Schottlands Wächter (German Edition)
„Hey! Wie kommt er an die Sachen aus meinem Schrank?” Als sie sich daran erinnerte, wie überstürzt sie aufgebrochen war, schlug sie entsetzt die Hände vor den Mund. „Ich habe vergessen, die Tür abzuschließen. Vater wird mich umbringen, wenn seine kostbaren Bücher gestohlen wurden.”
Kaylee richtete sich halb auf und stützte sich mit den Armen nach hinten ab.
„Ich bin mir sicher, dass der Seannachaidh … ich meine Stuart … zugeschlossen hat. Jetzt sieh zu, dass du ins Wasser kommst. Ich will auch noch baden.”
„Du hast Recht.” Bryanna suchte sich frische Sachen und Shampoo aus und ging ins Bad. Wenig später entspannte sie sich im warmen Wasser und genoss es, wie die Wärme ihren Körper durchzog. Sie betrachtete die Kette mit dem keltischen Kreuz, die sie von Kaylee geschenkt bekommen hatte und fragte sich, ob sie ihr helfen konnte, ihren Vater zu finden. Wann und wo würde sie ihn wohl wieder sehen? Ich würde ihn zu gern fragen, was ich mit Kaylee machen soll. Bisher war sie eine echte Freundin und trotzdem bin ich bereits zweimal vor ihr gewarnt worden. Vielleicht lag es daran, dass Kaylee ein Mischling ist. Sicher ist das der Grund, warum ich vorsichtig sein soll. Ob ihr klar ist, dass sie Vater ablösen kann?
Bryanna öffnete ihre Zöpfe, tauchte kurz unter und schäumte die Haare ein, die wie ein schwarzer Wasserfall über ihren Rücken fielen. Ich wüsste zu gerne, wozu sie fähig ist. Sie muss unglaublich viel magisches Talent besitzen, Obwohl ich bisher nicht viel davon gemerkt habe. Aber wenn sie keine Magierin ist, hätten die anderen nicht so viel Angst vor ihr. Hmmm, vielleicht benutzt sie ihre Magie nicht, weil sie mir misstraut.
Sie lehnte sich in der Wanne zurück und überlegte, warum sich eine mächtige Magierin ausgerechnet mit ihr, Bryanna McConnachie, abgab. Vielleicht glaubt sie, dass ich meinem Vater zu Hilfe komme, so wie er seinem Bruder geholfen hat. Wahrscheinlich hofft sie, dass ich sie zu Dad führen werde. Ob ihr Vater dafür gesorgt hat, dass ich ein wenig Magie lerne?
Sie schüttelte den Kopf. Sowohl Rowan als auch Thomas der Rhymer hatten erwähnt, dass sie Morag einen Gefallen taten. Ich frage mich, welche Rolle Morag bei der ganzen Sache spielt und für wen sie kämpft. Ich sollte sie zwingen, mir ein paar Fragen zu beantworten. Wenn ich sie suche, kann ich auch Kaylee von Vater fern halten. Ich tue einfach so, als suche ich nach ihm .
Zufrieden lehnte sie sich zurück und genoss die Wärme des Wassers. Langsam wurde sie schläfrig.
Eine kratzige Stimme riss sie aus ihren Überlegungen.
„Ich würde nicht trödeln.”
Bryanna schreckte aus dem Halbschlaf hoch. Neben der Wanne stand ein kleiner Mann mit struppigen, rotbraunen Haaren und ohne erkennbare Nase, ein Brownie. „Der Seannachaidh wartet.” Mit diesen Worten verschwand der Brownie wieder.
Bryanna atmete tief durch, um ihr wild pochendes Herz zu beruhigen. Dabei entdeckte sie das Loch im Weltengewebe, durch das der Brownie geschlüpft war. Zum Glück waren die Fasern nicht gerissen, und so schob und zupfte sie, bis das Loch verschwunden war. Stolz betrachtete sie ihr Werk. Magie zu benutzen macht wirklich Spaß . Nach ein paar weiteren entspannenden Minuten spülte sie ihre Haare aus, kletterte aus der Wanne, trocknete sich ab und zog die frische Wäsche an. Sie ging zurück ins Schlafzimmer.
Kaylee hielt eine Jeans in der Hand. „Wozu ist das?” Sie zeigte auf den Reißverschluss.
Bryanna erklärte es ihr. Sie freute sich über Kaylees Staunen, als sie das Schiffchen hinauf und hinunter bewegte. Kaylee probierte es gleich selbst aus. Nach einer Weile legte sie die Jeans zu den anderen Sachen aufs Bett, die sie ausgepackt hatte, und wühlte weiter in ihrem Rucksack.
„Was suchst du?”, fragte Bryanna.
„Seife.”
Bryanna zeigte ihr die Flaschen mit Duschgel und Shampoo.
Kaylee schnupperte verzückt daran. „Ihr habt so tolle Sachen in eurer Welt. Ich wünschte ich könnte hier leben”, sagte sie und ging duschen.
Ob ich versuchen sollte, Vater anzurufen? Nur für den Fall, dass er nach Hause zurückgekehrt ist. Während Bryanna noch überlegte, klopfte es an der Tür.
„Herein”, sagte sie und der Seannachaidh trat ein. Er drehte einen Brief in seinen großen Händen.
„Ich hatte schon einmal eine Nachricht von deinem Vater für dich. Erinnerst du dich?”
Bryannas Augen weiteten sich, als sie sich an ihre überstürzte Abreise erinnerte. Da war tatsächlich ein Mann
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