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Schottische Disteln

Schottische Disteln

Titel: Schottische Disteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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merkte sehr wohl, wie schwer ihm die Begrüßung fiel. »Danke, Peter. Morgen verlasse ich die Klinik.«
    »Gut siehst du aus und sehr elegant.« Er betrachtete den Seidenschal auf ihrem Kopf, den kimonoähnlichen, bestickten Hausmantel, den er noch nie bei ihr gesehen hatte, die feinen Hausschuhe, die zu dem Mantel gehörten, und das zarte Make-up, das er nicht von ihr gewohnt war.
    »Schau mich nicht an, als hättest du mich noch nie gesehen, Peter.«
    »Du hast dich verändert, du trägst Sachen, die ich nicht kenne, und seit wann benutzt du Make-up?«
    »Vier Wochen Krankenhaus, Peter, woher soll da frische Farbe ins Gesicht kommen?« Dass Ryan die hübsche Kleidung für sie besorgt hatte, ging ihn überhaupt nichts an. Spürte sie da etwa kleine Anzeichen von Eifersucht?
    »Komm, benimm dich nicht wie ein Fremder, setz dich zu mir und erzähl von Hamburg. Wie geht es im Atelier?«
    »Deine Kündigung traf alle wie ein Blitz. Warum, um Himmels willen, möchtest du aufhören? Inken lässt dir ausrichten, du seiest ihre beste Fotografin und sie würde Wege finden, um dich weiter zu fördern, und dafür sorgen, dass du selbstständiger als bisher arbeiten kannst. Und über dein Gehalt ließe sich auch verhandeln.«
    »Ich werde nie wieder fotografieren, Peter. Daran ist der Unfall schuld, und ich möchte nicht darüber sprechen.«
    Gedankenverloren spielte sie mit ihrem Armreif.
    »Einen hübschen Schmuck hast du da. Darf ich mal sehen?«
    Sie hielt ihm den Arm hin, abnehmen wollte sie den Reifen nicht.
    Peter nahm ihren Arm. »Was ist das für eine Blüte? Hat sie etwas zu bedeuten?«
    »Es ist eine Distel, die schottische Nationalblume, und sie zeigt mir, wohin ich gehöre.«
    »Du meinst, du gehörst nach Schottland? Das kann doch nicht dein Ernst sein. Du kennst das Land doch gar nicht, und die Menschen hier gelten als besonders schwierig und verschlossen.«
    »Vielleicht, aber mir gefallen beide, das Land und die Leute.«
    »Bezieht sich das Wort ›Leute‹ auf einen einzelnen Mann?«
    »Auch, Peter. Aber nicht im Sinne einer intimen Beziehung, wenn du das meinst.«
    »Und wie darf ich das verstehen?«
    »Du kannst es mit dem Wort Freundschaft interpretieren. Eine Freundschaft, wie sie auch uns verbindet. Geradlinig, verständnisvoll, rücksichtsvoll.«
    »Und das soll ich dir glauben? Andrea, bei diesem Schmuck? Bei dieser exklusiven Klinikunterbringung, von deiner Kleidung will ich gar nicht sprechen.«
    »Das ist auch besser so, du könntest sehr leicht eine wunderbare Freundschaft zerstören, Peter, unsere Freundschaft nämlich.«
    »Andrea, ich will keine Freundschaft zerstören, im Gegenteil, ich bin hergekommen, um dich zu fragen, ob du mit zurückkommen möchtest. Wir gehören doch zusammen. Ich möchte dich bitten, meine Frau zu werden.«
    Sie stand auf und trat ans Fenster. Nervös trommelte sie mit den Fingerspitzen auf die Fensterbank. Genau das hatte sie befürchtet.
    Peter trat neben sie und bedeckte die unruhigen Finger mit seiner Hand. »Andrea, bitte hör mir zu, ich möchte ...«
    Aber sie hob abwehrend die Hände. »Nicht, Peter, sprich nicht weiter, mein Entschluss ist gefallen. Ich bleibe hier.«
    »Und wie stellst du dir das vor? Wirst du diesen anderen Mann heiraten, den, der dich belogen hat, der dir einen Naturburschen und Schäfer vorgespielt hat?«
    »Du meinst Ryan McGregor, der mir das Leben gerettet hat? Ach Peter, wofür hältst du mich. Ich dachte wirklich, du kennst mich besser.«
    »Dann sag mir, was du hier willst.«
    »Ich werde einen kleinen bescheidenen, aber feinen Handel mit schottischen Antiquitäten betreiben.«
    »Das ist nicht dein Ernst, Andrea. Wie kommst du denn auf die Idee?«
    »Ich habe während meiner Fahrt durch die kleinen Städte auf Flohmärkten herumgestöbert und dabei wunderbare Dinge gesehen, die hier für Pennys verschleudert werden und bei uns ein kleines Vermögen einbringen könnten.«
    »Ich fasse es nicht.«
    »Es wäre aber besser, du gewöhnst dich an den Gedanken.«
    »Na ja, die Idee ist vielleicht gar nicht so schlecht. Aber wie wird die Praxis aussehen?«
    Andrea erklärte ihm ihre Pläne mit der Freundin, mit den Kunststudenten, mit dem Transport und mit einem kleinen Lager in Hamburg, um von dort aus die Antikmärkte besuchen zu können.
    »Halt mal, da hätte ich sogar eine Idee«, unterbrach sie Peter, der inzwischen von dem Plan ganz begeistert war. »Ich könnte doch ein bisschen helfen.«
    »O nein, mein Lieber, das machen Gabi und

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