Schottisches Feuer
dass sein Blick dorthin abschweifte.)
Es war ihre Lebhaftigkeit, das Temperament, das in ihr sprudelte, trotz ihrer offensichtlichen Bemühungen, es durch biederes und züchtiges Verhalten in Zaum zu halten. Er verstand besser als jeder andere, warum sie sich so anstrengte, ihre natürliche Überschwänglichkeit zu unterdrücken. Mit dem Schatten eines Makels zu leben, war etwas, was sie gemeinsam hatten – er durch seine Geburt und sie durch den Skandal um ihre Mutter. Auch verlassen zu werden, war ihm nicht fremd.
Doch trotz allem, was sie durchgemacht hatte, konnte das ihrem Temperament keinen Abbruch tun. Und für den ernsthaften Duncan war diese Lebhaftigkeit wie ein erfrischendes Elixier. Wie eine Motte zum Licht wurde er von ihr auf eine Art und Weise angezogen, wie er sich noch nie zuvor zu einer Frau hingezogen gefühlt hatte.
Er wusste, dass sie nicht für ihn bestimmt war, doch er konnte sich nicht von ihr fernhalten.
Ganz gewiss hatte es noch kein Mädchen je geschafft, ihn sein Ziel so aus den Augen verlieren zu lassen – schließlich drohte ein Krieg mit Huntly, um Gottes willen, und er schlich sich hier zu einem mitternächtlichen Bad fort, nur um mit ihr alleine sein zu können.
Bevor er Jeannie begegnet war, hatte Duncan sich nur darauf konzentriert, sich einen Namen zu machen und sich die Zukunft zu verdienen, die ihm rechtmäßig zustehen würde, wäre da nicht eine einzige Sache: Legitimität.
Doch er war noch nie gezwungen gewesen, sich mit den Einschränkungen auseinanderzusetzen, die die Umstände seiner Geburt mit sich brachten. Die Ehe war etwas gewesen, was weit in der Zukunft lag. Nur ein weiteres Mittel, um voranzukommen. Nicht einmal im Traum hätte er seine Hoffnungen so hoch gesetzt. Doch vom ersten Augenblick, als er Jeannie Grant sah, begehrte er sie, auf eine Weise, wie er noch nie zuvor irgendetwas – oder irgendjemanden – begehrt hatte. Der Gedanke, dass ihn seine Geburt daran hindern könnte, sie zu bekommen, war unerträglich, und zum ersten Mal verspürte er so etwas wie Bitterkeit.
Was Jeannies Verhalten nur noch erstaunlicher machte. Die Umstände seiner Geburt waren ihr gleichgültig. Sie erwiderte seine Aufmerksamkeiten so ernsthaft, dass er sich tatsächlich die Hoffnung auf eine mögliche gemeinsame Zukunft gestattete.
Darum wollte er bei seiner Rückkehr nach Castleswene das Thema einer solchen Verbindung bei seinem Vater anschneiden. Doch er hatte der Versuchung nicht widerstehen können, sie vor dem Gespräch mit seinem Vater einmal alleine zu treffen.
Hatte er geglaubt, dass sie kommen würde? Sie hätte es jedenfalls nicht tun sollen. Doch so sehr sie auch versucht hatte, ihre Spontaneität und ihren Abenteuerdurst zu unterdrücken, er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie kaum widerstehen konnte. »Ich war mir nicht sicher«, meinte er ausweichend.
Sie hatten den Fuß des felsigen Hügels erreicht, auf dem sich Stirling Castle erhob. Jeannie schlug die Kapuze zurück und drehte sich, die Hände in die Hüften gestemmt und mit blitzenden smaragdgrünen Augen, zu ihm um. »Ich denke, du bist ein eingebildeter Schurke und wusstest ganz genau, dass ich kommen würde.«
Er warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. Hatte sie überhaupt eine Vorstellung davon, wie hinreißend sie war? Ihre Unschuld und der völlige Mangel an Verstellung waren ebenso selten wie bezaubernd.
Ein Schurke. So hatte man ihn noch nie bezeichnet. Ernsthaft, konzentriert, entschlossen, ehrgeizig, skrupellos, aye . Aber Jeannie brachte eine Seite an ihm zum Vorschein, von der er nicht gewusst hatte, dass sie existierte. Ihre Verspieltheit, die ihm so fremd war, wirkte ansteckend. Zwei Wochen in ihrer Gesellschaft und er fühlte sich sorgloser als je zuvor in seinem ganzen Leben.
Er packte sie am Handgelenk und wirbelte sie zu sich herum. Ihre Körper berührten sich nicht, nur durch ihre bloße Nähe entflammte sein Leib vor Sinnlichkeit. Sanft hob er ihr Kinn an, um ihr tief in die Augen sehen zu können. Die unglaubliche Zartheit ihrer Haut unter seinen Fingerspitzen war beinahe unwirklich. »Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, mit dir allein sein zu wollen, Mädchen.«
Prüfend musterte sie sein Gesicht und ihr Blick blieb an seinem Mund hängen. Völlig verzehrt von unvermittelt aufflammendem Verlangen und dem heftigen Drang, sie zu küssen, erstarrte er. Sie sog scharf den Atem ein, und er wusste, dass sie es ebenfalls spürte – diese starke
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