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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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hin, und im Kamin war bereits das Holz für das nächste Feuer gestapelt.
    »So, hier ist schon mal der Anfang.« Die Wirtin stellte Toast und Butter, Orangenmarmelade und aufgeschnittene Wurst vor sie hin. Dann ging sie in die Küche und holte die Teekanne und Gebäck.
    »Der Tee wird Ihnen gut tun, ich nehme immer die beste Yorkshire-Mischung, mein Mann kommt von dort, und der Tee schmeckt den Leuten hier.«
    Andrea bedankte sich und griff ordentlich zu. Sie hatte wirklich Hunger, denn gestern Abend war sie ohne etwas zu essen ins Bett gegangen, vollkommen mit den Gedanken an Ryan und einen Antikhandel und mit ihren Zukunftsträumen beschäftigt. Dann verabschiedete sie sich, bedankte sich für das Frühstück und reservierte das Zimmer auch für die nächste Nacht.
    Als sie Inverness hinter sich hatte und auch die neu entstehenden Industrieanlagen von Cromarty, wo nach Marks Angaben das größte Industriegebiet im Norden Schottlands entstehen sollte, begann die Einsamkeit. Je weiter sie nach Westen kam, umso schmaler wurde die Landstraße. Sie war zwar als landschaftlich schöne Strecke ausgewiesen, hatte aber nur zwei sehr schmale Fahrbahnen, und bei Gegenverkehr hatte Andrea Mühe, den Wagen so zur Seite zu fahren, dass es keine Kollision gab, denn meist waren es große Viehtransporter oder landwirtschaftliche Maschinen, die ihr entgegenkamen.
    Die Gegend glich den Highlands, allerdings fehlten die vielen Steinwälle, die weiter östlich die Weiden begrenzten und das Land vor Stürmen schützten. Hier wirkte alles großräumiger, freier, einsamer und wilder. Sie dachte daran, wie Mark ihr abends, beim Dinner in dem gemütlichen Fischrestaurant, von dem Schicksal der Kleinbauern erzählt hatte, die im vergangenen Jahrhundert gewaltsam ausgesiedelt wurden, weil Großgrundbesitzer den Wert der Schafwolle erkannten und riesige Herden hier ansiedeln wollten.
    Das Land wurde regelrecht entvölkert und gehörte bis heute wenigen Großfamilien. Ein paar üppige Schlösser und einige Straßen wurden gebaut, aber Menschen gab es kaum noch. Andrea stieg mehrmals aus, fotografierte besonders alte Brücken, eine rote, typisch Londoner Telefonzelle, die mitten in der Einsamkeit an der Kreuzung zweier Schotterwege stand und die Bronzegruppe einiger Wanderer, die als Denkmal an einem besonders hübschen Aussichtspunkt aufgestellt war.
    Gegen Mittag erreichte sie die Inverewe Gardens. Verblüfft blieb sie stehen. Auf dem Breitengrad von Sibirien und Labrador und inmitten einer kahlen Klippenwelt wuchsen Palmen und Bambus, Eukalyptus und Rhododendron. Kiefern aus Korsika und zahllose subtropische Gewächse gediehen hier auf Terrassen, die zum Teil steil zum Meer hin abfielen oder auf weitläufiger Fläche zum Spazierengehen einluden. Andrea nickte, sie konnte verstehen, dass Mr McLaughley Bilder dieser Gärten, die ein weit gereister Kaufmann anlegen ließ, in seinem Buch haben wollte. Sie gab sich viel Mühe bei der Arbeit und hoffte, dass Holger die Bilder mit entsprechender Behutsamkeit behandelte.
    Ach, Holger. Wie es wohl in Hamburg aussah? Ob es viel Arbeit gab, ob man manchmal an sie dachte? Sie musste sich bald einmal melden. Sie war nun schon über eine Woche unterwegs, höchste Zeit, ein Lebenszeichen von sich zu geben. Immerhin war es doch sehr großzügig, dass Inken ihr für diese Reise die Erlaubnis gegeben hatte.
    Andrea setzte sich in ihren Wagen und griff zum Handy. Nach mehrmaligem Klingeln meldete sich Jens.
    »Hallo, ich bin‘s, Andrea. Ich wollte mich mal bei euch melden und fragen, wie es im Studio geht.«
    »Na, Andrea, wird aber auch Zeit, dass du mal etwas von dir hören lässt. Uns geht es gut. Ich verbinde dich mit Inken.«
    Gleich darauf meldete sich die Studiochefin. »Nun, mein Mädchen, wie läuft‘s da oben im hohen Norden?«
    »Du wirst es nicht glauben, aber ich sitze hier unter Palmen und Zypressen und blicke auf ein Meer, das zumindest in der Farbe durchaus mit dem Mittelmeer konkurrieren kann. Ich wollte euch nur sagen, dass es mir gut geht und dass ich im Zeitplan bin. Wenn nichts dazwischenkommt, bin ich am Freitag wieder in Hamburg.«
    »Prima. Übrigens ist dein Freund Peter Erasmus auf dem Weg zu dir.«
    »Wieso das denn?«
    »Er war plötzlich sehr beunruhigt, weil er nichts von dir gehört hat, und hat mit dem Verlag in Edinburgh telefoniert. Die Anschrift musste ich ihm geben, ich hoffe, es macht dir nichts aus.«
    »Und hat er etwas gesagt, wann und wo er mich treffen

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