Schottisches Feuer
Anführers wollen würden. Doch nach einem angespannten Augenblick nahmen sie seine Leiche und gingen. Der vorschnelle junge Captain hatte sein eigenes Todesurteil unterzeichnet, als er versuchte, Duncan in den Rücken zu schießen.
Doch Jeannie bezweifelte, dass sein Vater derselben Meinung sein würde. Der tote Captain, der Mann, der versucht hatte, sie zu entführen, war der jüngste Sohn des Chiefs der Mackintoshes. Und es gab noch ein anderes Problem zu berücksichtigen. Der ältere Mackintosh-Krieger hatte Duncan erkannt. Sie wollte ihn danach fragen, doch dazu hatte es keine Gelegenheit gegeben. Da der Weg zu schmal war, um nebeneinander zu reiten, war eine Unterhaltung unmöglich. Tatsächlich war sie für ein Gespräch auch zu nervös. Obwohl Duncan ihr versichert hatte, dass Ella nichts geschehen war, würde Jeannie es erst ganz glauben, wenn sie ihr kleines Mädchen wieder in den Armen hielt.
Die Fackeln brannten bereits, als sie durch das Burgtor donnerten, und der gespenstische Nebel hatte sich tief über die grauen Steinmauern herabgesenkt. Sie wartete nicht auf Hilfe. Sobald der Stallknecht ihre Zügel ergriff, sprang sie vom Pferd und rannte die Stufen hinauf.
Sie platzte durch die Tür, und das Erste, was sie sah, war ihre Tochter. Ella stand am Eingang und sah mit großen Augen zu ihr hoch. Ihre Wangen waren vom Feuerschein gerötet, und auf dem Gesicht lag der beschämteste Ausdruck, den Jeannie je an ihr gesehen hatte. Ihr winziger Mund bebte. »Es tut mir leid, Mutter.«
Tränen schossen Jeannie in die Augen, und eine heiße, gewaltige Welle der Emotionen erfasste sie. Das Bewusstsein, was sie alles hätte verlieren können, brach über sie herein. Sie sagte kein Wort, sondern kniete sich nur auf den Boden, nahm ihr Kind in die Arme und hielt es so fest, als wollte sie es niemals wieder loslassen.
Unter Tränen blickte sie hoch und sah, dass Duncan hinter ihr hereingekommen war. Ihre Blicke trafen sich. »Danke«, flüsterte sie.
Er neigte den Kopf.
Die Tränen strömten, bis Ella anfing zu zappeln. Jeannie fasste sie an den schmalen Schultern, hielt sie auf Armeslänge von sich und bedachte sie mit dem strengsten Blick, den sie im Augenblick zustande brachte. »Wage es bloß nicht, so etwas noch einmal zu tun! Ist dir klar, was hätte passieren können?«
Ella biss sich auf die Unterlippe. »Ich dachte doch nicht, dass mich jemand für ein Reh halten würde.«
Jeannie wurde bleich. »Was?«
Neben ihr zuckte Duncan zusammen.
Unsicher sah Ella zu ihm hoch und kaute auf ihrer Lippe. »Das hätte ich nicht sagen sollen, nicht wahr?«
Er schüttelte den Kopf, dann sah er Jeannie an. »Ich dachte, ich warte bis später mit den Einzelheiten.«
Jeannies Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. »Einer von euch sagt mir jetzt besser, was genau passiert ist.«
Duncan seufzte. »Durch den Schnee und die Bäume war es schwer zu erkennen. Ella war zum Teil hinter einem Busch versteckt und mit ihren Kleidern«, Jeannie bemerkte, dass Ella immer noch die Kleider trug, die sie aus der Truhe ihres Bruders stibitzt hatte, »hielt einer meiner Männer sie für ein Reh.«
Fassungslos sank Jeannie zu Boden und starrte zu ihm auf. »Du hast ihn aufgehalten.« Das war eine Feststellung und keine Frage, denn sie wusste es.
Er nickte.
Überwältigt saß Jeannie in betäubtem Schweigen da.
Argwöhnisch musterte Ella sie. »Mutter? Geht es dir gut?«
Verneinend schüttelte Jeannie den Kopf, während die Tränen und die heiße Welle der Gefühle sie erneut zu ersticken drohten. Er hatte ihrer Tochter das Leben gerettet.
Duncan reichte ihr die Hand und half ihr hoch.
»Ich bin ganz schön in Schwierigkeiten, nicht wahr?«, fragte Ella ihn.
Er nickte ernst.
Jeannie hatte sich wieder so weit erholt, dass sie ruhig atmen konnte. »Du hast mir nicht gehorcht, Ella. Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht mit auf die Jagd gehen darfst. Du kannst nicht einfach so davonlaufen und tun, was immer du willst, nur weil du es für eine gute Idee hältst.«
Ein Mann war ums Leben gekommen, und nur durch ein Wunder waren es nicht zwei gewesen. William war mit einem Pfeil im Rücken gefunden worden, doch er atmete noch.
Ella legte den Kopf schief, und in ihrem kleinen Verstand arbeitete es. »Bist du auch in Schwierigkeiten gekommen, weil du davongelaufen bist?«
Duncan gab einen scharfen Laut von sich, den er schnell mit einem Husten tarnte, doch Jeannie funkelte ihn dennoch wütend an. Ella hatte einen
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