Schottische Ballade
dachte, du warst meiner müde und suchtest nun nach anderen Abenteuern, nach anderen Frauen. Ich konnte es nicht ertragen, im Haushalt meines Bruders zu bleiben, als Sklavin seiner Frau, die mich nicht mochte. So ...“
„Doch Padruig war so alt, so kalt. Wie konntest du ihn ...?“ Lion unterbrach sich und schüttelte den Kopf. „Nein. Ich möchte über deine Vermählung nicht reden.“ Es brachte ihn beinahe um den Verstand, daran zu denken, dass sie mit einem anderen Mann beisammen gewesen war. „Es ist Vergangenheit, Liebste. Wir haben unsere Zukunft vor uns.“ Er verschloss ihr den Mund mit einem brennenden Kuss.
Sie hatten keine Zukunft. Rowena wusste das und zerbrach beinahe daran. Doch sie gab sich den Gefühlen hin, die sie erfassten. Es schien, als hätte alles in ihr die vergangenen Jahre geschlafen, und nur seine Berührung hätte wieder Leben in ihr erweckt. Sie hatte bereits vergessen, was es bedeutete, am Leben zu sein. Leise stöhnend bog sie sich ihm entgegen, zerrte an seinem Hemd, begierig danach, seine Haut zu spüren.
„Ruhig.“ Lion umfing ihre Hände mit einer Hand, während die andere versuchte, den Halt auf dem Ast zu sichern. „Hast du vergessen, dass wir auf einem Baum sitzen, unter dem ein wilder Eber herumläuft?“
Rowena schreckte zurück. „Oh, wie konnte ich nur so närrisch sein?“
Er lächelte und küsste sie auf die Nasenspitze. „Mir hat dein Feuer schon immer gefallen“, fügte er mit männlicher Überheblichkeit hinzu. „Doch wir werden bald auf Blantyre zurück sein und haben die ganze Nacht vor uns. Und gleichgültig, was Alexander plante, wir werden sie im Bett verbringen.“
Rowena schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht tun. Ich bin Witwe und habe meinen guten Ruf und meinen Sohn zu beschützen.“ Er zuckte zusammen, und sie fragte sich, ob sie ihn mit dieser schmerzlichen Erinnerung von sich gewiesen hatte. „Ich möchte weder Eneas noch sonst jemandem einen Grund geben, mich als lockeres Weibsbild bloßzustellen und für unfähig zu erklären, Paddy aufzuziehen.“
„Du hast natürlich Recht. Du sollst nicht denken, ich würde deine Ehre niedrig halten. Ich hielt es indes für besser, wenn wir uns nicht vermählten, bis diese unselige Geschichte mit Alexanders Heer geregelt ist. Wenn die Sache schlecht ausgeht, bist du besser dran als Padruigs Witwe denn als das Weib eines Gesetzlosen.“
„Ich kann mich nicht mit dir vermählen“, sagte sie langsam, denn jedes Wort fügte ihrem Herzen Leid zu. „Ich dachte, du verstehst das.“
„Das hast du zuvor schon gesagt, doch du kannst mich nicht überzeugen. Wir werden einen Weg finden, damit der Junge ..."
„Nein, das können wir nicht“, sagte Rowena heftig, denn der Gedanke an das, was geschehen könnte, sollte Lion Paddy jemals treffen, war zu schrecklich.
„Verdammt, bist du starrsinnig.“ Doch es lag mehr in ihrem Blick als das. Da war Angst, so tief und unergründlich, dass er innehielt. Er hörte, wie die Stille vom Ruf der Nachtigall unterbrochen wurde.
„Hoffentlich ist das Bryce mit den anderen.“ Lion spitzte die Lippen und gab drei Rufe von sich, als Antwort und zur Warnung.
„Kommen sie?“ Rowena versuchte, ihre Röcke hinabzuziehen. „Teufel, was werden sie denken, was wir hier oben taten?“
„Die Burschen werden keine ungebührlichen Gedanken über meine Dame haben. “
„Ich bin nicht deine Dame.“ Es klang mehr enttäuscht als entrüstet, und Lion wertete dies als gutes Zeichen. Sie wurde schwach. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ihre Einwände erschöpft waren.
Red Will tauchte am Waldesrain auf, so leise, dass der Eber ihn nicht hörte. Seine Handzeichen ließen die anderen um die Lichtung ausschwärmen. Die Speere, die sie zum Üben mitgebracht hatten, kamen ihnen dabei sehr gelegen. Als das Wildschwein letztendlich die Gefahr erkannte und losstürmte, wurde es von einem Wall aus spitzem Stahl empfangen.
Rowena wandte sich ab und verbarg ihr Gesicht.
Lion strich ihr über den Kopf. „Es muss sein, denn der Eber hätte uns nicht gehen lassen.“ Und es hatte noch etwas Gutes für sich. Alexander wäre gewiss nicht sehr erfreut, dass sie gegangen waren, ohne es ihm zu sagen, der Eber indes versprach frisches Fleisch, eine aufregende Geschichte zum Mahl und einen Grund, warum sie so lange in den Hügeln verweilt hatten.
Eneas beobachtete mit wachsendem Ärger, wie die Menschen auf Blantyre Lion und seine Sutherlands auf der Burg willkommen
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