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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Gerlach
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deinen Herzenswunsch, aber auch deine Nemesis.”
    „Pass gut auf, Süße. Wissen ist ein zweischneidiges Schwert”, sagte die junge Frau.
    „Ich muss meinem Dad helfen. Können Sie mir nicht sagen, wo ich ihn finden kann?”
    Die Alte begann zu summen. Ihr Kopf wackelte im Takt dazu.
    „Hoch hinauf und rundherum durch die Hügel, sei nicht dumm Such in Faerie und in Alba Finde raus, was du vermagst In Tir-nan-Òg glaub vorsichtshalber gar nichts, was Titania sagt. Find dich selbst und such die andern, die durch unsre Welten wandern. So erkämpfest du am Ende die langst überfäll‘ge Wende.”
    „Was soll denn das bedeuten?”
    „Nur drei Fragen, Süße.”
    „Aber …”
    „Das sind die Regeln.” Die Alte kicherte.
    Die Mutter schien besorgt. „Du hast die falschen Fragen gestellt, Bryanna. Sei vorsichtig oder das Weltengewebe wird Schaden nehmen … und du auch!”
    „Das war ziemlich verwirrend, nicht wahr, Süße?”, fragte die Tochter.
    Die Mutter nahm Bryannas Hand und streichelte sie. „Wenn du Morag wirklich folgen willst ohne zu sterben, musst du lernen die Welten zu schubsen. Wir wissen, dass du eine Menge Talent hast, aber du musst es selbst entdecken.”
    Bryanna lehnte sich zurück und seufzte. Sie hatte die Nase voll von Dingen, die sie nicht verstand. Alles, was sie wollte, war ihren Dad zu finden. Doch dafür musste sie Morag folgen und die wartete sicherlich nicht in einem altmodischen Eisenbahnabteil in ihrer Fantasie.
    Ich will meine Welt wiederhaben , dachte sie. Ich will, dass die drei verschwinden und ich endlich wieder da bin, wo ich hingehöre. Sie schloss die Augen. Ihr Herz war von einer Sehnsucht erfüllt, stärker als alles, was sie seit langem gefühlt hatte. Sie stellte sich die graue, perforierte Decke eines modernen Zugs vor, die gläsernen Gepäckablagen, die metallenen Haltestangen und die bunten Sitzplätze. Als die Sehnsucht langsam nachließ, öffnete sie widerwillig die Augen. Das Großraumabteil in dem sie saß sah genau so aus, wie sie es sich vorgestellt hatte. Bryannas Herz begann zu hämmern.
    Ist die Halluzination nun endlich vorüber? Sie fühlte sich schwach. Ihre Hände und Knie zitterten, und sie kämpfte gegen die Tränen. Sie lehnte sich zurück und versuchte sich zu beruhigen indem sie ihre Atemzüge zählte. Einatmen … zwei, drei, ausatmen … zwei, drei. Einatmen … zwei, drei, ausatmen … zwei, drei.
    Als sie sich etwas beruhigt hatte, sah sie sich um. Die drei Frauen waren nicht mehr da, aber eine ältere Dame auf der anderen Seite des Gangs sah ein bisschen aus wie alle drei auf einmal. Sie machte eine seltsame Geste mit der Hand und murmelte etwas. Bryannas Müdigkeit wurde immer stärker. Sie war ausgelaugt, ihre Augenlider schwer, und ihre Atmung passte sich an das rhythmische rattatata, rattatata der Räder auf den Bahngleisen an. Ohne es zu merken, schlief sie ein.

    Als sie erwachte, lauschte sie den Geräuschen der Räder, bis sich die Frage in den Vordergrund drängte, warum sie in einem Zug saß. Die Antwort löste eine Lawine von Erinnerungen aus. Hellwach sprang Bryanna auf. Ich muss Morag unbedingt wieder finden. Hoffentlich ist sie noch nicht ausgestiegen. Wo wir hier wohl sind? Sie sah aus dem Fenster auf die vorbeisausende Landschaft. Ginster, Heidekraut und Rhododendren gab es überall, was nicht viel half, denn sie wuchsen in fast ganz Schottland. Es gab nur wenige Siedlungen, und die sanften Hügel rund um Edinburgh waren verschwunden. Von Bryanna unbemerkt hatte der Zug die große Brücke über den Firth of Forth überquert, die den Süden Schottlands mit dem Norden verband. Auch das sanft gewellte Fife musste längst hinter ihnen liegen, denn die Höhe der sanft gerundeten Berge deutete darauf hin, dass sie durch die Highlands fuhren.
    Ich muss mindestens eine Stunde geschlafen haben, vielleicht sogar länger . Bryannas Hände wurden kalt bei dem Gedanken, was sie verpasst haben könnte. Sie schnappte sich die Jacke, die sie auf dem Bahnhof geschenkt bekommen hatte und rannte so schnell sie konnte die ewig gleichen Korridore der Wagons entlang, zwängte sich hin und wieder an Gepäck vorbei und hielt in Raucherabteilen die Luft an. Doch so gründlich sie sich auch umsah, sie konnte Morag nirgends entdecken. Ist sie vielleicht schon ausgestiegen? Habe ich sie verpasst? Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Wie soll die Polizei Vater finden, wenn ich ihnen nicht einmal sagen kann, wo die Entführerin ausgestiegen ist?
    Die

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