Schottische Engel: Roman (German Edition)
ihn, Platz zu nehmen, und holte Gläser und eine Flasche Wein aus der Anrichte. »Entschuldigen Sie, aber das ist alles, was ich anbieten kann. Ich muss morgen erst einmal einkaufen. Würden Sie die Flasche öffnen?« Sie holte einen Korkenzieher aus der Küche und setzte sich ihm gegenüber. »Woher wussten Sie eigentlich, wo ich wohne?«
»Ach«, lächelte er, »das war ein wirklich weiter Weg, aber zum Schluss hat mir der Lord geholfen. Und ich soll Sie von ihm grüßen.«
Nachdenklich sah sie ihren Gast an. »Er war sehr nett und hilfsbereit, zum Schluss hat er mir sogar eine Arbeit in seinem Team angeboten.« Sie stand auf und füllte Wein in die Gläser.
»Eine Arbeit als Kunsthistorikerin?«
Mary lächelte und erklärte vergnügt: »Sagen wir, als Beraterin in kunsthistorischen Fragen.«
James Grantino wurde nachdenklich. »Das ist gar keine schlechte Idee, Miss Ashton. McClay ist eine Koryphäe auf dem Gebiet historischer Filme, und er legt größten Wert auf die Korrektheit seiner Werke, vielleicht braucht er wirklich eine Fachkraft.«
Mary schüttelte den Kopf. »Ich glaube, er will mir eher einen Gefallen mit dem Angebot machen, vielleicht tut es ihm leid, dass er mich sozusagen um meinen Job gebracht hat.« Sie sah ihr Gegenüber unsicher an. »Aber eigenartig ist es schon. Ich habe da innerhalb von zehn Tagen zwei interessante Angebote bekommen, meine Arbeit neu zu überdenken. Wenn nicht in beiden Fällen Mitleid im Spiel wäre, hätte ich direkt Lust, intensiver darüber nachzudenken.«
»Wieso Mitleid?« Grantino sah sie verblüfft an.
»Na ja, der Lord hat ein schlechtes Gewissen und der andere, ein anscheinend sehr reicher, älterer Mann, war hier und hat gesehen, wie ich lebe – man kann ja meine Existenz nicht gerade als wohlhabend bezeichnen –, also der wollte mir wohl auch irgendwie helfen. Er hat mir eine Arbeit als Expertin und Beraterin für seine Kunstsammlung angeboten.«
»Seltsam. Aber vielleicht steckt da auch etwas ganz anderes dahinter.«
»Wie meinen Sie das?«
Der Arzt sah sie gelassen an. »Hm, Sie sind eine gut aussehende, attraktive Frau, vielleicht war er weniger an Ihren fundierten Kenntnissen als an Ihren – sagen wir mal – femininen Vorzügen interessiert?«
»Um Himmels willen, nein.« Sie lachte überrascht. »Er ist bestimmt ein seriöser Mann, er kam her, weil er mein Notizbuch in einer Telefonzelle gefunden hatte und es mir persönlich zurückbringen wollte. Er meinte, es sei sehr wichtig für mich, und ich erklärte, dass da kaum nennenswerte Daten oder Nummern drinstünden. So kamen wir ins Gespräch.«
»Und warum steht da nichts drin?«
Mary versicherte selbstbewusst: »Die Telefonnummern meiner Freunde kenne ich auswendig, und Verabredungen habe ich keine. Meine Arbeit verlangt viel Konzentration, und dann bin ich abends richtig müde. Ich gehe selten aus, und Dates habe ich überhaupt nicht. Dazu reicht die Zeit nicht.«
»Und dieser Mann kam extra her, um Ihnen das Büchlein persönlich zu bringen?« Grantino zweifelte sehr an der Ehrenhaftigkeit dieses fremden Besuchers.
»Ja, und ich fand das ausgesprochen nett. Er kam genau wie Sie die Treppen zu Fuß hoch und war richtig atemlos von der Anstrengung.«
»Und dann hat er Ihnen eine Arbeit in seinem Haus angeboten? Miss Ashton, ich finde das sehr merkwürdig.«
»Ja. Er sei Sammler und er sei nie sicher, ob die Antiquitäten und die Expertisen wirklich echt und wertvoll seien.« Sie sah ihn selbstbewusst an. »Sie müssen wissen, ich bin wirklich gut in diesen Dingen. Ich hatte schon Erfolge, die sogar in der Zeitung erwähnt wurden.«
»Das freut mich für Sie, Mary Ashton. Dennoch sollten Sie vorsichtig sein. Es ist ein Unterschied, ob Sie in der Geborgenheit eines Museums Ihre Prüfungen machen oder im Haus eines fremden Mannes. Vielleicht wird er ärgerlich, wenn Sie seine wertvollen Objekte als Fälschung bezeichnen und ihn damit gleichzeitig als Stümper, der sich von irgendwelchen Händlern oder Hehlern hereinlegen ließ.«
Nachdenklich sah sie ihn an. »Sie könnten recht haben, Doktor, aber dieser Mann machte einen seriösen Eindruck, wirklich.«
»Versprechen Sie mir wenigstens, sehr vorsichtig zu sein?«
»Ich verspreche es. Und nun sagen Sie mir endlich, warum Sie gekommen sind.«
Vergnügt sah er sie an. »Ich habe vielleicht eine gute Nachricht für Sie.«
»Kommt jetzt noch ein neues Arbeitsangebot für mich?«, fragte sie vergnügt.
»Ich glaube, ich weiß, wo Ihr
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