Schottlands Wächter (German Edition)
offene Fenster warme, von Blumenduft schwere Luft strömte. Ein kleines, weißes Vögelchen flatterte durch eines der Bogenfenster und flog neben ihnen her. Merkwürdigerweise fühlte sich Bryanna von ihm beobachtet. Sie atmete erleichtert auf, als es durch ein weiteres Fenster wieder ins Freie flog. Gerade, als sie sich fragte wie all diese Gänge in so ein kleines Schloss passten, erreichten sie ein riesiges Tor aus Gold und Holz.
Der Pater legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr ins Gesicht. „Dahinter ist der Thronsaal. Sei vorsichtig, wenn du mit der Königin sprichst und bleib vor allem immer höflich. Sie ärgert sich sehr, sehr schnell.” Er umarmte sie kurz. „Der H… sei mit dir, Kind. Ich werde dich jetzt anmelden.” Er drehte sich um, öffnete eine kleine Tür, die in das große Tor eingelassen war und verschwand im Thronsaal.
Bryanna wunderte sich nicht, dass er sie hatte segnen wollen, wohl aber darüber, dass er Gott nicht beim Namen nennen konnte. Sie versuchte es selbst. „lieber Go…, der H…im Himmel, der allm… Vater …”, flüsterte sie. „Hmmm. Was ist mit Engel — geht … Dämonen — geht … Teu…, Vater der Lü…” Ihr ging ein Licht auf. „Ich verstehe. Die andere Seite kann auch nicht erwähnt werden. Faerie scheint neutrales Gebiet zu sein. Das ergibt Sinn.”
In diesem Moment schwang das Tor auf und ein kurzer, plumper Elf winkte ihr einzutreten.
„Danke.” Bryanna nickte ihm freundlich zu und ging einen roten Teppich entlang, der kein Ende zu nehmen schien. Auf halbem Weg wurde sie von dem kleinen Elf überholt. Sein faltiges Gesicht grinste sie an. „Ich bin hier für die Etikette zuständig, also hör gut zu.” Er rieb die Hände mit einem kratzenden Geräusch aneinander, das Bryanna Schauer über den Rücken laufen ließ und es ihr schwer machte, sich auf seine Worte zu konzentrieren. „Bei allem was du sagst, bleibe höflich. Solange du höflich bist, keine Speisen, Getränke oder Geschenke annimmst, hat hier niemand Macht über dich. Alle anderen Regeln musst du selbst herausfinden.”
Bryanna nickte, obwohl sie seine Worte fast im selben Augenblick wieder vergessen hatte. Der Elf steckte die Hände in die Taschen seiner Hose und eilte davon. Bryanna kam zu sich, wie aus einem schlechten Traum. Unsicher ging sie weiter und stellte überrascht fest, dass der Thronsaal nahezu leer war. Nirgends konnte sie Diener, Höflinge, Bittsteller oder andere Leute sehen, die sie bei einer königlichen Audienz erwartet hatte.
Nach wenigen Schritten stand sie vor den Stufen des Throns. Auf der Treppe saß mit geschlossenen Augen der Pater. Er hatte die Hände gefaltet und in den Schoß gelegt. Bryannas Blick folgte seiner Kette bis zum Thron. Darauf saß die wunderschöne Frau, die sie schon aus dem Wahrtraum der Hexen kannte und redete mit einem winzigen Elf, der auf der Armlehne stand. Es dauerte einen Moment, bis Bryanna begriff, dass es Puck war. Im selben Moment verwandelte er sich wieder in das weiße Vögelchen und sauste durch ein Fenster davon.
Titania sah ihm eine Weile nach, bevor sie Bryanna ansah. Ihr Gesicht war makellos und ebenmäßig, trotzdem fröstelte Bryanna. Sie verneigte sich. „Ich bin …”
„Wir wissen, wer du bist. Was will dein Vater jetzt schon wieder von UNs? Wir haben unseren Teil der Abmachung erfüllt.” Sie beugte sich vor und ihre Augen funkelten. „Bryanna McConnachie ist in unserer Gewalt. Nun ist er daran, seinen Teil wahr zu machen.”
Bryanna streckte das Kinn vor und sagte: „Bryanna McConnachie bin ich! Ihr habt das falsche Mädchen gefangen.”
Die Augenbrauen der Elfenkönigin schnellten in die Höhe. Dann aber zuckte sie mit den Schultern. „Das spielt nun auch keine Rolle mehr. Das Menschlein hat Unsere Würde verletzt. Wir geben es nicht wieder her.”
„Doch, das werdet Ihr, denn ich bin gekommen, meine Freundin Kaylee abzuholen”, sagte Bryanna bestimmt, ohne auf das leere Gefühl in ihrer Magengrube zu achten.
„Nun, das wird nicht so einfach sein, fürchten Wir, denn Strafe muss sein. Findest du nicht, Kind?” Die Elfenkönigin lächelte. Ihre Zähne waren kurz und spitz, wie die eines Wiesels. Bryanna lief ein Schauer über den Rücken. Sie streckte sich und versuchte gelassener auszusehen, als sie sich fühlte.
„Ich kenne Eure Strafen und finde sie sind maßlos, Majestät.”
„Maßlos?” Die linke Augenbraue der Königin zuckte in die Höhe und der Blick, den sie Bryanna zuwarf war
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