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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Gerlach
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Welt retten oder sie zerstören.” Thomas atmete tief durch und sah die beiden Mädchen an. „Ein solches Kind wäre der ideale Nachfolger. Bisher waren alle Mischlinge hervorragende Wächter, bis auf Aidan, den Vorgänger deines Vaters.”
    „Aidan war ein Halbblut?”, fragte Bryanna überrascht.
    „Und ein sehr begabtes dazu. Leider steigerte er sich so sehr in seine Angst vor dem Tod hinein, dass er seinen eigenen Schüler tötete.” Thomas der Rhymer strich sich die Haare aus der Stirn und sah die Mädchen an. „Damit ihr versteht, wie stark ein solcher Wächter ist, sollte ich euch von dem stärksten Halbblut aller Zeiten erzählen. Hättet ihr was dagegen?”
    Bryanna und Kaylee schüttelten gleichzeitig die Köpfe. Für eine Geschichte hatten sie immer Zeit.
    „Jenes Halbblut lebte in Deutschland”, begann Thomas und verfiel in einen monotonen Singsang, der vor Bryannas innerem Auge Bilder entstehen ließ.
    Sie sah eine Bergkette, im Norden und Osten umgeben von flachem Land. Nach Süden und Westen erstreckten sich sanfte Hügel, gesprenkelt mit Dörfern und Städten.
    „Das ist der Harz”, sang die Stimme des Rhymers. „Die problematischste Schwachstelle zwischen Deutschland und Alemania liegt auf dem höchsten Berg, dem Brocken. Unzählige Menschen wurden von den Hexen in Alemania verzaubert, gequält oder verspeist. Und ungezählt sind die Hexen, die in Deutschland auf Scheiterhaufen verbrannten.”
    Nackte Frauen tanzten auf dem höchsten Berg. Funken stoben in alle Richtungen, und Dämonen wirbelten durch die Feuer, über denen große Kessel hingen. Bryanna schluckte.
    „Doch einst ward einer jungen Hexe aus Alemania und einem Köhler aus Deutschland ein Sohn geboren, mit allen Talenten eines Halbbluts. Als er das Amt übernahm, schickte er einen jeden in seine Heimat und versiegelte er die Schwachstellen zwischen beiden Welten dauerhaft.” Das Bild wandelte sich, als ein junger Mann auftauchte und mit erhobenen Armen durch die Reihen der Hexen schritt. In wilder Panik sprangen die Frauen auf ihre Besen. Sie sausten durch die Luft davon und ihre Dämonen versanken im Boden. Es sah so mühelos aus, aber Bryanna ahnte, dass es den jungen Mann viel Kraft gekostet haben musste.
    „Heute feiern die Menschen in Deutschland auf dem Brocken eine eigene, unblutige Walpurgisnacht und in Alemania gibt es eine Zeremonie, bei der Hexenpuppen verbrannt werden”, endete Thomas seine Erzählung.
    „Ist es schwer einen solchen Mischling zu finden?”, fragte Bryanna.
    „Meistens gibt es gar keine Mischlinge”, sagte Thomas. „Aber wenn doch, gibt es immer gleichzeitig zwei Kinder mit gemischtem Blut. Niemand weiß warum.”
    „Zwillinge?”
    Thomas sah an Bryanna vorbei und sein Blick verlor sich, als sähe er mehr als die Wände seines Heims. „Nicht einmal Geschwister. Doch bei allen Wächtern mit gemischtem Blut, die wir bisher hatten, gab es einen furchtbaren Kampf zwischen den Mischlingen und Krieg zwischen den Welten.” Er seufzte und schüttelte den Kopf, als wolle er eine unangenehme Erinnerung abschütteln. „Jedes Mal überlebte nur einer der beiden und übernahm das Wächteramt sowohl in Alba als auch in Schottland. Einen anderen Ausgang der Kämpfe habe ich bisher nicht erlebt.” Abrupt stand er auf und ging zur Tür. „Kommt. Es wird Zeit für euch zu gehen, solange ihr noch könnt.”
    Bryanna wunderte sich über diesen plötzlichen Aufbruch, bis sie sich daran erinnerte, dass sie in einem Elfenhügel steckten. Sie hatte nicht vor, hunderte von Jahren zu spät in ihre Welt zurückkehren, so wie die Fiedler in Thomas Lied.
    „Wo sollen wir denn diesmal hin?”, fragte Kaylee.
    „Der Seannachaidh wartet in Fosters »bed and breakfast« auf euch. Er hat euch einiges zu erklären.”
    Bryanna war überrascht. Sagte Morag nicht etwas von Fosters, als sie auf dem Bahnhof telefoniert hat? Sie wollte gerade fragen, wo die Herberge der Fosters zu finden wäre, als Thomas schon sprach.
    „Ihr findet das Haus der Fosters in Schottland am Fuße der Drei Schwestern im Tal Glencoe.”
    „Och nee”, sagte Kaylee. „Schon wieder quer durchs Land. Konnte er nicht in der Nähe warten?”
    „Es ist nicht so weit, wie du denkst. Aber ihr werdet nie ankommen, wenn ihr nicht den ersten Schritt tut”, sagte Thomas der Rhymer und führte sie durch den unheimlichen Saal und den langen Gang zurück ins Freie. Als Kaylee den Hügel schon verlassen hatte, hielt Thomas Bryanna zurück.
    „Nimm dies mit

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