Schon wieder Greta!
überraschen. Um deine Frage zu beantworten: Ja, ich kenne Venedig. Seit meiner Kindheit war ich jedoch nicht mehr dort. Warum fragst du jetzt danach?«
»Weil die Basilica di San Marco für mich einer der stärksten Kraftorte ist, die ich kenne. Ich will sie dir zeigen.«
»Wie meinst du das? Du sprichst schon von dem Venedig in Italien an der Adria? Weißt du, wir sind nämlich gerade ziemlich weit weg davon – New York City – Vereinigte Staaten von Amerika. Also, das geht jetzt nicht.«
»Ja, ja, Greta. Ich weiß schon. Pass auf - ich bin jetzt sicherlich noch einige Zeit mit dieser Drogen- und Steve-Geschichte beschäftigt. Morgen kommt mein Vater von seinem Landsitz in die Stadt. Er kann dann bestimmt einiges übernehmen. Nächste Woche muss ich geschäftlich wieder nach Europa. Wenn alles klappt, bin ich auch in München, muss dann aber weiter nach Rom reisen. Es wäre doch wirklich klasse, wenn du mich begleiten könntest. Wir fahren einfach von München mit dem Auto nach Venedig. Dort verbringen wir ein paar Tage. Dann fliege ich nach Rom weiter und du retour nach München. Bin ich jetzt zu abgehoben?!«
»Ehrlich gesagt, schon. Also was das Fliegen betrifft natürlich nicht. Das ist ja mein Job. Ich könnte wahrscheinlich sogar noch einen guten Flug für uns organisieren. Aber ich bin nach wie vor von allem, was in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert ist, total benommen. Du weißt wie das Leben in Bewegung bleibt, oder?«
Greta lächelte ihn an. Gefühlsmäßig hatte sie ihm alles verziehen, was geschehen war. Sie glaubte auch, dass er ihr die Wahrheit erzählt hatte. Sie war zwar noch verwirrt, hatte die Zusammenhänge noch nicht ganz verinnerlicht, aber sie wollte ihm jetzt auch glauben. Die Geschichte schien ihr so unwirklich und so fremd, dass es schon wieder nahe lag, sie für bare Münze zu nehmen.
»Du bist jetzt noch etwa zwei Tage in der Stadt, richtig?«
»Ja«, antwortete Greta.
»Gut, ich versuche heute und dann morgen mit meinem Vater alles so weit zu klären, dass Steve den Weg in die Klinik und raus aus dem Knast schafft.«
»Was macht dich so zuversichtlich, dass es so schnell gehen könnte?«
»Mein Vater hat großen Einfluss und kann, wenn er will, viel bewegen. Viel mehr als mir manchmal lieb ist.« Mike versuchte zu lächeln. Greta aber konnte spüren, dass es hier eine weitere verborgene Geschichte gab, die sie heute jedoch nicht mehr hören wollte.
»Okay, Mike. Ich möchte die kommenden Tage bei Mona bleiben. Ich brauche auch die Zeit, das alles zu verdauen und wenigstens ein bisschen zu verstehen. Wenn du magst, melde dich. Vielleicht klappt es ja noch mit einem Treffen, bevor ich übermorgen wieder nach München fliege.«
»Ich verspreche, ich melde mich! Werde auch meine ausgehenden Nachrichten überprüfen. So was wie gestern soll mir nicht wieder passieren. Ein schönes Glas Rotwein würde aber ich zu gerne noch mit dir trinken. Ich könnte dir dann schon mal was von Venedig erzählen.« Er zog Greta an sich, flüsterte ihr italienische Worte ins Ohr und küsste sie in den Nacken. Ein heiß-kalter Schauer überlief Greta. Sie hatte weder seine Zärtlichkeit noch sein Italienisch erwartet. Ein bisschen steif im Rücken versuchte sie sich aus seiner Umarmung zu befreien und sah ihn fragend an:
» Non parla italiano. Ich spreche kein Italienisch. Du etwa?!«
» Si Bella! Carissima mia !«
Kapitel 10
Greta verbrachte die folgenden zwei Tage voller Entspannung in New York. Mike meldete sich drei bis viermal täglich. Sie wusste beinahe über jeden Schritt, den er tat, Bescheid. Sein Vater hatte es tatsächlich ermöglicht, Steve aus der Haft zu entlassen und in eine geschlossene Anstalt zu bringen. Dort sollte Steve den ersten Entzug machen. Der Therapieplatz in der Schweiz war bereits reserviert und es war geplant, Steve für das kommende Jahr dort zu behandeln. Details wollte Mike beim nächsten Treffen erzählen. Wie sein Vater alles so schnell geregelt hatte, wusste Greta nicht. Es war ihr auch ganz recht so. Die Rätsel, die sich um seinen Vater sponnen, würden sicherlich schon bald kein Geheimnis mehr sein.
Mona war zunächst überhaupt nicht einverstanden mit dem Verlauf der Geschichte. Ihre Skepsis konnte sie nicht verbergen.
»Der verscheißert dich doch. Jamaika? Rastaprüfung? Siebter Sinn? Was für ein Scheiß. Hey Mona, wach auf!«
Den ganzen Abend und zwei Flaschen Rotwein lang hatten Mona und Greta diskutiert. Während der Diskussion
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