Schottisches Feuer
sich dazu überredet, ihr zu glauben, und dabei hatte sie ihn die ganze Zeit angelogen.
Er hatte es gewusst. Ein Teil von ihm hatte gewusst, dass der Junge von ihm war, doch er hatte es vorgezogen, ihr zu glauben. Narr. »Wie hast du es angestellt?«, fragte er versteinert. »Wie hast du seine Geburt vertuscht?«
Müde saß sie auf der Bettkante, als hätte die leidenschaftliche Verteidigungsrede ihr jede Kraft geraubt. »Nach der Schlacht waren Huntly und die meisten der beteiligten hochrangigen Clansmänner gezwungen, ins Exil zu gehen. Francis ging nicht mit seinem Vater aufs Festland, sondern wir zogen uns auf eine abgelegene Burg der Gordons weit im Norden zurück. Wir nahmen nur ein paar vertrauenswürdige Diener mit und kamen erst zwei Jahre später zurück. Niemand hatte einen Grund, an unserer Geschichte zu zweifeln.« Sie verstummte kurz. »Ich glaube, mein Vater vermutete etwas, aber er sprach seinen Verdacht nie aus.«
»Wie bequem für alle Beteiligten. Gordon stahl meinen Sohn, und niemand stellte jemals Fragen.«
Das Blut schoss ihr in die Wangen. »Er gab deinem Sohn alles, was du ihm durch dein Fortgehen verweigert hast.«
Zu wissen, dass in dem, was sie sagte, ein Körnchen Wahrheit steckte, machte es nicht leichter. Duncan war so wütend, dass er nicht wagte, auch nur eine Minute länger zu bleiben – er könnte etwas sagen, was er später bereuen würde. Was sie beide bereuen würden.
»Das wird sich ändern.«
Ihr Gesicht wurde bleich. »Was willst du damit sagen?«
Er begegnete der Angst in ihrem Blick mit Entschlossenheit. »Was glaubst du wohl? Ich habe vor, meinen Sohn anzuerkennen.«
»Das kann ich nicht zulassen!«
Mit einem kalten Lachen schleuderte er ihr die Worte zurück, die sie zu ihm gesagt hatte. »Wie willst du mich daran hindern?«
Sie umklammerte seinen Arm, während sie sich mit der anderen Hand die Decke am Hals zusammenhielt. »Das kannst du nicht tun! Verstehst du denn nicht? Du würdest alles zerstören, was ich für ihn aufgebaut habe!«
Duncan erstarrte, als ihn die Bedeutung ihrer Worte traf. Der Magen drehte sich ihm um, denn die Wahrheit schmeckte bitter wie Galle. Wenn er seinen Sohn anerkannte, dann machte er ihn zu genau dem, worunter er sein ganzes Leben lang gelitten hatte: zu einem Bastard. Und nicht nur irgendeinem Bastard, sondern dem Bastard eines Geächteten. Und wenn er es nicht tat, dann ließ er zu, dass sein Sohn den Namen eines anderen Mannes trug und Land und Besitz erbte, das ihm nicht gehörte.
Was für eine teuflische Wahl musste er da treffen? Es war, als müsste er wählen, ob er durch eine Pistole oder ein Messer sterben wollte – so oder so würde er tot sein.
Mit brennenden Augen starrte er die Frau an, die er noch vor weniger als einer Stunde in den Armen gehalten und geliebt hatte. Von der er geglaubt hatte, dass sie ihn liebte. Wenn sie die Absicht gehabt hatte, ihn zu verletzen, dann hätte sie keine schmerzhaftere Möglichkeit finden können, ihm Leid zuzufügen.
Er ist mein Sohn. Ich will ihn haben.
Nie hatte er jemandem die Schuld an dem grausamen Los gegeben, das ihm zugeteilt worden war, doch nun tat er es. Er verfluchte Gott, verfluchte seinen Vater, verfluchte Jeannie, verfluchte sich selbst für diese Ungerechtigkeit. Hatte er wieder nach zu hohen Zielen gegriffen? Hatte er nach dem Glück gegriffen, nur um wieder brutal zu Boden gestoßen zu werden?
Er hielt sich nicht mit dem Ankleiden auf, sondern schnappte sich seine Stiefel und die Waffen und ging zur Tür.
»Warte! Wohin gehst du?«
Er hörte die Angst in ihrer Stimme, doch sie drang nicht zu ihm durch. Obwohl er spürte, dass sie hinter ihn trat, hielt er ihr den Rücken zugekehrt – sie anzusehen wäre zu schmerzhaft. »Egal wohin, nur weg von hier«, sagte er tonlos. Und bevor sie noch etwas erwidern konnte, ging er und schlug die Tür hinter sich zu.
Kapitel 22
Stundenlang starrte Jeannie die Tür an, überzeugt davon, dass er zurückkommen würde. Er brauchte Zeit zum Nachdenken, dann würde er erkennen, dass sie nichts anderes hätte tun können.
Aber er war so wütend gewesen. Er hatte sie angesehen, als hätte sie ihn vernichtet. Sie fragte sich, ob er ihre Erklärung überhaupt gehört hatte.
Das Gefühl der Übelkeit in ihrem Magen wurde stärker und stärker. Die Stunden verstrichen, und letztlich musste sie akzeptieren, was sie schon in dem Augenblick gewusst hatte, in dem die Worte aus ihrem Mund gesprudelt waren: Wieder einmal hatte ihre
Weitere Kostenlose Bücher