Schottische Engel: Roman (German Edition)
das musst du für mich durchfechten. Erst wenn die Sache mit Isabelle herauskommt und ich damit in Verbindung gebracht werde, reichst du meine Kündigung ein. Hier ist der entsprechende Brief.«
»Du willst deine Stellung aufgeben?«
»Ja, ich wäre sowieso im Herbst zurück nach Brasilien gegangen.«
»Na gut, du musst wissen, was du tust.«
James hatte genau gespürt, dass der Freund mit dieser Lösung nicht einverstanden war, aber er hatte ihm verständlich gemacht, dass es für ihn keine andere Möglichkeit gab. Und schließlich hatte Mark mit den Schultern gezuckt und genickt. »Geht in Ordnung, James, du kannst dich auf mich verlassen.«
Dann waren sie in den Wagen gestiegen, Emmi hatte das Garagentor geöffnet und sofort wieder geschlossen, und bevor sich der Fahrer des fremden Wagens versah, waren sie in der entgegengesetzten Richtung davongefahren. Emmi wollte im Haus bleiben, am nächsten Morgen ihre Arbeit wie immer verrichten und mittags nach Hause gehen, als sei alles so normal wie an jedem anderen Tage auch. Sollte sie gefragt werden, so wusste sie nichts von Besuchen, Reisevorbereitungen oder außergewöhnlichen Geschehnissen im Haus. Und eine Hütte vom Doktor Grantino kannte sie auch nicht.
Dann hatte Mark Isabelles Koffer aus dem Schließfach geholt und sich am Stadtrand neben einem Taxistand verabschiedet. Die Freunde hatten verabredet, sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten und per Handy in enger Verbindung zu bleiben.
Vor der Hütte angekommen, brachte James Isabelle hinein, holte das Gepäck aus dem Wagen und brachte das Auto in eine leer stehende Scheune des Hotels, die er bei schlechtem Wetter als Garage nutzen durfte.
In die Hütte zurückgekehrt, beobachtete er Isabelle, die sich in den kleinen Räumen umsah. »Und das nennst du Ferienhaus, James?«
»Das nenne ich nicht nur Ferienhaus, das nenne ich mein ganz persönliches Paradies.«
»Aber es ist so winzig, wie kann man denn hier wohnen?«
»Für mich war es immer groß genug. Und wenn wir jetzt zu zweit hier unterkommen wollen, müssen wir uns eben etwas einschränken.«
»Aber wo ist das Bad?«
James lachte laut. »Du stellst Ansprüche! Draußen gibt es einen Brunnen mit einer Pumpe, und eine Toilette ist hinter dem Haus, eine Holzhütte mit einem Herzchen in der Tür.«
»Wie bitte? Das ist doch nicht dein Ernst?«
James reagierte leicht verärgert. »Siehst du hier etwas anderes? Ich muss dir anscheinend etwas deutlich machen, Isabelle: Du bist auf der Flucht, du willst dich verstecken, du wusstest keinen anderen Ausweg, als mich um Hilfe zu bitten. Das hier ist meine Hilfe für dich. Etwas anderes kann ich dir nicht bieten.«
»Aber ich habe nicht geahnt, dass alles so primitiv ist.«
»Du bist verwöhnt. Du hast in einem Palais gewohnt, und was hat es dir gebracht? Prügel, um ganz ehrlich zu sein. Hier wirst du auf ein Bad verzichten, dafür bekommst du keine Schläge mit einer alten Reitgerte. Also, was ist dir lieber? Zurückfahren können wir immer noch.«
»Ich kann nicht mehr zurück.«
»Soll ich dich in ein Hotel nach Moffat bringen?«
»Nein, in einem Hotel wird man als Erstes nach mir suchen.«
»Damit musst du rechnen. Also, was wird? Können wir mit dem Auspacken und Einrichten beginnen, oder soll ich das Auto zurückholen.«
»Du machst mir Angst, James.«
»Auch das noch! Isabelle, ich will dir helfen, denn ich sehe, dass du Hilfe brauchst. Aber mach es mir nicht unmöglich.«
»Aber hier kann man doch nicht wohnen.«
»Man kann, und zwar gut, wenn man sich etwas einschränkt. Du bekommst mein Schlafzimmer, da bist du vollkommen ungestört. Ich campiere in dem winzigen Gästezimmer, und dieses Mittelzimmer hier ist der Aufenthaltsraum, die Küche und was man sonst noch so bewohnen muss.«
»Die Hütte ist nicht einmal so groß wie mein Salon in Edinburgh.«
»Dann hättest du dir vorher überlegen sollen, ob du ihn verlässt.«
»James, sei nicht so brutal. Ich konnte bei diesem Mann nicht bleiben, das hast du selbst gesehen.«
»Ja, aber wenn deine Vergleiche so negativ ausfallen, hättest du dort bleiben sollen.«
»Ich hatte eigentlich auf eine andere Hilfe von dir gehofft.«
»Und was hast du erwartet?«
Isabelle schluchzte und sah aus dem Fenster auf die Wiesen, die von Tausenden von Himmelsschlüsselchen bedeckt waren. »Ich hatte gehofft, du nimmst mich liebevoll in die Arme und bringst mich in deine Heimat, wo wir gemeinsam ...«
»Nach Brasilien?«
»Du hast doch
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