Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Gerlach
Vom Netzwerk:
Weltengewebes wieder zusammen. Ihr war klar, dass auch diese Reparatur nicht dauerhaft war, aber sie würde wenigstens einige Zeit halten.
    „Der kommt so schnell nicht wieder”, sagte sie und stieg aus dem Wasser. Kaum an Land gaben ihre Knie nach und sie sank ins Gras. Wenn Kaylee nicht gewesen wäre … Sie sah zu ihrer Freundin hinüber, die eben der Alten aus dem Wasser half.
    Wieder an Land streckte sich die Alte. Ihr langes, graues Haar färbte sich dunkelbraun. Die Runzeln in ihrem Gesicht strafften sich bis die Haut wieder glatt und ohne Falten war. Nur die braunen Augen veränderten sich nicht. Kaylee und Bryanna starrten die junge Frau überrascht an. Die Fremde lächelte nicht. Sie nickte ihnen zu und sagte: „Ich bin Serena, Großtochter der Alten von Sanday. Ich bin gekommen, um herauszufinden, ob ihr unsere Hilfe verdient. Kommt.”
    Ohne sich nach den Mädchen umzusehen, ging Serena zurück zur Straße und stieg den Hügel wieder hinauf. Bryanna und Kaylee folgten ihr zu dem kleinen Häuschen auf der Kuppe. Serena hielt ihnen die Tür auf. Die beiden Mädchen stellten ihre Rucksäcke ab und traten ins Halbdunkel. Bryanna spürte das Weltengewebe über sich hinweg streichen. Serena legte die Hand auf ihren Rücken und schob sie vorwärts, bis sie an einer Feuerstelle angekommen waren. Ein Torffeuer erhellte den Raum nur schwach. Als sich Bryannas Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah sie eine alte Frau auf einem Hocker neben dem Feuer sitzen.
    Bryanna wunderte sich über das altmodische Innere des Hauses. Von außen hatte es moderner ausgesehen. Kaylee schien ähnlich zu denken, denn sie fragte: „Wie kommt es, dass ein Haus in Schottland innen so aussieht, wie eines aus Alba?”
    „Neugier tötete schon so manche Katze. Du kommst als Fremde in mein Haus und erweist mir nicht einmal die kleinste Höflichkeit.”
    „Verzeiht uns.” Sofort verneigten sich Kaylee und Bryanna wie vor einer Königin und sagten: „Wir wünschen Euch einen schönen Tag. Möge Euer Leben lang und gesund sein.” Die Alte nickte. Kaylee atmete erleichtert auf und wiederholte ihre Frage.
    „Unterschätze nie die Kraft der Hexen von Orkney, Kindchen”, krächzte die Alte. Ihr Blick bohrte sich in Bryannas Augen. „Gib Serena deine Schere und komm näher, Bryanna.” Mit zitternden Fingern nahm Bryanna die goldene Schere aus der Tasche und reichte sie Serena. Sie musste sich zwingen, näher an die Alte heranzutreten und ihr Herz flatterte wie ein Vogel im Käfig.
    „Öffne den Topf und sieh hinein”, befahl die Alte. Bryanna wagte es nicht, sich zu widersetzen. Sie streckte die Hand aus und hob den Topfdeckel. Eine Dampfwolke hüllte sie ein. Sie roch nach Kohl und saurem Fleisch. Bryanna hielt die Luft an, bis sich der Dampf verzogen hatte. Mit dem Dampf verschwand auch die Hütte und gab den Blick frei auf ein großes, grünes Tal voller Wesen, die lautstark durcheinander redeten. Bryanna erkannte Gruppen von Redcaps, eine Hand voll Riesen, unzählige Goblins, ein paar Kelpies und mehrere Boobries. Auf der anderen Seite des Tals lag sogar ein grauer Lindwurm im Gras. Wieder und wieder schoss seine gespaltene Zunge hervor und testete die Luft. Hobgoblins, Brownies oder andere den Menschen wohlgesonnene Wesen waren nicht zu sehen.
    Bryannas Knie fühlten sich an, als wären sie aus Gelee. Sie sank ins Gras. Hoffentlich bemerken sie mich nicht , dachte sie und machte sich so klein wie möglich. Es schien zu klappen.
    Plötzlich jubelten die Versammelten laut auf. Hinter Bryanna räusperte sich jemand.
    „Danke, vielen Dank!”
    Bryanna fuhr herum. Nicht weit von ihr stand ein Tisch, an dem Kaylees Vater saß, wie immer in schwarzes Leder gekleidet. Jetzt bin ich geliefert. Die alte Hexe hat mich verraten. Sie wollte aufspringen und wegrennen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht.
    „Liebe Freunde.” Der Kelpie sah an Bryanna vorbei, als wäre sie gar nicht vorhanden. Er sieht mich nicht . Eine kleine Flamme der Hoffnung erwachte in ihrem Herzen. Vielleicht hat mich die Alte unsichtbar gemacht. Bald war sie sich sicher, denn obwohl sie direkt vor ihm saß sprach der Kelpie weiter, ohne sie zu beachten.
    „Ich freue mich, dass ihr alle so zahlreich gekommen seid. Wie ihr wisst, wird derzeit die Nachfolge der Wächter von Alba und Schottland geregelt. Wie immer sind wir nicht gefragt worden, ob uns die Kandidaten zusagen.” Ein Raunen ging durch die Menge. „Ich verstehe eure Wut, doch diesmal wird man

Weitere Kostenlose Bücher