Schottisches Feuer
lag wieder auf seinem Gesicht. Er schien völlig in Gedanken versunken zu sein. Wie sie dachte er vermutlich über die Bedeutung dessen nach, was gerade geschehen war. Doch im Gegensatz zu ihr schien er nicht so glücklich darüber zu sein. Seine nächsten Worte bestätigten ihren Verdacht. »Es tut mir leid, Jeannie. Als ich dich bat, dich heute Nacht mit mir zu treffen, hatte ich wirklich nicht vor, dass das passiert.«
»Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Ich weiß, dass du mich nicht deswegen hierhergebracht hast, aber es tut mir auch nicht leid, dass es passiert ist.«
Er musterte sie skeptisch. »Tut es nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wir werden doch heiraten, oder etwa nicht? Ich schätze, es ist nichts Ungewöhnliches, wenn ein Paar, das sich versprochen ist, die Hochzeitsnacht ein bisschen vorverlegt.«
Der Hauch eines Lächelns durchbrach seine stoische Miene. »Vermutlich nicht.« Das Lächeln erstarb und der Blick, mit dem er sie ansah, war voller Bestürzung. »Aber dir muss klar sein, dass eine Verlobung noch keine beschlossene Sache ist.« Etwas flackerte in seinen Augen auf – es sah beinahe wie Schmerz aus. »Dein Vater könnte Einwände haben.«
Wegen seiner Geburt. Jeannie musterte sein Gesicht in der Dunkelheit. Abgesehen von dem angespannten Zug um den Mund war sein Gesichtsausdruck ungerührt – zu ungerührt. Der Mangel einer erkennbaren Reaktion sagte viel aus. Obwohl Duncan sich niemals anmerken ließ, dass es ihn belastete, ein Bastard zu sein, erkannte Jeannie plötzlich, dass es so war.
Mit einem Mal traf sie die Erkenntnis, dass sie wirklich nur sehr wenig von ihm wusste.
Sie vertrieb den düsteren Schatten, der sich über den Augenblick gelegt hatte, mit dem Schwur, das so bald wie möglich zu ändern – sie wollte alles über ihn wissen.
»Dann muss ich ihn eben davon überzeugen, dass du der einzige Mann für mich bist.« Als Duncan darüber nicht erleichtert zu sein schien, fügte sie hinzu: »Mach dir keine Sorgen, mein Vater liebt mich. Er wird wollen, dass ich glücklich bin.«
»Ich hoffe, du hast recht. Die Unterstützung meines Vaters wird helfen. Ich werde sofort bei meiner Rückkehr mit ihm sprechen. Mit etwas Glück können wir heiraten, sobald das Aufgebot verlesen ist.« Er sah zum Vollmond empor. »Ich bringe dich besser zurück zum Schloss, bevor man dich vermisst.«
Er stand auf und half ihr auf die Füße. Sie schwankte ein wenig, denn ihre Beine waren so schwach wie die eines neugeborenen Fohlens. Als sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, trat sie an den Rand des Felsens und sah ihn über die Schulter hinweg an. »Wer als Erster drüben ist«, forderte sie ihn heraus.
»Die Wette gilt«, gab er zurück.
Gemeinsam tauchten sie in die schwarzen Fluten und schwammen um die Wette zur anderen Seite des Lochs, wo sie ihre Kleider gelassen hatten.
Diesmal gewann Jeannie.
Sie verbrachte den größten Teil des Rückwegs damit, ihm körperlichen Schaden anzudrohen, sollte er sie jemals wieder gewinnen lassen – und dabei kam ihr das neu gewonnene Wissen über seinen Körper und die besonders empfindlichen Teile sehr gelegen.
Kapitel 5
Trotz Jeannies Beteuerungen hatte Duncan immer noch das Gefühl, in Bezug auf sie beide irgendwie versagt zu haben, weil er mit ihr geschlafen hatte.
Er übernahm die volle Verantwortung für das, was geschehen war, schließlich war er derjenige mit Erfahrung.
Doch etwas Derartiges hatte er noch nie zuvor erlebt. Noch nie hatte er so vollständig die Beherrschung verloren. Natürlich hatte er auch zuvor schon Lust empfunden, doch was er mit Jeannie gespürt hatte, war nicht einfach nur bloße Lust gewesen. Es war viel komplizierter – größer. Er hatte nicht einfach nur ihren Körper nehmen wollen, er hatte sie gewollt.
Aber Liebe war keine Entschuldigung.
Ihr die Unschuld zu nehmen, war ein schändlicher Fehltritt, – einer, der nur durch eine Heirat wieder behoben werden konnte.
Duncan hatte mit dem Feuer gespielt und sie dadurch beide verbrannt. Er hatte einen Fehler gemacht und hoffte inständig, dass es kein Fehler war, der sich nicht wiedergutmachen ließ.
Hoffentlich täuschte sie sich nicht, was ihren Vater betraf.
Wenigstens konnte Duncan auf die Unterstützung seines eigenen Vaters zählen. Dieses Wissen war das Einzige, was seine wachsende Besorgnis im Zaum hielt.
Nach einem sehr öffentlichen und daher unbefriedigenden Abschied von Jeannie, bei dem er ihr nicht einmal die
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