School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
durchaus klar, worauf ich mich hier einlasse. Außerdem wird es noch ein paar Stunden dauern, bis das Gift wirkt.«
»Aber wenn wir dich schnellstmöglich zu Sarah bringen, könnte sie dich doch heilen, oder?«
Naomi schüttelte traurig den Kopf.
»Gegen einen Werwolfbiss kann selbst der erfahrenste Heiler nichts ausrichten.«
Ich schluckte, als ich begriff, was das bedeutete. Naomi würde sterben, und ich konnte nichts dagegen unternehmen.
Hilfe suchend sah ich zu David, der immer noch vollauf damit beschäftigt war, einige der Kreaturen abzuwehren. Dabei bewegte er sich ganz langsam in unsere Richtung. Als er uns erreicht hatte, streckte er mir eine Hand entgegen, ohne mich anzusehen.
»Wärst du wohl so freundlich?« Ich verstand sofort und ergriff die Hand. Kaum berührten wir uns, spürte ich den Energieschub, der meinen Körper verließ und in seinen strömte.
»Danke, Lucy«, sagte er, als er genug hatte, und löste seine Hand aus meiner. Er warf einen kurzen Seitenblick auf Naomi.
»Hat er dich erwischt?«, erkundigte er sich knapp.
»Ja«, flüsterte sie kaum hörbar.
David stieß einen derben Fluch aus, da er anscheinend genau wusste, was das bedeutete. »Wann hast du zum letzten Mal Blut zu dir genommen?«
Sie seufzte.
»Bevor wir ins Haus der Angst aufgebrochen sind.«
David ließ die Werwölfe nicht aus den Augen, die sich zwischen den Bäumen neu zu formieren begannen. Er streckte den Arm aus und hielt der Vampirin sein Handgelenk vor die Nase.
»Trink«, befahl er.
Naomi sah ihn mit großen Augen an und schüttelte vehement den Kopf.
»Nein, du brauchst deine Kraft. Du weißt ganz genau, wie schlapp du dich immer fühlst, wenn du mir dein Blut gegeben hast.«
Ich sah zwischen den beiden hin und her. Die Tatsache, dass David Naomi von sich trinken ließ, war mir neu und verursachte mir fast körperliche Schmerzen. Den Gedanken, wie sie wohlig seufzend an seinem Hals hing und trank, konnte ich kaum ertragen.
Ich dachte nicht lange nach, sondern schob den Ärmel meines Pullis nach hinten. Anschließend hielt ich ihr mein Handgelenk direkt vors Gesicht.
»Dann trink von mir«, schlug ich ihr vor. Sie zögerte einen Augenblick, unschlüssig, was sie tun sollte, doch schließlich packte sie meinen Arm mit beiden Händen und biss zu.
KAPITEL 16
Eines konnte ich jetzt, nachdem ich zum ersten Mal von einem Vampir gebissen worden war, mit Bestimmtheit sagen: Es ist nicht so, wie es in Romanen meist dargestellt wird. Dort ist immer die Rede davon, dass dieser Akt etwas Intimes sei und der Spender in eine Art euphorischer Trance verfällt. Alles Blödsinn. Tatsache ist, dass es einfach nur höllisch wehtut.
Nachdem Naomi ihre Fänge in mein Handgelenk geschlagen hatte, saugte sie an der Wunde, und ich hätte um ein Haar laut aufgeschrien. Ein brennender Schmerz breitete sich von der Bisswunde bis hinauf in meine Schultern aus und brachte mich fast um den Verstand.
Mit jedem Schluck Blut, den sie mir nahm, verlangsamte sich mein Herzschlag. Nach einer gefühlten Ewigkeit übermannte mich eine bleierne Müdigkeit.
»Naomi, es reicht«, hörte ich David erschrocken rufen. Seine Stimme klang panisch und wütend zugleich. Sie knurrte widerwillig, gab mein Handgelenk aber frei. Fast zärtlich strich sie mit der Zunge über die beiden Einstichlöcher, die sich daraufhin augenblicklich schlossen.
Als sie mich losließ, fiel ich seufzend auf meinen Hintern. Meine Beine waren mit einem Mal schwer wie Blei, ganz zu schweigen vom Rest meines Körpers.
»Das war wirklich krass«, murmelte ich benommen.
»Hilf ihr hoch, Naomi«, wies David sie an. Die Vampirin zog mich nach oben und schlang mir einen Arm um die Hüften, als ich bedenklich zu schwanken begann.
»Macht euch bereit. Die Werwölfe stehen kurz vor einem weiteren Angriff.«
Naomi, die nach der eben eingenommenen kleinen Blutmahlzeit recht passabel aussah, musterte mich.
»Schaffst du es alleine?«, erkundigte sie sich und nahm ganz vorsichtig die Hände von mir. Mir war zwar noch etwas schwindelig, und ich taumelte ein wenig, aber ich fing mich rasch und nickte.
»Geht schon wieder«, versicherte ich ihr.
»Gut«, sagte sie. »Bleib dicht hinter uns, wenn es losgeht, und spiel nicht die Heldin.«
»In Ordnung«, gab ich lahm zurück, da ich zu sehr damit beschäftigt war, mein Gleichgewicht zu halten, als mich auf Naomis Worte zu konzentrieren. Meine Güte, wie viele Liter Blut hatte sie mir denn ausgesaugt?
Doch schon wenig später
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