Schottlands Wächter (German Edition)
junge Männer, kurz und kräftig gebaut mit den gleichen blauen Augen und den rabenschwarzen Haaren wie ihre Mutter. Bryanna spürte warme Decken auf ihrer Haut. Sie roch das Feuer, und seine Wärme zog in ihren Rücken. Die Frau streichelte Bryannas Wange und deutete auf einen Berg Decken neben sich.
„Gut, dass du deine Freundin so gut festgehalten hast, sonst wäre sie jetzt tot. Zum Glück warst du noch dazu durch Brides Feuerzauber geschützt, so dass du nicht so stark ausgekühlt bist wie sie.”
Die Decken neben der Frau hoben und senkten sich durch leichte Atemzüge. Vielleicht wäre es besser gewesen, Kaylee wäre ertrunken. Noch während sie dies dachte, schämte sie sich dafür. Wir hätten beide tot sein können. Außer im Notfall werde ich nie wieder Magie benutzen, das schwöre ich.
Sie richtete sich auf. Ungläubig betasteten ihre Finger die Rippen und den rechten Arm. Beides schmerzte nicht mehr. Habe ich die Schmerzen nur geträumt?
„Du hattest drei gebrochene Rippen und einen gequetschten Muskel im Oberarm. Was für ein Glück, dass ihr nicht höher geflogen seid”, sagte die Frau.
Bryanna bewegte den Arm und ein leichtes Ziehen verriet ihr, wo der Muskel verletzt gewesen war. Sie sah sich um. Sie lag in einem gemütlichen Zimmer mit weißen Wänden, einem Kamin, in dem ein Feuer loderte, und den beiden Bergen aus Fellen und Decken, auf denen sie und Kaylee lagen. Auf einem hölzernen Gestell hingen ihre Sachen zum Trockenen, samt den beiden Rucksäcken und der Tasche, die sie von den weisen Frauen bekommen hatte.
„Wo bin ich?” Ihre Stimme klang heiser.
„Du bist in Finfolkaheem, und ich bin Annie Norn. Das sind meine Söhne.”
„Annie Norn?” Bryanna überlegte angestrengt. Sie wusste, dass sie den Namen schon einmal gehört hatte. Schließlich fiel ihr wieder ein, wie der Seannachaidh ihre wunden Füße geheilt hatte. „Hast du meine Brüche geheilt?”
Annie nickte.
„Stuart konnte das auch. Du kennst Stuart, nicht wahr?”
„Ich habe ihn das Heilen gelehrt”, sagte Annie.
Bryanna gähnte und kämpfte gegen die Müdigkeit, die ihr schon wieder die Augen zudrückte. Annie lächelte. „Du hast eine erstaunlich große magische Kraft. Dennoch solltest du daran denken, dass dein Körper nur der eines Menschen ist. Vernachlässige niemals seine Bedürfnisse.” Sie drücke Bryanna zurück auf das Lager aus Seehundfellen. „Nun ruh dich aus.”
Bryanna protestierte, aber sie war zu müde, sich zu wehren. Mitten im Wort schlief sie ein.
Der süße Geruch nach Tee und frischen Brötchen lag in der Luft. Bryanna ließ die Augen noch einen Moment geschlossen und schnupperte. Dads Sonntagsfrühstück! Sie sog den Duft ein. So vertraut der Geruch war, er trug etwas mit sich, dass nicht stimmte. Leder und Rauch? Bryanna wunderte sich. Widerwillig öffnete sie die Augen. Sie lag noch immer auf ihrem Lager neben dem Feuer in Annie Norns Haus. Seufzend setzte sie sich hin. Kaylee saß auf der anderen Seite der Feuerstelle auf einem Hocker und starrte sie an.
„Annie sagt, dass du mir das Leben gerettet hast”, sagte sie. „Sie meint, du hättest meine Hand so fest umklammert, dass sie sie kaum aus deinem Griff befreien konnte.”
Bryanna saugte verlegen die Unterlippe ein. „Ich würd ja gerne sagen, dass es Absicht war. Aber ich konnte meine Finger nicht mehr bewegen.”
Kaylee lachte. „Trotzdem danke. Ich schulde dir was.” Sie reichte Bryanna einen Korb mit frisch gebackenem Brot und ein Holzbrett mit Butter.
Ein kleines Mädchen kam herein, das wie eine Miniaturausgabe von Annie aussah. Sie reichte Bryanna eine große Tasse und füllte sie mit Tee. „Mutter lässt euch ausrichten, der Unterricht beginnt gleich nach dem Frühstück. Ihr müsst aber nicht hetzen.”
Kaylee zog eine Augenbraue in die Höhe. „Unterricht? Was für ein Unterricht?”
Das Mädchen lächelte sie freundlich an und ging ohne Antwort.
„Wir hatten echt Glück, dass uns Annie gefunden hat”, sagte Kaylee. „Sonst wären wir tot.” Sie schüttelte sich.
Bryanna lächelte. „Ich bin mir nicht sicher, dass dieser mysteriöse Unterricht, so früh am Morgen, eine tolle Alternative ist.” Sie zeigte auf das blasse Dämmerlicht vor dem Fenster.
Kaylee lachte. Den Rest des Frühstücks verbrachten sie fröhlich plaudernd. Bryanna fühlte sich so wohl, dass sie beinahe vergaß, dass Kaylee nach wie vor eine Gefahr für sie war. Als sie sich satt zurücklehnte, trat Annies Tochter wieder
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