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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Gerlach
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sie blieb nicht stehen. Plötzlich fiel ihr ein, dass viele Fabelwesen geweihten Boden nicht betreten konnten.
    „Gibt‘s hier … keine Kirche … oder Kapelle?” Ihr Atem ging stoßweise, so dass sie kaum richtig sprechen konnte.
    Kaylee schien besser trainiert. Jedenfalls klang ihre Antwort nicht ganz so abgehackt. „Wir sind in Pictland. Da findest du nur Druiden. Die haben keine wirksamen Waffen gegen Redcaps.”
    „Wer dann?”
    Kaylee deutete auf eine schlichte Hütte aus grauem Stein mit dicken Erdbrocken auf dem Schieferdach, die sich wenige hundert Meter entfernt in eine Biegung des Flusses schmiegte. „Die weisen Frauen.”
    Ein entsetzliches Geheul erklang vom Waldrand und fuhr Bryanna durch Mark und Bein. Sie kam aus dem Tritt und stolperte. Schwer atmend kämpfte sie sich wieder in die Höhe und rannte weiter. Schweiß lief ihr in die Augen und mischte sich mit Tränen. Ihr Herz klopfte so stark, als wolle es den Brustkorb sprengen. In ihren Ohren rauschte es laut und nur das Geheul der Redcaps drang zu ihr durch. Ihr Blickfeld verengte sich. Während ihre Beine ohne ihr zutun rannten, konzentrierte sie sich auf das kleine Haus, das zum Greifen nahe schien. Sie ignorierte das Glitzern der Sonnenstrahlen auf den nassen Kieseln im Flussbett und das saftige Grün der Frühlingswiesen. Sie bemerkte nicht einmal, wie sich Kaylee in eine kleine rot getigerte Katze verwandelte und mit unglaublicher Geschwindigkeit an ihr vorbei ins Haus sauste. Bryanna hatte Seitenstiche und konnte kaum atmen. Ihr Herz raste und ihr war schwindelig. Wenige Meter vor der Hütte brach sie zusammen.
    Schwer atmend drehte sie sich zu den Redcaps um. Wenn sie schon sterben musste, wollte sie das Unheil sehen, das sich ihr näherte. Einer der Redcaps war den anderen um mehrere Längen voraus. Als er sie am Boden sitzen sah, heulte er triumphierend auf und hob seine Hellebarde zum Schlag.
    Mit einem Mal war Bryannas Kopf klar und ihre Angst spurlos verschwunden. Was jetzt geschah, würde sie nicht ändern können. Sie wurde innerlich ruhig, Atmung und Herzschlag normalisierten sich, während um sie herum alles wie in Zeitlupe geschah. Die Hellebarde sauste auf sie zu, kam näher und näher.
    Bryanna fiel das Wort ein, dass Kaylee benutzt hatte, um das Wasser zu rufen. Es hallte und rollte in ihrer Erinnerung. Vielleicht konnte sie damit einen einzelnen Redcap besiegen. Immerhin führte der Fluss genug Wasser. Hoffentlich gehorcht es mir. Sie versuchte das Wort auszusprechen, aber ihr Hals war so trocken, dass sie keinen Ton hervorbrachte.
    Eine Armlänge vor ihrer Nase flackerte die Hellebarde kurz auf und verschwand samt Träger, als hätte es sie nie gegeben. Bryanna starrte auf die Stelle vor ihrer Nase. Was ist passiert? Wo ist er hin? Ihr Blick wanderte zu den anderen Redcaps, deren Angriff ins Stocken gekommen war. Sie wirkten sehr überrascht. Nach einem kurzen, hitzigen Wortwechsel in einer Sprache, die Bryanna nicht verstand, warf einer von ihnen seine Hellebarde. Sie rührte sich nicht, obwohl die Waffe schnurgerade auf sie zuflog. Wieder flackerte es kurz und die Hellebarde war verschwunden.
    Ein Schutzschild, hier gibt es einen unsichtbaren Schutzschild . Erleichterung durchflutete Bryanna und sie begann zu lachen. Sie lachte und lachte. Es war ein richtiger Anfall. Sie lachte, bis sie husten musste. Die Redcaps heulten wütend und ihre Augen glühten. Wieder versuchten sie Bryannas Blick einzufangen.
    „Mit mir nicht, Jungs. Ich falle doch nicht zweimal auf den gleichen Trick rein.” Bryanna flüsterte, denn ihr Hals fühlte sich an, als hätte sie Sand eingeatmet. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wendete sie sich von den Redcaps ab, stand auf und taumelte auf das Haus zu. Kaylee hielt ihr die Tür auf.
    „Ich dachte schon, du wolltest mit den Redcaps zu Abend essen”, sagte sie.
    „Ich bezweifle, dass ich das genossen hätte.”
    Als sie den niedrigen Raum betraten, brauchten Bryannas Augen einige Zeit, bis sie sich an das Dämmerlicht in der Hütte gewöhnt hatten. Das erste was sie sah, war ein riesiger Kessel, der an einem Haken von der Decke hing. Darunter brannte ein fröhliches Feuer. Neun junge Frauen in weißen Kleidern saßen um das Feuer herum.
    Bryanna hatte das Gefühl, als warteten sie auf etwas. Da es sehr warm war, zog sie ihre immer noch nasse Jacke aus und legte sie neben dem Eingang auf den Boden. Eine Frau mit hüftlangen, blonden Zöpfen zog sie näher und zeigte auf einen Holzklotz. Bryanna

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