School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
war der Blutmangel vergessen, als mein Körper Unmengen an Adrenalin zu produzieren begann, das in rasender Geschwindigkeit durch meine Adern schoss: Die Werwölfe stürmten laut brüllend zwischen den Bäumen hervor und stürzten sich auf uns. David, der dicht neben Naomi stand, hatte das Gesicht zu einer Fratze verzogen, so sehr konzentrierte er sich darauf, die Angreifer mit seinen Energiestößen außer Gefecht zu setzten.
Naomi wirbelte wie schon zuvor durch die Reihen, die sich deutlich lichteten, als sie unzähligen Werwölfen mit ihren Klauen die Kehle aufriss.
Ich selbst stand nur reglos da und konnte nichts anderes tun, als mit offenem Mund auf die Szene vor mir zu starren.
Als Davids Angriffe schwächer wurden und er keuchend meinen Namen rief, zögerte ich nicht, sondern eilte zu ihm und legte ihm die Hand auf den Arm. Sofort übertrug sich meine Kraft auf ihn, und seine Energiestöße wurden wieder stärker.
Ich wunderte mich, dass ich nach all den körperlichen Strapazen der letzten Stunde immer noch aufrechtstehen konnte.
Wieder fielen zwei der Werwölfe blutüberströmt in den Schnee. Naomi leistete wirklich ganze Arbeit. Als ich mich umsah, zählte ich mehr als zehn dieser Kreaturen, die ihren Angriff nicht überlebt hatten, und doch wurde die Anzahl unserer Angreifer einfach nicht weniger.
Plötzlich veränderte sich alles. Die Werwölfe wichen zurück und machten Platz für einen Neuankömmling. Einige von ihnen senkten ehrfürchtig die Köpfe, andere ließen ein bewunderndes Knurren verlauten.
Beim Anblick des Werwolfes, der nun zwischen den Bäumen auftauchte, konnte ich ein entsetztes Aufkeuchen nicht unterdrücken.
Die Kreatur war mindestens doppelt so groß wie seine Artgenossen und strahlte eine derartige Entschlossenheit aus, dass ich augenblicklich jede Hoffnung verlor. Zielsicher bewegte er sich geradewegs auf David zu, der für einen Moment genauso fassungslos schien wie ich.
Doch er hatte sich schneller wieder im Griff und erkannte die Gefahr, die von dem Neuankömmling ausging.
»Heilige Scheiße, was ist das denn?«, hörte ich Naomi neben mir sagen. Ihr Tonfall verriet mir, dass auch sie nicht glauben konnte, was sie da sah.
Als der Werwolf noch etwa dreißig Meter von uns entfernt war, beschleunigte er. David zögerte nicht und schleuderte ihm eine so starke Energiewelle entgegen, dass einige der anderen Kreaturen um ihn herum stöhnend zu Boden gingen. Doch der Neuankömmling zuckte lediglich kurz zusammen.
»Das ist gar nicht gut«, zischte Naomi, und in diesem Moment wurde mir klar, dass meine Freunde dem neuen Werwolf nichts entgegenzusetzen hatte.
Ich sah zu David, der einen Energieschub nach dem anderen abfeuerte, die jedoch alle ihre Wirkung verfehlten. Als auch er begriff, dass es keinen Sinn hatte und er nur seine Kraft vergeudete, ließ er die Arme sinken.
Da ich hinter ihm stand, konnte ich nicht in seinem Gesicht lesen, aber zu sehen, wie sein ganzer Körper erschlaffte, genügte mir. David hatte aufgegeben.
Bilder von unserem Kuss schossen mir durch den Kopf, und ich erinnerte mich genau, wie sich seine Lippen auf meinen angefühlt hatten.
Ich war bis über beide Ohren in ihn verliebt und war nicht bereit war, diese Liebe zu verlieren, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte.
Als der riesige Werwolf einige Meter vor David innehielt und ein furchteinflößendes Brüllen von sich gab, spannte sich jeder Muskel meines Körpers an.
Die Bestie würde David töten, wenn ich nichts unternahm. Aber was um alles in der Welt konnte ich tun, um ihn aufzuhalten? Der Gedanke, dass ich David womöglich verlieren könnte, ließ mich heftig erzittern, und dann spürte ich es.
Tief in mir begann, ein riesiges Feuer zu lodern. Es fühlte sich an, als würde ich jeden Augenblick innerlich verbrennen. Während mein Körper immer gewaltiger erbebte, breitete sich die Hitze in mir weiter aus.
»Lucy?«, hörte ich Naomi rufen, doch ich nahm ihre Stimme nur noch am Rande meines Bewusstseins wahr. Verschwommen erkannte ich, dass David sich zu mir umgedreht hatte und mich aus weit aufgerissenen Augen entsetzt ansah.
Genau wie der riesige Werwolf, dessen bedrohliches Brüllen schlagartig verstummt war, als mein heftiges Zittern jetzt auch noch von einem tiefen Summen untermalt wurde. Ein tiefer Ton, der jeden einzelnen meiner Knochen vibrieren ließ.
Die Hitze in mir wurde inzwischen unerträglich. Ich stöhnte gequält auf. David machte einen Schritt auf mich zu, doch
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