Schottische Ballade
brachte er zwanzig Pächter und eine kleine Schafherde mit sich. Die Neuigkeiten, die ihn erwarteten, dämpften jedoch seine Freude.
„Wie konnte so etwas geschehen?“ wollte er von Red Will wissen.
„Offenbar glaubte Lady Glenda, Alexander sei ihretwegen gekommen, und lief davon, um ihn zu begrüßen. Lady Rowena ist hinter ihr her, und beide wurden von einem Spähtrupp der MacPhersons gefangen genommen. “
„Wo waren unsere Spähtrupps?“ fragte Lion.
Red Will seufzte. „Sie waren fort, um das Feindeslager zu beobachten. Wir hatten nicht daran gedacht, dass sie uns so schnell so nahe kommen könnten.“
„Nun, ihr hättet daran denken sollen.“ Lion wandte sich an die Gunns, die mit aschfahlen Gesichtern dastanden. „Was habt ihr drei Dummköpfe gemacht, während man eure Herrin entführte?“
Harry ließ den Kopf hängen und sagte nichts.
„Sie schickte uns fort, um bei den Pferden zu helfen“, sagte Kier.
Dun zuckte die Schultern. „Wenigstens war Paddy nicht bei ihr. “
„Dunmore Gunn“, rief ein nach Worten ringender Finlay. „Welch eine gefühllose...
„Nun, nichts wäre geschehen, wenn er sie nicht verführt und hierher gebracht hätte.“
Lion stieß einen Fluch aus und wollte den feindseligen Gunn packen, der eine Zielscheibe für seine aufgestaute Wut und Enttäuschung bot.
„Langsam“, ermahnte Bryce und trat dazwischen, obwohl sein Ausdruck genauso grimmig war wie Lions. „Die Frage ist, was geschieht nun? Denkst du ... denkst du, er wird ihnen etwas antun?“
„Das weiß Gott allein.“ Lion schüttelte Bryces Hand ab und begann, auf und ab zu gehen. „Verdammt, warum ließ Rowena das närrische Weibsstück nicht gehen?“ Doch er wusste die Antwort darauf. Sie gehörte nicht zu denen, die einen Freund in der Gefahr allein ließen.
„Lion?“ Heckie kam herangetrottet, seine Züge waren von Besorgnis durchfurcht. „Es sind Boten unten, die Einlass begehren.“
Lion stürmte aus der Burg und fand sein gesatteltes Pferd am unteren Treppenabsatz stehen. Der kurze Ritt zum Haupttor schien ewig zu dauern. Lion nahm kaum wahr, dass Bryce und die anderen ihm folgten. Er sprang auf die Brustwehr und starrte auf die drei Männer hinab, die draußen warteten. Ihre weiße Flagge flatterte im Abendwind.
„MacPhersons mit einer Unterhändlerflagge“, sagte Lion. „Was wollt ihr?“ rief er zu ihnen hinab.
Georas blickte nach oben, sein grobes Gesicht barg ein hämisches Grinsen. „Übergebt uns die Burg, oder wir töten die Frauen.“
„Das werden sie nicht wagen“, flüsterte Bryce, und hinter ihm wiederholten viele Männer diese Worte. „König Robert ist ein ehrbarer Mann. Wenn Alexander zwei Frauen kaltblütig meuchelt, dann müssen wir den Beweis für seinen Verrat nicht erst finden, dann wird der König seinen Kopf auch so verlangen.“
„Ich würde dieser Annahme nicht zu sehr vertrauen. Alexander ist ein Meister darin, die Wahrheit so zu drehen, wie sie ihm passt. Er würde Rowena und Glenda als Hexen verbrennen, um sein Handeln zu rechtfertigen. Wir dürfen sie nicht sterben lassen, und das weiß Alexander.“
„Willst du dich ergeben?“ fragte Bryce.
Lion blickte in grimmige Gesichter - Bryce, Red Will, Wes und Heckie. Sie hatten gemeinsam viel durchgemacht, er und seine Truppe tapferer, treuer Kämpen. Er sah über sie hinweg zu den beunruhigten Gunns. Und er dachte an seinen Sohn, der im Turm schlief, und an die unschuldigen Frauen und Kinder, die unter seinem Dach Zuflucht gesucht hatten. Wenn er der Forderung Alexanders nachgab, würden sie vielleicht alle getötet werden. „Nein, das kann ich nicht tun, selbst nicht, um Rowena zu retten.“
Bryces Blick verdüsterte sich. „Was dann?“
„Ich werde dem Wolf geben, was er wirklich will - mich.“ „Nein!“ schrien die Männer einstimmig. „Das dürft Ihr nicht.“ „Ich muss. Für Rowena, für Glenshee ..." Und für seinen Sohn. Lion erschauderte, dachte an den Jungen, den er niemals in den Armen halten, lachen und zum Manne heranwachsen sehen konnte. Eines Tages, wenn Paddy älter wäre, würde ihm Rowena vielleicht von seinem wirklichen Vater erzählen.
„Was sollen wir tun?“ fragte Glenda zum hundertsten Mal, seit sie in das Lager des Wolfs gebracht wurden.
„Wir müssen einen Weg heraus finden.“ Rowena ging in ihrem Gefängnis, dem Zelt des Wolfs, auf und ab. Wütend über sich selbst und über Glenda, stieß sie einen Stuhl um, der im Weg stand. Dann wandte sie sich der Frau
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