Schottisches Feuer
Stirn. Sie konnte ein Geheimnis bei sich behalten.
»Ich will keine unwillige Braut – ob sie mir nun versprochen ist oder nicht.«
Braut? Das Blut wich aus ihrem Gesicht, und ihr Herz setzte abrupt aus. Ihr Vater hatte sie nicht Colin Campbell, sondern Huntlys Sohn versprochen?
Ihr Vater setzte zu Beteuerungen an, doch Jeannie hatte genug gehört. Zu betäubt, um einen klaren Gedanken fassen zu können, schlüpfte sie hinter der Tür hervor und ging zurück in den Saal.
Ihr Verstand raste vor Tausenden von Möglichkeiten, die alle auf die Erkenntnis hinausliefen, dass sie das nicht zulassen konnte. Der Verrat ihres Vaters an den Campbells würde eine gemeinsame Zukunft für sie und Duncan für immer unmöglich machen. Schlimmer noch, der Rückzug ihres Vaters würde die Streitkräfte der Campbells ernster Gefahr aussetzen. Männer könnten sterben.
Duncan könnte sterben.
Angespannt wartete sie auf den richtigen Zeitpunkt, denn sie wusste, was sie zu tun hatte. Als sie sah, wie Francis Gordon aus dem Arbeitszimmer des Lairds schlich, holte sie tief Luft, dann betrat sie den Raum, den er soeben verlassen hatte.
Ihr Vater saß in einem großen Sessel dem kalten Kamin gegenüber und schien so tief in Gedanken versunken zu sein, dass er sie nicht sofort bemerkte. Schnuppernd sog sie die Luft ein und roch das kräftige torfige Aroma von uisge-beatha . Tatsächlich hielt er ein halb volles Glas Whisky in der Hand.
Das gab ihr Hoffnung. Vielleicht gab es noch eine Chance. Vielleicht fiel ihm der Verrat am König und den Campbells doch nicht so leicht, wie er Francis Gordon glauben lassen wollte.
»Vater?«
Jäh blickte er auf, erschrocken, sie zu sehen.
»Was ist los, Jeannie, mein Mädchen? Ich bin beschäftigt.«
Eigentlich wollte sie vernünftige, sorgfältig durchdachte Argumente dafür vorbringen, warum er sein Vorhaben nicht durchführen sollte, doch dann wurde sie von ihren Emotionen überwältigt. Flehend sah sie den Mann an, den sie stets für einen edlen Ritter gehalten hatte, das vertraute, dunkle, von Grau durchzogene Haar, die grünen Augen, die ihren eigenen so ähnlich waren, das gealterte, gut aussehende Gesicht, und sprudelte einfach hervor: »Was du da vorhast … Das kannst du nicht tun!«
Eindringlich musterte er ihr blasses Gesicht, dann wurde sein Blick schmal. »Lauschst du etwa an Türen, Tochter? Bist du dafür nicht schon zu alt? Spione werden in den Kerker geworfen.«
Jeannie ignorierte seine Verärgerung, eilte zu ihm und sank vor ihm auf die Knie. Flehend ergriff sie seine Hand. »O Vater, ich habe solche Angst! Was ist mit dem König? Er wird rasend vor Wut auf dich sein.«
»Still, Mädchen! Du weißt nicht, wovon du sprichst. Der König ist nicht begierig darauf, Huntly zu zerstören, gleichgültig, was die Kirche gerne hätte. Argyll ist es, der diesen Krieg führt, und ich halte mich lieber an Huntly als an einen unerfahrenen Burschen.«
»Aber es werden Männer getötet werden.«
»Das ist Krieg, Jeannie. Dass jemand getötet wird, ist zu erwarten.« Offensichtlich mit den Gedanken woanders und nicht in der Stimmung, seine Tochter zu besänftigen, winkte er sie fort. »Geh zurück auf dein Zimmer. Das hat nichts mit dir zu tun.«
»Das hat sehr wohl mit mir zu tun!«, protestierte sie heftig. »Ich werde Francis Gordon nicht heiraten. Ich liebe ihn nicht.«
Damit hatte sie das Falsche gesagt.
»Liebe?«, rief ihr Vater verächtlich, und die Jahre der Verbitterung über den Betrug ihrer Mutter brachen wie ein wütender Sturm aus ihm heraus. »Liebe hat mit der Ehe nichts zu tun. Diese Verbindung wird unsere Clans vereinen und die Fehde beenden. Du wirst wohlhabender sein, als du dir jemals vorstellen kannst. Genug jetzt mit diesem Gewinsel von Liebe! Die Verträge wurden unterzeichnet, und ich erwarte, dass du deine Pflicht tust, zu der du erzogen wurdest.«
Jeannie schüttelte den Kopf. Noch nie hatte ihr Vater so gefühllos mit ihr gesprochen. »Das kann ich nicht.« Sie biss sich auf die Lippe, denn sie wusste, dass es der denkbar ungünstigste Zeitpunkt war, ihre Liebe für Duncan zu gestehen, doch sie hatte keine andere Wahl. Andernfalls könnte es zu spät sein. »Ich …«, ihre Stimme brach, »ich liebe einen anderen.«
Heftig entriss er ihr seine Hand und starrte kalt auf sie herab. »Wen?«
»Den ältesten Sohn des Lairds of Auchinbreck.«
»Colin Campbell?«
Sie schüttelte den Kopf. Es dauerte einen Moment, bis ihm aufging, was sie meinte.
»Duncan
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