School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
irgendetwas Wichtiges verpasst.
»Ich kann dich sogar ganz gut leiden, auch wenn du manchmal ein wenig seltsam bist.«
»Warum sagst du das?«
»Was? Dass du dich hin und wieder etwas komisch benimmst?«
»Nein, dass du mich ganz nett findest.«
Naomi seufzte, und ihr Lächeln verschwand.
»Ich dachte, ich sollte dir die Wahrheit sagen, bevor ich ...« Sie beendete den Satz nicht, aber ich wusste, was sie meinte. Automatisch wanderte mein Blick zu ihrer Schulter, wo das Shirt zerrissen und blutbefleckt war.
Für einen Moment hatte ich völlig vergessen, dass sie gebissen worden war. Die Hochstimmung, in die mich Davids Worte versetzt hatten, verschwand schlagartig. Stattdessen fühlte ich jetzt eine tiefe Beklommenheit. Naomi machte einen Schritt auf mich zu und legte freundschaftlich ihre Hand auf meinen Arm.
»Hör auf, dich damit zu quälen. Ich habe mein Schicksal akzeptiert, also kannst du das auch. Sei mir in meinen letzten Stunden einfach nur eine Freundin, und gib mir nicht das Gefühl, als würde ich jeden Moment tot umfallen.« Ich schluckte bei ihren Worten und nickte.
»Ist gut«, krächzte ich mit belegter Stimme. David legte den Arm beschützend um meine Schulter und küsste mich sanft auf die Stirn.
»Lasst uns gehen. Wir müssen noch einen Schlüssel finden, damit dieser Albtraum hier endlich ein Ende findet.«
Auf dem Weg zurück zur Hütte erzählten sie mir einige Neuigkeiten, die mich wortwörtlich fast aus den Latschen kippen ließen.
So erfuhr ich zu Beispiel, dass Naomi und David nur aus einem einzigen Grund mit ins Haus der Angst gekommen waren, nämlich meinetwegen.
Ihre Aufgabe war es, mich zu beschützen und Sorge dafür zu tragen, dass mir nichts geschah.
Naomi hatte diesen Job bisher allein erledigt. Sie war mir, wann immer es möglich war, unauffällig gefolgt und hatte fast jeden meiner Schritte überwacht.
Vor kurzem war dann auch David abberufen worden und ans Woodland College gekommen, um mich zu beschützen.
Damit niemand den Verdacht schöpfte, dass beide Wächter waren und sich nur an der Schule befanden, um über mich zu wachen, waren sie auf Abstand gegangen und hatten so getan, als könnten sie mich auf den Tod nicht ausstehen. Wobei das wohl eher Naomi als David gelungen war.
Noch sprachloser wurde ich jedoch, als sie mir erzählten, dass Mrs Jackson, unsere Rektorin, dafür verantwortlich war.
»Was hat sie denn damit zu tun?«, erkundigte ich mich, als ich den ersten Schock überwunden hatte.
»Sie ist eine der Ratsvorsitzenden, und seit diese seltsame Prophezeiung aufgetaucht ist, hat sie ein Auge auf dich.«
Bei seinen Worten blieb ich ruckartig stehen. Ich wusste natürlich, dass Mrs Jackson dem Rat angehörte, und wofür dieser zuständig war, hatte ich gleich zu Anfang gelernt, als ich aufs Woodland College gekommen war.
Der Rat war nichts anderes als eine Art Regierung der Übernatürlichen. Er sorgte dafür, dass es Regeln und Gesetze gab, die jeder von uns befolgen musste.
Mit diesen Gesetzen wollte man verhindern, dass wir unsere Gaben missbrauchten. Der Rat setzte zudem die Höhe der Bestrafung fest, falls es doch zu einem Regelverstoß kam. Es gab sogar Gefängnisse.
Wie in jeder Gesellschaft gab es natürlich auch unter den Übernatürlichen schwarze Schafe, die ihre Kräfte einsetzten, um sich zu bereichern oder um an mehr Macht zu gelangen.
Im Laufe der Zeit war daraus eine Gruppierung entstanden, die es sich zum Ziel gemacht hatte, die Macht an sich zu reißen. Alle nannten sie nur die dunkle Seite.
Die Angehörigen dieser Gruppierung waren der Meinung, wir Übernatürlichen stünden weit über den gewöhnlichen Menschen und uns allein stünde das Recht zu, die Unbegabten zu unterjochen.
Sie suchten nach Begabten mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, um sie sich zu Nutzen zu machen. Und wenn ein Begabter sich weigerte, dann zwangen sie ihn einfach. Es gab genügend Mittel und Wege, um den Willen eines Übernatürlichen zu brechen.
Genau aus diesem Grund hatte der Rat die Wächter ins Leben gerufen. Sie sorgten für Schutz und Sicherheit.
Ich erfuhr, dass nur wenige der übernatürlich Begabten die notwendigen Voraussetzungen mitbrachten, um gute Wächter zu werden. Fast jeder musste sich einer einjährigen Ausbildung unterziehen, um all das zu lernen, was man für diesen Job so brauchte.
Naomi und David verrieten mir auch, dass normale Vampire niemals zu Wächtern gemacht wurden.
Auf meine Frage hin, was es mit dem Begriff
Weitere Kostenlose Bücher