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Schottische Engel: Roman (German Edition)

Schottische Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schottische Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Canetta
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er hellhörig. Wahrscheinlich vermutet er zu Recht, dass hinter dem Engel mehr steckt als ein Stück gespaltenes Holz. Vielleicht will er ihn sogar zurückhaben. Also das bedeutet: David muss mir helfen. Wie dumm, dass ich ihn schon wieder brauche. Ich wollte doch Abstand halten, und nun komme ich schon wieder mit einer Bitte. Er wird heute Morgen eine Antwort auf seinen Antrag erwarten und nicht schon wieder einen Notruf, in dem ich meine Hilflosigkeit zur Schau stelle. Mein Gott, ich liebe diesen Mann so sehr, aber ich liebe nicht seine Pläne, die mich zu einer Erzieherin für ein mir fremdes Kind machen. Wie kann er mir seine Liebe anbieten und gleichzeitig Forderungen stellen? Was ist denn dann noch ehrlich an diesem ganzen Verhältnis? Und wo sind unsere Gefühle geblieben?
    Und ich? Was mache ich? Ich stelle doch auch Forderungen. Ich will dass er mir zu diesem Engel verhilft, ich liebe diesen Engel – vielleicht genauso, wie er sein Kind liebt?
    Um Gottes willen, hör auf‹, tadelte sich Mary selbst. ›Wie kann man eine Holzskulptur mit einem kleinen Kind vergleichen? Aber irgendwie läuft alles auf ein Geschäft hinaus. Ein Geschäft mit dem Leben. Mit meinem Leben! Ich will den Engel, er will mich – als Ersatzmutter.‹
    Mary stand auf und lief im Zimmer hin und her. ›Himmel, gibt es wirklich keine andere Möglichkeit, den Engel zu bekommen?‹ Aber dann siegte die Vernunft. ›David muss einen Vertrag über die Requisiten mit dem Händler abschließen, dann bekomme ich meine Quittung, die muss David zur Bedingung machen, und um David davon zu überzeugen, muss ich seinem Antrag zustimmen, so einfach ist das.‹
    Sie sah auf die Uhr – ›und jetzt muss ich zum Frühstück. David wartet auf mich und, ich nehme es an, auch auf meine Entscheidung.‹
    Mary verließ ihre Suite. Auf dem Korridor war alles still. Sie fuhr mit dem Lift nach unten und suchte den Gartensaal auf, in dem das Frühstück angeboten wurde. Auch der Blick auf den kleinen Innenhofgarten war nebelverhangen, und die Pflanzen bogen sich unter der Nässe.
    David McClay war nicht zu sehen. So suchte sich Mary einen Tisch in der Nähe der französischen Fenster und war froh zu fühlen, dass die Heizung angestellt war. Dann sah sie David durch die Halle kommen, den Arm voller Papiere. Er sah sie sofort.
    »Guten Morgen, mein Liebes, ich habe die Übersetzung, ein Exemplar für dich, eines für mich. Die anderen schickt Brown per E-Mail direkt an die Büros in Glasgow.«
    Der Ober kam, und sie bestellten ihr Frühstück. Mary war leicht verwirrt, mit keinem Wort erwähnte David den vergangenen Abend. Konnte er Probleme so leicht verdrängen oder abstreifen?
    Sie griff nach dem mehr als dreihundert Seiten starken Manuskript und blätterte es flüchtig durch. »Der Übersetzer hat wohl Tag und Nacht daran gearbeitet?«
    »Na ja, ich habe Druck gemacht. Der Aufenthalt hier nutzt mir nichts, wenn ich nicht genau weiß, um was es eigentlich geht.«
    »Ich werde mich gleich nach dem Frühstück damit beschäftigen und eine Liste mit den wichtigsten Requisiten aufstellen«, stimmte ihm Mary zu.
    »Das wäre gut. Brown hat mir eine Aufstellung der Häuser und Straßen hier in der Stadt gegeben, die will ich heute Vormittag wenigstens ansehen. Schade, dass es regnet, aber dann bist du hier drinnen besser aufgehoben als draußen.«
    Das Frühstück wurde serviert. Als der Ober gegangen war, fragte David: »Und sonst, wie geht es dir? Hast du gut geschlafen?«
    »Nicht unbedingt.« Sie würde ihm nichts von ihren Albträumen und persönlichen Ängsten sagen, nahm sie sich vor. »Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wie ich den Engel nach Schottland bekomme«
    »Wir werden eine Lösung finden.«
    »Ich glaube, ich brauche eine Quittung, dass ich den Engel geschenkt bekommen habe.«
    »Na, das ist doch kein Problem. Wenn du weißt, welche Requisiten wir brauchen, fahren wir heute Nachmittag zu Ferdinand Möller und setzen einen Vertrag auf. Dann kann er dir die entsprechende Quittung geben.«
    »Wird er das machen? Vielleicht denkt er, der Engel sei doch mehr wert, als er geglaubt hat?«
    David grinste. »Ist er ja auch. Aber du kannst ganz beruhigt sein, der Engel gehört dir.«
    »Danke.«
    »Hast du noch einmal über unser Gespräch von gestern Abend nachgedacht?«
    »David, es war weit nach Mitternacht, und ich war unglaublich müde nach dem langen Tag und dem Weg rund um die Alster, ich bin fast im Stehen eingeschlafen.«
    »Aber an den Engel hast

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