Und wenn er es nicht ist, was willst du dann tun?«, fragte Felix. »Dich an diesen Schauspieler wenden, wie immer er heißt?«
»Carr Blackstock – in seinem Brief klang er nicht besonders liebenswürdig. Aber darüber denke ich nach, wenn es so weit ist. Ein Schritt nach dem anderen.«
»Mensch, bei dir kommt ja wirklich alles zusammen«, sagte Poppy.
»Ja, jetzt muss nur noch Mum auf der Schwelle stehen, und mein Glück ist vollkommen«, entgegnete ich leicht säuerlich. Sechs Jahre lang hatte in meinem Leben stille See geherrscht, doch nun war sie aufgewühlt, und vom Grund stieg allerlei Finsteres auf.
Kapitel achtzehn
Der Zauber entfaltet seine Macht
S chon am nächsten Tag sah ich den berühmt-berüchtigten Mr Mann-Drake mit eigenen Augen, und wie schon Felix fiel es mir schwer, Erscheinung und Ruf miteinander in Einklang zu bringen … Obwohl seine Erscheinung sehr seltsam war.
Er betrat das Marked Pages in dem Moment, als ich den Laden im Anschluss an meinen üblichen Morgenkaffee verließ. Mr Mann-Drake machte eine eigenartige halbe Verbeugung, lüftete seinen breitkrempigen Filzhut und wünschte mir einen guten Morgen. Ich wusste sofort, wer er war, auch wenn er mit dem Mann auf der Fotografie nicht viel Ähnlichkeit hatte.
Wahrscheinlich hatte er sich dafür auf eine Kiste gestellt, denn während er auf dem Foto groß und hager wirkte, sah er in Wirklichkeit eher wie ein kurzer Schädelstab aus, umhüllt von einem viktorianisch anmutenden Abendumhang. Sein Haar war in noch tieferem Schwarz gefärbt als Jakes und dicht an den Kopf geklebt, und obwohl seine Haut leicht mumifiziert wirkte, funkelten seine dunklen Augen so aufmerksam wie die einer Echse.
Im Grunde wirkte er wie ein Zauberer aus einem altmodischen Cabaret, doch er hatte etwas leicht Reptilhaftes an sich, vor dem mir gruselte, nur seine Stimme war sanft und honigweich. In dem Punkt hatte Brummbart recht.
Später rief Poppy von ihrem Handy aus an. Sie war offenbar draußen auf einer Weide, außer Hörweite ihrer Mutter; im Hintergrund blökten Schafe, ein Pferd schnaubte. Honeybun, so Poppy, wolle mir freundlich Hallo sagen. Ich war völlig überrascht, dass ihr Telefon ausnahmsweise funktionierte.
»Rufst du an, damit Honeybun mit mir kommunizieren kann?«, fragte ich. »Ich schmelze nämlich gerade Kuvertüre und muss die Temperatur gleich runterdrehen und
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