Schottisches Feuer
– sie runzelte die Stirn – Gold? »Ich dachte, sie hatte schwarzes Haar.« Wie ihr Sohn.
Das Mädchen schüttelte den Kopf. » Nay , Mistress. Katys Haar war hell wie der Sonnenschein. Sie waren ihr ganzer Stolz, diese Locken.«
Ein aufgeregter Schauer durchlief Jeannie, und sie versuchte, ihn zu dämpfen. Haar »wie die Schwingen eines Raben«, hatte Lady MacDonald gesagt. Vielleicht hatte Jeannie sie falsch verstanden. Doch nein, das hatte sie nicht. Vielleicht war die alte Frau verwirrt gewesen. Das musste es sein.
Aber sie hatte nicht verwirrt gewirkt.
Das nagende Gefühl in ihrem Hinterkopf, dass etwas nicht stimmte, ließ sie nicht los. Hatte Lady MacDonald sie angelogen?
Ihr Instinkt sagte ihr …
Sie hielt inne. Instinkt. Das allein sollte sie schon davon abhalten, die Sache weiterzuverfolgen. Es war schon töricht genug gewesen, Duncan zu dieser Reise zu überreden.
Wahrscheinlich hatte es nichts zu bedeuten, und es war nur ein harmloser Fehler.
Aber was, wenn es nicht so war?
Sie konnte es nicht auf sich beruhen lassen. Wenn die Möglichkeit bestand, dass Lady MacDonald etwas wusste, dann musste sie diese Chance einfach ergreifen. Doch Duncan wollte schnell aufbrechen. Und so wie er gerade auf sie zu sprechen war, war sie sich nicht sicher, ob er ihr überhaupt zuhören würde. Sie wandte sich wieder an die Wirtstochter, die sie mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck ansah. »Könntest du veranlassen, dass mich jemand zur Burg bringt?«
» Aye , mein Bruder Davy könnte Euch hinbringen. Aber wollt Ihr denn nicht warten, bis Euer Wachmann zurückkommt?«
»Ehrlich gesagt wäre es mir lieber, wenn er nicht erfährt, dass ich gegangen bin.« So würde er es nie erfahren, wenn sie falsch lag. »Wenn er kommt und nach mir sucht …« Schnell dachte sie über eine Ausrede nach. Als sie den kleinen Fächer aus ihrer Tasche ragen sah, den sie benutzt hatte, um Lady MacDonald frische Luft zuzufächeln, schob sie ihn wieder zurück und band sich die Tasche um die Taille. »Sag ihm, dass ich gestern in der Burg meinen Fächer vergessen habe und ihn holen will. Ich komme zurück, so schnell ich kann.«
Das Mädchen nickte eifrig. » Aye , Mylady. Ich laufe gleich los und suche Davy.«
»Bevor du das tust, darf ich dich noch um eine weitere Sache bitten?«
Zustimmend nickte das Mädchen.
»Dürfte ich mir ein Plaid ausleihen?«
Das Mädchen blinzelte nicht einmal – Jeannie vermutete, dass sie nicht die erste Person war, die sich unerkannt aus diesem Wirtshaus fortstahl. »Natürlich.«
Kurze Zeit später schlich Jeannie auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Sie mied den Hauptraum, wo die Männer sich aufhielten, und ging stattdessen durch die Küche. Das Mädchen führte sie aus der Hintertür und durch einen kleinen Garten mit einem Brunnen zu den Ställen.
Davy war ein paar Jahre älter als seine Schwester und so dünn, wie das Mädchen rundlich war. Er wartete mit einem stämmigen Highland-Pony auf sie. Da sie sicher war, dass Duncan draußen eine Wache aufgestellt haben würde, zog Jeannie sich das geborgte Plaid wie eine Kapuze über den Kopf und hielt den Kopf gesenkt. Obwohl ihre »Verkleidung« einer genaueren Musterung nicht standhalten würde, hoffte sie, dass der Wachmann nur einen flüchtigen Blick auf sie werfen und sie für eine Frau aus dem Dorf halten würde.
Es musste geklappt haben, denn niemand hielt sie auf. Sie legten den etwa drei Meilen langen Weg schnell zurück und erreichten die Burg beim ersten Hahnenschrei.
Sobald sie im Burghof waren, banden sie die Ponys in der Nähe der Stallungen fest, und Jeannie ging, um eine zweite Audienz bei Lady MacDonald zu erbitten. Sie betete darum, dass sie sich diesmal als ergiebiger erweisen würde.
Colin hatte die Nacht als Deckung für seine Ankunft auf Islay genutzt und gewartet, bis es dunkel war, bevor er in einer kleinen Bucht unmittelbar nördlich von Leodamas an Land ging. Wenn die Berichte über die Kampfkünste seines Bruders wahr waren – was er nicht bezweifelte, denn Duncan war schon immer unerfreulich geschickt in allem gewesen –, dann würde er den Überraschungsvorteil brauchen, um ihn zu fassen. Allerdings wartete auch noch ein weiteres birlinn draußen in der Bucht, um einen etwaigen Fluchtversuch zu vereiteln. Er wollte sichergehen.
Colin wusste, dass Duncan hier war. Kaum hatten seine Männer gesehen, wie das Boot Castleswene verließ und in die Meerenge steuerte, hatte Colin geahnt, wohin sein Bruder
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