Schottisches Feuer
schien durch die Ereignisse des Tages noch unter Schock zu stehen. Duncan konnte ihm keinen Vorwurf machen.
»Er lebt«, antwortete Colin. Die nächsten Worte seines Bruders dämpften allerdings Duncans Erleichterung. »Doch er ist noch nicht wieder aufgewacht, seit wir das Schlachtfeld verlassen haben.«
»Wo ist er? Ich muss zu ihm.«
»Im Schlafgemach des Lairds«, sagte Argyll. »Aber zuerst will ich deinen Bericht hören.«
Duncan schilderte ihm, was geschehen war, nachdem sein Cousin das Schlachtfeld verlassen hatte, wobei er den Mut und die Stärke der MacLeans und ihres Chiefs betonte.
»Wo ist der MacLean? Warum ist er nicht hier, um es mir selbst zu berichten?«, wollte Archie wissen.
»Er wurde von einer Lanze am Arm verletzt und lässt die Wunde gerade versorgen.«
»Unsere Verluste?«
Duncan hielt seinem Blick stand. »Mindestens fünfhundert Mann.« Die Tausende ungeübten Gesindels, die beim ersten Kanonenschlag davongelaufen waren, brauchte er gar nicht erst zu erwähnen.
»Und Huntly?«
»Weit weniger.« Duncan schätzte, nicht mehr als ungefähr zwanzig Mann – für die Hälfte davon waren er und seine Männer verantwortlich.
Archies Blick verhärtete sich, und seine Augen schimmerten schwarz wie Onyx. »Sie kannten unsere Stellungen. Sie kannten unseren Schlachtplan.«
Zustimmendes Gemurmel erhob sich rings um den Tisch. Der Campbell of Cawdor ergriff das Wort. » Aye , sie hätten genauso gut eine Karte haben können, so exakt haben sie unsere Bewegungen vorhergesehen. Vermutlich war das Grants Werk.« Er zuckte mit den Schultern. »Er muss nach unserem Treffen gestern Abend einen Mann ausgeschickt haben.«
Grants Erwähnung schien seinen Cousin aus der Fassung zu bringen. Sein Gesicht lief purpurrot an. »Diese dreckige, verlogene Schlange!« Heftig hieb er mit der Faust auf den Tisch. »Er wird für seinen Verrat bezahlen!« Er winkte einem der Wachmänner, die an der Tür standen. »Du da. Geh und finde heraus, wer letzte Nacht beim Verlassen der Burg gesehen wurde.«
Duncan fluchte innerlich. Hoffentlich hatte niemand bemerkt, dass er fortgeritten war. Sein Treffen mit Jeannie wollte er lieber nicht erklären müssen. Ganz besonders jetzt nicht.
»Wenn das alles ist, Cousin, dann würde ich gerne gehen und nach meinem Vater sehen.«
»Geh«, entließ Argyll ihn mit einer Handbewegung. Duncan war schon fast an der Tür, als er ihn noch einmal aufhielt. »Warte. Bevor du gehst, lass mir die Karte da.«
Duncan öffnete seinen Sporran, zog das Stück Pergament heraus und reichte es seinem Cousin. Erneut wandte er sich zum Gehen, als Argyll sagte: »Was ist denn das? Eine Nachricht?«
Verdammt. In seiner Eile, seinen Vater zu sehen, musste er Archie versehentlich Jeannies Nachricht gegeben haben.
Er setzte eine unbeteiligte Miene auf und öffnete den Sporran erneut. Diesmal sah er genau hin, während er den Inhalt nach der Karte durchwühlte. Verwundert runzelte er die Stirn. Wo war sie?
»Gibt es ein Problem?«, fragte Argyll, und eine kaum merkliche Spur Unsicherheit schlich sich in seine Stimme.
»Ich kann sie anscheinend nicht finden. Ich muss sie während der Schlacht verloren haben.«
Wenn es im Zimmer zuvor schon ruhig gewesen war, so wurde es nun totenstill. Er brauchte gar nicht erst in die Runde zu sehen, er fühlte, dass alle Augen auf ihn geheftet waren. Ärger wallte in ihm auf, denn ihm war klar, dass es in diesem Raum viele gab, die ihn schon allein wegen seiner Herkunft verdächtigen würden. Doch Archie würde niemals an seiner Loyalität zweifeln. Duncans Taten auf dem Schlachtfeld sprachen für sich selbst. Und er würde jeden Mann in diesem Raum herausfordern, der etwas anderes behauptete.
Duncan streckte die Hand aus, um die Nachricht zurückzufordern, doch sein Cousin zögerte. Beinahe war er versucht, sie ihm aus der Hand zu reißen, doch das würde nur den Eindruck erwecken, als hätte er etwas zu verbergen.
»Von wem ist das? Es scheint die Schrift einer Frau zu sein.«
Duncan biss hart die Zähne zusammen. »Das ist eine Privatangelegenheit.«
Erst als sein Cousin das Papier auseinanderfaltete und zu lesen begann, erinnerte er sich an den Wortlaut: Komm schnell … Wir müssen sofort handeln. Worte, die selbst in den überzeugtesten Herzen Fragen aufwerfen konnten.
Mit einem seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht sah sein Cousin von der Nachricht zu ihm hoch. »Wann hast du das hier bekommen?«
Duncan schreckte nicht davor zurück, die Wahrheit zu
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