Schokoladenzauber - Roman
besitzt?«
»Natürlich nicht, aber er klingt wie ein furchtbarer Mensch mit einer furchtbaren Überzeugungskraft.«
»Das beschreibt wahrscheinlich ziemlich gut, wie ich früher war, oder? Also sollte ich weitgehend unempfänglich sein«, erwiderte er trocken.
»Du warst nie furchtbar oder böse, nur jung, hedonistisch und vollkommen von dir selbst besessen.«
»Danke für das Kompliment: Mir geht es schon viel besser«, sagte er mit einem ganz unchristlichen Sarkasmus, leerte seine Tasse und stand auf. »Dann trete ich dem Drachen wohl am besten gleich gegenüber.«
Arlo hingegen wollte sich nicht von der Stelle rühren und ruinierte Raffys coolen Abgang. Am Ende musste er seinen Hund nach draußen tragen.
Erwartungsgemäß war ich hinterher in großem Aufruhr, all meine Gefühle und Vorstellungen formierten sich zu neuen Bildern. Ich war so unruhig …
Als ich auf dem Rückweg von der Post in Felix’ Laden kam, sprach er gerade mit Kunden, und so ging ich gleich nach Hause und tippte Brummbarts neuestes Kapitel ab.
Nach einer Weile ging ich hinüber zu Zillah, die von ihrer Hamstertour zurückgekehrt war und am Küchentisch in den Tarotkarten wühlte, umgeben von Keksschachteln, gewaltigen Konserven mit Obstsalat und riesigen Gläsern voller Pickles. Hoffentlich würde sie nichts von alledem zu meinem Geburtstag in Geschenkpapier verpacken – vor allem nicht die eingelegten Eier.
»Und, hast du Raffy den Zauber gegeben?«, fragte sie und sah auf.
»Ja, aber braucht er gegen Mann-Drake keinen größeren Schutz?«
»Mach dich nicht verrückt. Die Karten sagen, dass ihm nichts geschehen ist, also hat es geholfen. Dein Großvater, Hebe Winter und Florrie Snowball haben das gemeinsam ersonnen. Und es war machtvoll.«
Allmählich löste sich die Spannung, die ich den ganzen Tag mit mir herumgetragen hatte. »Vielleicht hat Gott ihn ja unbesiegbar gemacht, und das hatte mit dem Zauber nichts zu tun?«, warf ich ein, woraufhin mir Zillah einen vielsagenden Blick zuwarf.
»Das kannst du ihn ja morgen fragen«, sagte sie. Am nächsten Tag sollte ein Treffen aller Dorfbewohner stattfinden, um über die bevorstehende Schließung des Tennisplatzes und des Strandbads zu diskutieren. In Sticklepond hatte man nie auf einen besonderen Anlass für eine Feier gewartet, und so sollte es auch morgen nach dem Treffen Tee, Kaffee und ein Buffet geben, damit alle miteinander reden konnten.
Zillahs Versicherung hielt mich jedoch nicht davon ab, später unter dem Vorwand, Felix ein Glas Schoko-Ingwer-Aufstrich zu bringen, aus dem Haus zu gehen und am Tor zum Pfarrhaus nachzusehen, ob Raffys silberfarbenes Auto dort stand.
Körperlich zumindest schien er intakt, und ich hoffte um seinetwillen, dass ihm nicht seine Seele geraubt worden war.
Und mit etwas Glück wäre Mr Mann-Drake, sollte er an Raffys Worten Anstoß genommen haben, in Zukunft so mit seiner Geldscheffelei beschäftigt, dass er Raffy vergessen würde.
Kapitel fünfundzwanzig
… und gemischte Gaben
N ach Zillah (wie verlässlich ihre Versicherung auch sein mochte) bestätigte mir auch Poppy, dass es Raffy wirklich gut ging. Sie schaute nach der Sitzung des Gemeinderats vorbei und berichtete, der Besuch bei Mann-Drake sei wohl ein Schlag ins Wasser gewesen.
»Keine Ahnung, was Miss Winter und dein Großvater befürchtet hatten, aber offenbar war Mann-Drake sehr höflich, wenn auch sehr verschlossen in Hinblick auf seine persönlichen Ansichten und geschäftlichen Ambitionen.«
»Dass Mann-Drake Raffy nicht in einen Frosch verwandelt hat, war mir klar. Mit Stummelbeinchen und Flossen hätte er wohl kaum noch Auto fahren können«, sagte ich, und Poppy kicherte.
»Raffy als Frosch? Da würde sich bestimmt gleich eine kilometerlange Schlange williger Frauen bilden, die ihn zurück zum Prinzen küssen wollten. Effie Yatton wäre mit Sicherheit dabei. Sie hat ihn während der Sitzung zweimal ›lieber Junge‹ genannt und bringt ihm ständig Essen.«
Ich schob die Trüffeln wieder in Poppys Richtung. Poppy nahm sich eine Praline, die mit fein gehackten Nüssen überzogen war, und sagte: »Wir haben aber gute Neuigkeiten für die Anwohner, denen Mann-Drake das Geld aus der Tasche ziehen will. Miss Winters Anwalt ist auf einen vergleichbaren Fall gestoßen, der kürzlich abgeschmettert wurde.«
»Das sind gute Neuigkeiten.«
»Daraufhin wurde das Wegerecht geändert. Wenn man demnach mindestens zwanzig Jahre lang ein Zugangsrecht über gemeinschaftliches
Weitere Kostenlose Bücher