Schokoladenzauber - Roman
wohl kaum aufgenommen, oder?«
»Vermutlich nicht«, gab ich widerstrebend zu, obwohl ich nicht wirklich an seine Wandlung vom Rockgott zum Mann Gottes glauben konnte. »Hat er sonst irgendetwas Interessantes gesagt?«
»Nein, wir hatten keine Zeit mehr, weil Mum mit dem Tee und einem Teller Bourbon Biscuits zurückgekommen ist und mit Raffy geflirtet hat, was unerträglich peinlich war. Und dann hat sie noch behauptet, dass sie in Zukunft in die Kirche gehen wolle, was sie noch nie getan hat, von Hochzeiten einmal abgesehen.«
»Da muss sie sich aber hinten anstellen. Bald wird sich jede Frau in der Gemeinde die Finger nach ihm lecken, du wirst sehen.«
Poppy kicherte. »Außer Hebe Winter! Er geht morgen früh nach Winter’s End und hat dann angeblich vor, nachmittags zu deinem Großvater zu kommen, da sie seinetwegen so einen Wirbel gemacht hätte und er sich sehr für das Konzept des Museums interessieren würde.«
»Brummbart aufzusuchen ist womöglich keine kluge Idee«, sagte ich. »Ich habe das Gefühl, dass Zillah Brummbart alles erzählt hat, was sie über Raffy Sinclair weiß. Aber ich muss mich jetzt um meine Schokolade kümmern – wir reden später.«
Als ich mit der Schokolade fertig war und die Werkstatt aufgeräumt hatte, war schon später Nachmittag.
Ich war zwar müde und erschöpft, ging aber trotzdem ins Museum, weil ich Brummbart versprochen hatte, die Fahnen seines Museumsführers zu korrigieren. Es war nur eine kurze Broschüre, aber Brummbart spielte mit dem Gedanken, bei der gleichen Druckerei in Merchester auch sein Vademekum durch die Geschichte der Magie produzieren zu lassen. Es war ein altes Projekt, das er plötzlich wiederbeleben wollte und das bisher jeder Verlag abgelehnt hatte – selbst der, bei dem Brummbarts Buch über die Ley-Linien erschienen war.
Großvater hatte die Fahnen auf dem Schreibtisch ausgebreitet, und es dauerte nicht lange, sie durchzusehen. Als wir fertig waren, erschien Zillah mit Clive Snowball, der eine alte Weinkiste trug.
»Clive hat etwas für dich«, sagte sie mit ihrem goldglänzenden Lächeln. Sie schien sich erstaunlich gut mit dem Schankwirt zu verstehen.
»Die sind von Mutter.« Clive stellte die Kiste vor uns auf den Tisch und sagte dann ohne jedes Anzeichen von Neugierde angesichts all der seltsamen Objekte rings um ihn herum: »Ich muss los. Wir bekommen gleich eine Lieferung.«
»Sehen wir uns nachher beim Tanztee?«, fragte Zillah.
»Nein, ich hol dich ab und fahr dich hin: Du willst doch nicht den weiten Weg in diesen hübschen silbernen Sandalen laufen, nicht im Winter.«
Zu behaupten, dass Zillah geschmeichelt lächelte, wäre vielleicht zu viel gesagt, aber als sie Clive zur Tür brachte, tänzelte sie doch ein wenig.
Brummbart war der Unterhaltung nicht gefolgt. Er war mit der Kiste beschäftigt und wickelte alte, dicke grüne Flaschen aus, die noch einen gläsernen Stöpsel an einem Draht um den Hals hatten.
Die Flaschen enthielten eine Reihe von Gegenständen, aber als ich eine gegen das Licht hielt, konnte ich bloß ansatzweise einen Zettel und ein Bündel Zweige erkennen. »Was sind das für Flaschen? Ist das Mrs Snowballs geheimnisvolle Befähigung?«
»Gewiss. Florrie Snowball macht die besten und hat im Laufe der Jahre einen großen Vorrat angelegt, da wir alle das Gefühl hatten, wir würden sie eines Tages brauchen.«
»Oh«, sagte ich nachdenklich. Ich wusste, dass die Flaschen dazu dienten, Verwünschungen abzuwehren. Man fand sie häufig in alten Häusern. »Und das soll uns vor Mr Mann-Drake schützen?«
»Das ist die erste Verteidigungslinie«, bestätigte Brummbart.
»Brummbart«, sagte ich ein wenig verwundert, »ich dachte immer, diese Flaschen enthielten einen Zauber gegen Hexen. Wie kommt es dann, dass eine Hexe diese Flaschen macht? Und wenn die kistenweise im Keller des Pubs stehen, können sie doch gar nicht wirksam sein!«
»Sie sind sogar äußerst wirksam.« Brummbart hielt eine Flasche hoch und schüttelte sie sanft, und einen Augenblick lang glaubte ich, ich hätte in der tiefen gläsernen Düsternis einen Lichtfunken gesehen wie eine Sternschnuppe, doch das war sicher bloß eine Spiegelung.
»Aber wenn der Zauber wirkt, warum wirkt er nicht auf dich, Brummbart?«
Er sah mich überrascht an. »Weil mein Herz rein ist und meine Absichten gut sind, obwohl ich gestehen muss, dass ich gelegentlich einen kleinen Stich verspüre, wenn ich … äh … doch einmal versehentlich die Grenzen der
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