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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Mccarty
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festen Absicht, ihm gehörig die Meinung dafür zu sagen, dass er sie so überrumpelt hatte, drehte sie sich zu ihm um, doch er legte den Finger an die Lippen und bedeutete ihr, leise zu sein. Die Belustigung allerdings, die in seinen Augen funkelte, verriet ihr, dass er genau wusste, was sie vorgehabt hatte.
    Diese Andeutung spitzbübischen Übermuts bezauberte sie mehr als alles andere. Denn sie unterschied sich so sehr von seinem normalen Verhalten. Im Laufe der vergangenen zwei Wochen hatte sie ihn beobachtet – zweifellos aufmerksamer, als schicklich war. Duncans hatte zu Recht den Ruf, ernsthaft und geradlinig zu sein. Was ihm durch die Umstände seiner Geburt verwehrt war, machte er durch Fleiß und Ehrgeiz wieder wett. Doch bei ihr war er anders. Wenn er lächelte, dann fühlte es sich an, als machte er ihr ein besonderes Geschenk – ein geheimes Geschenk –, das nur für sie bestimmt war.
    Als wäre es das Natürlichste der Welt, nahm er sie bei der Hand und führte sie durch das Nordtor in den tiefer liegenden äußeren Burghof, wobei sie das Wachhäuschen mieden. Die Wärme und Kraft dieser Verbindung zwischen ihnen war sowohl tröstlich als auch vertraut. Sie hatte sich schon viel zu sehr daran gewöhnt.
    Er hatte seine höfische Kleidung durch leine und breacan feile, die traditionelle Kleidung aus Leinenhemd und Plaid, ersetzt . Es war das erste Mal, dass sie ihn in Highland-Tracht sah, und sie war überrascht, wie gut sie ihm stand, obwohl sie vermutete, dass er selbst in Lumpen gekleidet wie ein König aussähe. Die angeborene Vornehmheit seiner Haltung und der stolze Ausdruck waren nicht zu leugnen. Doch das einfache Hemd und das gegürtete Plaid betonten seine raue Männlichkeit und ließen den grimmigen Krieger erahnen, der er seinem Ruf nach war.
    Als sie die Ausfallpforte in der Ringmauer erreichten, flüsterte er ihr zu, sie solle den Kopf unten halten, und zog sie eng in seine Armbeuge. Nachdem er mit der Wache am Tor einen derben Witz über einen »kleinen Ausritt« mit seiner »Freundin« machte, wusste sie auch, warum. Glühende Hitze schoss ihr in die Wangen.
    »Es ist Argylls Cousin, lasst ihn passieren«, meinte die Wache. »Wo steckt denn dein Begleiter heute Abend, Campbell?«
    Duncan lachte und murmelte etwas über dessen neue Countess.
    Als sie weit genug vom Tor entfernt waren und er sie freigab, wandte sie sich anklagend zu ihm um. »Du hast sie glauben lassen, ich wäre eine von deinen Dirnen!« Ihre Augen wurden schmal. »Wie oft machst du so was hier eigentlich, Duncan Campbell?«
    »Das ist das erste Mal«, entgegnete er mit einem entschuldigenden Zucken der Mundwinkel. »Mein Cousin und ich sprechen des Öfteren im Dorf dem Ale zu, das ist alles.« Sie hatte immer noch nicht ganz entschieden, ob sie ihm glauben sollte. »Es tut mir leid, wenn ich dich in Verlegenheit gebracht habe, aber ich dachte, das würde Fragen vermeiden. Und das hat es.« Es folgte ein unangenehmes Schweigen, während sie dem Pfad folgten, der sich den Felshang, auf dem Stirling Castle erbaut war, hinunterwand. Schließlich sagte er: »Du bist gekommen«, so als könnte er es gar nicht richtig glauben.
    Unter gesenkten Wimpern hervor warf sie ihm einen Seitenblick zu. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Diese Unerbittlichkeit, die sie so frustrierend fand, war zweifellos das, was ihn zu einem von seinem Cousin so geschätzten Verhandlungsführer machte – er ließ sich absolut nichts anmerken. Mit Glücksspiel könnte er ein Vermögen machen, dachte sie trocken. »Hast du geglaubt, ich würde nicht kommen?«
    Duncan Campbell sah zu dem Mädchen an seiner Seite hinunter, das unter dem Kapuzenumhang beinahe zu verschwinden schien, und konnte kaum glauben, dass sie Wirklichkeit war. Um die Wahrheit zu sagen, hatte er sich das jede einzelne Minute gefragt, die er in den letzten zwei Wochen mit ihr verbracht hatte.
    Jeannie Grant hatte ihn verzaubert. Es lag nicht nur an ihrem feurigen Haar, den smaragdgrünen Augen und der elfenbeinfarbenen Haut, die so glatt und strahlend war, dass man an Göttinnen und andere himmlische Geschöpfe denken musste – selbst ein Mann, der mit solch romantischen Gefühlen gänzlich unvertraut war. Ebenso wenig lag es an der hochgewachsenen, schlanken Figur und den sanften Rundungen eines allem Anschein nach sehr großzügigen Busens unter dem steifen Stoff ihres Korsetts. (Obwohl er sich, wie jeder Mann von einundzwanzig Jahren, gelegentlich dabei ertappte,

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