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Schon wieder Greta!

Schon wieder Greta!

Titel: Schon wieder Greta! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marya Stones
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aber alles Erfahrungen, die sie eher zum Schmunzeln und weniger zum Nachdenken brachten. Nathalie war viel offener für Erfahrungen dieser Art. Häufig war es Nathalie gewesen, die mit ihrer inneren Ahnung Greta animiert hatte, etwas zu tun. Und meist lag Nathalie damit auch richtig. Aber was Greta gerade erlebt hatte, war etwas ganz anderes. Es kam von innen heraus und es fühlte sich so unendlich gut an.
    Gretas Magen knurrte - und zwar laut. Gott sei Dank hatte sie den Milchreis bestellt. Mit großem Appetit fiel sie über das hausgemachte Essen her. Wieder erfüllte sie tiefe Dankbarkeit für das, was ihr der heutige Tag bescherte, es ging ihr jetzt fast richtig gut. Sie fühlte sich zwar körperlich ein bisschen schlapp und entkräftet, aber innerlich gestärkt und ermutigt. Am Fenster gingen zwei Nonnen vorbei. Das Sonnenlicht auf ihren Gewändern strahlte silbern. Greta entschied, nach dem Milchreis die nächste Kirche aufzusuchen, um eine Kerze anzuzünden. Als Kind hatte sie das gelegentlich getan. Ihre Eltern waren zwar keine Kirchenmenschen gewesen, aber der Gang in eine Kirche und das Anzünden einer Kerze dort war ein Ritual, das sie verinnerlicht hatte. Es war immer etwas Besonderes, etwas Besinnliches gewesen. Es bedeutete, ein Zeichen der Dankbarkeit, der Liebe, des Innehaltens und des Gebets zu setzen.
    Völlig in sich gekehrt zahlte Greta ihr Soulfood. Draußen in der Sonne ließ sie sich vom geschäftigen Treiben der Straßen fangen und wanderte los. Ganz still hörte sie ihre innere Stimme: Siehst du Greta, irgendwas kommt immer danach!

Kapitel 7
     
    Sie musste wohl schon eine ganz Weile gegangen sein, als sie sich unerwartet vor einer kleinen Kirche wiederfand: alter roter Backstein, ein schweres Holzportal. Eindeutig eine Kirche - mit ein paar Stufen hoch zum Einlass. Greta stieg die Stufen empor und wurde im Innern von der ruhigen Atmosphäre des kleinen Kirchenhauses empfangen. Alles war sehr übersichtlich. Etwa zwanzig Reihen von Holzbänken erstreckten sich bis hin zum Altar. Auf den Bänken saßen lediglich zwei Gläubige. Eine alte Dame, die einen Rosenkranz in Händen hielt und ein Mann weiter vorne. In Nischen an den Seiten lagen kleine Altäre. Gleich rechts einer der Mutter Maria mit vielen Kerzen davor. Hier wollte auch Greta ihre Kerze anzünden. Der Kerzenschein erhellte die Marienstatue und ließ ihr Gesicht erstrahlen.
    Dass Kirchen immer so etwas Mystisches ausströmen, dachte Greta. Insgesamt war die Kirche sehr einfach eingerichtet. Sie sah sich die Fenster an: schmal und bunt. Das Licht schien warm im Kirchenschiff und man konnte die Staubkörner in der Luft schweben sehen. Ein bisschen entrückt und fast wie aus einer anderen Welt. Greta kniete am Seitenalter der Maria nieder. Als sie schließlich eine Kerze wählte und ihre fünfzig Cent in den Behälter warf, war ihr, als wäre ihre eigene Mutter nun ganz nah und Bilder strömten auf sie ein. Es musste irgendwann in den Achtzigern gewesen sein: ihre Mutter mit Schulterpolstern und sie selbst mit einer Rüschenbluse. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht: So etwas sah heute nur noch wie Fasching aus. Eine andere Kirche sah sie auch vor ihrem inneren Auge, konnte aber nicht mehr ausmachen, wo es gewesen war. Vielleicht Italien? Dort hatten sie öfters Urlaub gemacht. Oder Venedig? Die Erinnerung an Venedig war eng an das Meer und die vielen Tauben vom Markusplatz gekoppelt. Es war damals Mode, sich mit den Tauben fotografieren zu lassen. In der einen Hand trug man Vogelfutter und die Tauben stürzten sich darauf, hockten auf dem Arm, der Schulter, dem Kopf – ganz egal wo, Hauptsache irgendwie nah am Futter. Oh je, das war eine unheimliche Erfahrung für Greta gewesen. Das Foto, das bei dieser Gelegenheit geschossen wurde, stand noch lange in der Fotogalerie ihrer Eltern. Aber glücklich sah Greta auf dem Schnappschuss nicht aus. Ob die Tauben wohl immer noch die Statistenrolle auf dem Markusplatz übernahmen?
    Die Beziehung zu ihrer Mutter hatte sich in den letzten Jahren verändert. Sie war »erwachsen« geworden. Wie in jeder Mutter-Tochter-Beziehung gab es auch hier Reibereien und der Stress des Loslösens war an manchen Tagen leichter als an anderen. Als Teenager hatte sich Greta mit ihrer Mutter mehrfach so heftig gezofft, dass eine Versöhnung manchmal undenkbar schien. Sätze wie: »Du landest noch mal in der Gosse!« oder »Du engst mich total ein!«, »Du kontrollierst jeden Schritt von mir«, hallten in Gretas

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