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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Gerlach
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Stapel von neunerlei Hölzern, wie Ihr verlangtet.”
    „Dann lasst uns beginnen”, sagte die Frau, die vorangegangen war.
    Der Mann nickte und winkte acht weitere Männer zu sich heran. Schweigend gingen sie zu einem seltsamen Gerät, das in der Nähe stand. Es bestand aus einem quadratischen Gerüst aus stabilem Weidenholz, dessen Rinde noch grün war. In der Mitte war ein Brett befestigt, durch das ein Loch gebohrt worden war. In dem Loch stand ein passendes Rundholz, umgeben von reichlich trockenem Gras. Direkt darüber war ein breiter, sehr langer Lederriemen um das Rundholz gewickelt. Die neun Männer packten den Riemen, vier auf der einen und fünf auf der anderen Seite und traten zurück, bis der Riemen gespannt war. Die Vierergruppe zog den Riemen einen halben Schritt zurück, während die Fünfergruppe sich vorbeugte. Dann zogen die fünf Männer und die vier gaben nach. So ging der Riemen hin und her. Mit ihm drehte sich das Rundholz, um das er gewickelt war. Holz rieb auf Holz und kreischte gequält. Mit jeder Bewegung wurde das surrende Kreischen lauter, aber niemand hielt sich die Ohren zu.
    Bryanna sah zu den Sternen hinauf und konzentrierte sich auf die anderen Geräusche der Nacht. Es dauerte lange, bis sie das Quietschen ausblenden konnte, doch irgendwann hörte sie die Trommel wieder und auch das angestrengte Schnaufen der Männer.
    Kaylee trat neben Bryanna, deutete auf die Männer und sagte: „Es wird eine Weile dauern, bis es brennt. Aber wenn es soweit ist, wird jeder ein Flämmchen heimtragen. Das bringt Glück für das nächste Jahr.”
    Bryanna sah wieder zu dem seltsamen Gerät. Der Wind trug den Geruch von versengtem Holz und Schweiß zu ihnen herüber. Sogar im schwachen Licht des Mondes war erkennbar, dass den Männern die Hemden auf der Haut klebten. Doch sie bogen sich unermüdlich weiter hin und her. Nach einiger Zeit stellten sich neun weitere Männer neben sie und übernahmen den Riemen. Die erste Gruppe der Männer trat zur Seite, ohne dass dabei das Drehen unterbrochen wurde.
    Bryanna sah zu den wartenden Menschen hinüber. Sie spürte ihre Erregung und für einen Augenblick teilte sie ihre Gedanken. Würde das Feuer auch dieses Jahr wiederkommen und mit seinem Segen in Haus und Hof einziehen?
    Durch die Reibung wurde das Brett immer heißer. Der Brandgeruch verstärkte sich. Noch einmal griffen neun frische Männer nach dem Riemen und bald stieg Rauch auf.
    Eine der weisen Frauen trat näher und warf eine Hand voll bräunliches Pulver auf das Brett in die Nähe des Rundholzes. Grell blitzte eine Flamme auf und tropfte in das trockene Gras, das auf dem Brett lag. Bryanna schloss geblendet die Augen. Die Menschen jubelten, die Trommel wurde lauter und das Kreischen von Holz auf holz hörte auf. Als sich Bryannas Augen erholt hatten, sah sie, wie die Frau die Flämmchen mit Zunderschwamm und trockenem Gras fütterte, bis ein kleines Feuer auf dem Brett brannte. Die Frau zog das Feuer vorsichtig auf ein anderes Brett und trug es zu den beiden großen Holzhaufen hinüber. Während sich das Feuer langsam in die Holzhaufen fraß und viele Menschen bereits um das Feuer tanzten, bereiteten einige Bauernfrauen ein Festmahl zu. Bald wurde geschmaust, gelacht, geschwatzt, getrunken und getanzt.
    Widerstandslos ließ sich Bryanna mitziehen. Sie fragte sich nicht einmal, warum sie feierte obwohl sie auf der Suche nach Morag und ihrem Vater war. Es schien ihr richtig, Bride zu ehren und erst mit ihrem Segen weiter zu suchen.
    Das Muhen und Blöcken, das ihr bereits beim Aufstieg aufgefallen war, wurde lauter. Auf der einen Seite der beiden Feuer bildeten die Menschen eine Gasse. In diese Gasse wurden Kühe, Schafe, Ziegen und Pferde getrieben, immer weiter auf die Lücke zwischen den beiden Feuern zu. Die Tiere muhten, meckerten, blökten und wieherten erbärmlich und versuchten zu den Seiten auszubrechen, aber die Menschen trieben sie zurück. Da von hinten immer mehr Tiere heran getrieben wurden, blieb den vordersten nichts anderes übrig, als zwischen den Feuern hindurch zu gehen. Ihre angstvollen Schreie übertönten das Geschrei der Menschen. Die Hufe der Tiere wirbelten Staub und Asche auf. Trotzdem konnte Bryanna das Weiße in ihren angstvoll aufgerissenen Augen sehen, als ein Tier nach den anderen durch die Lücke rannte, als ginge es um sein Leben. Auf der anderen Seite der Feuer warteten die weisen Frauen. Nach und nach wurden alle Schafe, Kühe und Ziegen durch die Feuergasse an

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