Schottlands Wächter (German Edition)
Finfolkaheem liegt doch auch unter Wasser und wir haben weder beim Untertauchen, noch beim Auftauchen Probleme gehabt”, sagte sie mit heiserer Stimme. Bryanna zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht war es gar kein Zauber von Annie. Vielleicht liegt es an Finfolkaheem und alle, die dort hinkommen, können normal atmen.”
„Ich glaube, es war Annie. Die Leute in Finfolkaheem sind unglaubliche Zauberer.”
„Aber Annie ist von Orkney …”, warf Bryanna ein und wunderte sich, woher sie das wusste. Im Licht der aufgehenden Sonne tauchte vor ihnen eine Insel aus dem Wasser. „Sieh doch. Dort ist Sanday!”
Die Mädchen mussten sich nicht mehr lange gedulden. Die Meerpferde steuerten eine zu beiden Seiten von steinigen Klippen begrenzte, sandige Bucht an. Weit genug vom Strand entfernt hielten sie. Mit stampfenden Hufen warteten sie, bis die Mädchen von ihren Rücken geklettert waren und ihr Gepäck vom Sattel genommen hatten.
Das Wasser ging Bryanna bis zur Brust. Sie hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten. Das sanfte Auf und Ab der Brandung zog ihr immer wieder den Sand unter den Beinen weg. Sie streichelte noch einmal Florins Nüstern. Das Tier blies ihr ein letztes Mal seinen warmen Atem ins Gesicht, drehte auf der Hinterhand um und galoppierte fröhlich wiehernd zurück ins Meer. Kaylees Meerpferd folgte ihm, und nach ein paar Sekunden verschwanden die beiden in den Wellen. Bryanna wischte sich eine Träne von der Wange, warf sich ihren Rucksack über die Schulter und rückte die Tasche zurecht.
Sie drehte sich zu Kaylee um. „Dann wollen wir mal weiter.” Mit dem Gewicht auf dem Rücken fiel es ihr noch schwerer, gegen den Sog des Meeres anzukämpfen. Wieder und wieder glitt sie aus, tauchte unter und schluckte Wasser. Jedes Mal kämpfte sie sich hustend und spuckend wieder auf die Füße. Nach einiger Zeit erkannte sie, dass es einfacher war, sich vom Meer an Land helfen zu lassen. Sie stieß sich mit den Füßen vom Boden ab und ließ sich von der himmelblauen Strömung ein Stück näher zum Strand treiben. Setzte der dunkelblaue Sog ein, stemmte sie die Beine in den Boden und wartete auf die hellblaue Strömung.
Nach endlosen Minuten erreichten die Mädchen den Strand. Bryanna rieb sich die steifen Beine. Kaylee warf den Rucksack ab und ließ sich rückwärts, mit ausgestreckten Armen in den weißen Sand fallen.
„Endlich wieder richtigen Boden unter den Füßen.”
Bryanna lachte auf. Sie stellte ihren Rucksack neben Kaylees. Überraschenderweise war das Gepäck trocken geblieben.
„Danke, Annie”, flüsterte sie und schloss die Augen. Augenblicklich hatte sie den Zauber gefunden, den sie suchte. Dampf stieg aus ihrer Kleidung und ihren Haaren auf und wenig später war sie trocken. Kaylee hatte sich mal wieder in eine Katze verwandelt. Sie leckte sich, bis sie trocken war, bevor sie wieder zum Mensch wurde.
„Jetzt gibt es Frühstück!” Kaylee kramte alle Vorräte aus Bryannas Rucksack und baute sie auf einem sehr großen, flachen Stein auf, der aus dem Sand ragte. Wie immer gab es Suppe, dazu einige der Lebensmittel, die Bryanna eingekauft hatte.
Als sie satt war fragte sie: „Wen suchen wir hier?”
„Eine Hexe.”
„Und wo wohnt sie?”
„Ich weiß es nicht.
Kaylee zog eine Grimasse.
„Alte Frauen gibt es hier sicher eine ganze Menge. Also, wo fangen wir an zu suchen?”
„Stuart sagte, sie lebt auf einem Hügel. Ich denke, wir sollten erst einmal ein Stück landeinwärts gehen.”
Seufzend stand Kaylee auf. „Warum fliegen wir nicht?”
„Stuart bestand darauf dass wir zu Fuß gehen. Ein kleiner Spaziergang hat noch niemandem geschadet.” Bryanna packte die Reste ihres Frühstücks zusammen, warf sich ihren Rucksack über die Schulter und schlüpfte in die Tragegurte. Sie stapfte los. Aber das Gehen war anstrengend. Bryannas Füße versanken bei jedem Schritt in dem feinen Sand. Auf der Kuppe der Düne angekommen, wartete sie auf Kaylee, die ebenfalls gegen den Sand kämpfte. Sie zeigte auf einen entfernten Hügel, zu dessen Füßen eine größere Wasserfläche in der Sonne funkelte.
„Wahrscheinlich müssen wir dort hin.”
Kaylee nickte stumm und ging los. Es gab keine Straße, keinen Weg, nicht einmal einen Trampelpfad durch das mit dornigen Sträuchern und langen Gräsern bewachsene Gelände. Mehr als einmal blieb Bryanna mit dem Fuß an einem Grasbüschel oder einer Wurzel hängen. Sie stolperte hinter Kaylee her, so gut es ging. Schließlich
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