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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Mccarty
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quälend keine Ruhe. Zehn lange Jahre lang hatte er davon geträumt, seinen Namen reinzuwaschen und seine Unschuld zu beweisen, in dem Glauben, das wäre genug. Aber würde es das wirklich sein?
    Auf dem Festland hatte er alles erreicht, was er sich je gewünscht hatte – er hatte seinen Ehrgeiz mehr als ausreichend befriedigt. Doch kein Sieg auf dem Schlachtfeld konnte die Leere in ihm ausfüllen. Er fürchtete, dass es nur eine einzige Person gab, die das konnte.
    Jeannie saß, das Kinn in die Hände gestützt, auf einem kleinen Felsen in einer abgelegenen Ecke an der Südmauer des Burghofs. Sie könnte ihrem Sohn stundenlang so zusehen. Sie war so stolz auf ihn. Dougall ging sein Training voller Begeisterung an und war unter Jamie Campbells Anleitung geradezu aufgeblüht. Mit seinem dichten Schopf dunkler, rötlich brauner Haare, den großen blauen Augen und hübschen jungenhaften Zügen sah er immer noch eher wie das Kind aus, das sie in den Armen gehalten hatte, als wie der Mann, der er einmal werden würde. Es hatte ihren Sohn stets geärgert, dass er kleiner war als die anderen Jungen in seinem Alter – umso mehr, wenn man sein wirkliches Alter bedachte –, doch sie war froh zu sehen, dass er in der kurzen Zeit, die er hier war, bereits Selbstvertrauen gewonnen hatte.
    Das hier war die erste Gelegenheit, seit sie vor drei Tagen angekommen war, dass ihr Sohn ihr zeigen konnte, welche Fortschritte er gemacht hatte. Der Winter hatte lange genug ein Einsehen gehabt, dass sie im Freien sitzen konnte. Es war zwar immer noch kalt, doch die heftigen Schneefälle der letzten Tage hatten nachgelassen und gaben die Sonne frei, die hinter einem dicken grauen Vorhang wie vergessen gewesen zu sein schien.
    Dougall spannte den Bogen, visierte die Zielscheibe an, die etwa fünfzig Schritte entfernt aufgestellt war, und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen.
    Er stieß einen lauten Freudenschrei aus und drehte sich zu seiner Mutter um. »Hast du das gesehen?«
    Lachend klatschte Jeannie in die Hände. »Natürlich habe ich das gesehen. Das war ein hervorragender Schuss, genau in die Mitte! Du hast offensichtlich geübt.«
    Er schien fünf Zoll zu wachsen, als er die schmalen Schultern reckte, so weit er konnte. »Jeden Tag.« Er schnitt eine Grimasse. »Das ist die einzige richtige Waffe, die wir benutzen dürfen.«
    Gott sei Dank! Bei dem Gedanken an ihren neun Jahre alten Sohn mit einer Klinge aus Stahl in den Händen drehte sich ihr der Magen um. Aber das sollte man einmal einem Jungen erklären, der schon davon träumte, ein Schwert in den Händen zu halten, seit er mit zwei Jahren zu Francis gekrabbelt war und ihm den Dolch aus der Scheide gezogen hatte.
    Dougall war seinem Vater sehr ähnlich: Das Kämpfen lag ihm im Blut.
    Der Gedanke an Duncan versetzte ihr einen Stich. Er hatte auf ihrer Reise so unnahbar und wütend gewirkt, und nach dem Zwischenfall im Wirtshaus mit den Soldaten der Campbells war es noch schlimmer geworden. Das war knapp gewesen. Viel zu knapp. Sie bekam immer noch eine Gänsehaut, wenn sie an die Blicke des Soldaten dachte. Doch die Ablenkung hatte funktioniert. Verärgert schürzte sie die Lippen. Kein Wort des Dankes hatte sie von Duncan dafür gehört. Statt dankbar zu sein, hatte er sich verhalten, als wäre sie die Hure von Babylon. Nun, sollte er sich beim nächsten Mal gefälligst selber helfen, dachte sie wütend.
    Duncans Stimmung hatte sich seit ihrer Ankunft auf Castleswene nicht gebessert. Trotz ihrer Bemühungen, ihm aus dem Weg zu gehen, beobachtete er sie mit einer heißen, raubtierhaften Eindringlichkeit, die eine Abrechnung verheißen ließ. Jedes Mal, wenn sie seine Blicke von der anderen Seite des Saales auf sich spürte, überzog ein empfindsames Kribbeln ihren ganzen Körper. Dann fingen ihre Hände vor plötzlicher Verlegenheit an zu zittern, ihr Lachen wurde schrill und ihre Gedanken schweiften von der Unterhaltung ab.
    Er machte sie gereizt und völlig nervös. So wie sie in seiner Nähe stets war. Man sollte annehmen, dass sie sich langsam daran gewöhnt haben sollte.
    Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass Dougall auf eine Antwort von ihr wartete. Ach ja, Schwerter. »Ich bin sicher, du darfst bald mit einem Schwert aus Stahl üben, sobald der Captain entscheidet, dass du so weit bist.«
    Hoffentlich war Jamie Campbell der Meinung, dass dieser Tag noch in sehr weiter Ferne lag.
    »Holzschwerter sind für kleine Babys. All die anderen Jungen haben schon welche aus

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