Schottisches Feuer
Gesichtsausdruck ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Einen Herzschlag lang hielt er den Blick seines Cousins fest, dann drängte er sich an ihm vorbei. Er wusste, was er sehen würde.
Nein. Seine Brust zog sich so eng zusammen, dass er nicht mehr atmen konnte.
Sein Vater lag ausgestreckt auf dem Boden. Einer seiner Wachmänner kniete neben ihm und versuchte, mit einem Stück Stoff das Blut aufzuhalten, das ihm aus der Seite quoll. Die Kugel war am Kettenpanzer vorbeigegangen und hatte eine schmale Lücke ungeschützten Fleisches gefunden.
»Vater!« Duncan fiel auf die Knie.
»Es geht mir gut«, sagte sein Vater mit gepresster Stimme, als bereitete ihm sogar das Atmen zu viel Schmerz.
Duncan schnürte es die Kehle zu. Sie wussten beide, dass er log.
Eine weitere Kanonenkugel explodierte in der Nähe und ließ Schmutz, Steine und Rauch in alle Richtungen regnen. Duncan musste etwas unternehmen, bevor sie noch alle getötet wurden. Er wollte seinen Vater begleiten und dafür sorgen, dass er in Sicherheit war, doch solange noch Männer kämpften, war es seine Pflicht, auf dem Schlachtfeld zu bleiben.
»Wir müssen dich zur Burg zurückbringen.« Er stand auf und erteilte schnell ein paar Männern in der Nähe Befehle.
»Colin?«, keuchte sein Vater.
Der Erbe. Es versetzte ihm einen Stich in die Brust.
»In Sicherheit«, beruhigte Duncan ihn, ohne auf den gekränkten Schmerz zu achten. »Ich habe ihn zurückgeschickt, um mehr Munition zu holen. Ich werde ihn zu dir senden, wenn er zurückkommt.«
»Pass … auf … wird … dich … brauchen.«
Duncan wollte dieser Andeutung widersprechen. Er weigerte sich zu akzeptieren, dass sein Vater im Sterben lag, doch stattdessen nickte er. Sein Vater brauchte all seine Kraft, um gegen seine Verwundung anzukämpfen.
Plötzlich weiteten sich die Augen seines Vaters vor Panik. »Muss … dir … sagen … leid … tut …« Eine weitere Explosion schnitt ab, was er zu sagen versucht hatte, und die Anstrengung erwies sich als zu viel für ihn, denn er verlor das Bewusstsein.
Eilig schafften die Männer seinen Vater fort, und mit stählernem Blick wandte Duncan sich zu Argyll um. »Geh mit ihnen!«
Diesmal widersprach der Earl nicht, doch sein Gesicht war hassverzerrt. Eines Tages würde Archie ein großer Anführer sein, doch noch besaß er weder das Alter noch die Reife, einen Schlag dieser Größenordnung gegen seinen Stolz mit Würde zu ertragen. Sein Gesicht lief rot an und die Augen quollen vor Wut hervor. »Das ist nicht fair! Wären wir nicht verraten worden, dann wäre das hier mein Augenblick des Triumphes.« Tränen der Demütigung rannen ihm über die Wangen. »Das ist alles Grants Schuld. Ich werde ihn vernichten!«
Duncan nickte grimmig, doch es war nicht Grant, an den er dachte – er zweifelte nicht daran, dass der Laird of Freuchie bekommen würde, was er verdiente. Er dachte an Grants Tochter. Der Verrat von Jeannies Vater hatte jede Möglichkeit zunichtegemacht, dass ihre Familien einer Verbindung zwischen ihnen zustimmen könnten.
Doch vielleicht war da noch mehr als das. Seine Brust wurde eng. Sie hatte davon gewusst. Das war die einzige Erklärung dafür, warum sie letzte Nacht zu ihm gereist war.
Und nun lag sein Vater im Sterben.
Grimmig biss er die Zähne zusammen. Doch er hatte keine Zeit, um über die Auswirkungen nachzudenken. Huntlys Clansmänner führten den nächsten Angriff aus und stürmten gerade über die Anhöhe vor ihnen.
Aus den Augenwinkeln bemerkte er ein Funkeln von Messing und Silber. Das Schwert seines Vaters befand sich noch genau dort, wo er es zurückgelassen hatte. Wie ein Kreuz ragte es aufgespießt aus der Brust des Mannes, der auf ihn geschossen hatte. Das mächtige zweihändige Schwert – beinahe sechs Fuß lang – wurde seit den Zeiten von Robert the Bruce an die Chieftains der Campbells of Auchinbreck weitergereicht. In die Klinge war ein einziges Wort eingraviert: s tandhaft .
Duncan packte den Griff aus Horn, zog das Schwert langsam aus dem Körper des toten Gordon-Kriegers, dann wandte er sich um und schwang es vor sich, als er sich seinen Angreifern stellte. Sie hatten ihn schon beinahe erreicht.
Er kämpfte wie ein Besessener. Vielleicht war er das auch. Bastard hin oder her, das Blut seines Vaters floss in seinen Adern, und er spürte die Kraft seiner Vorfahren in sich, während er mit einem tödlichen Hieb nach dem andern alle niederstreckte, die sich ihm in den Weg stellten.
Sie schlugen den
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