Schottlands Wächter (German Edition)
alles andere als freundlich. Bryanna schluckte und versuchte vorsichtiger zu formulieren.
„Ich denke zum Beispiel an den Seannachaidh. Ihr habt ihm alles genommen, was ihm lieb und teuer war und gönnt ihm nicht einmal die Ruhe des Todes.”
Die Königin lachte. Es klang, als würden zwei Kristallgläser gegeneinander gestoßen. „Er war ein Dieb!”
„Ein paar Brocken Torf rechtfertigen keine 800 Jahre lange Qual.”
„Was sind schon 800 Jahre.” Die Königin zuckte mit den Schultern.
„Für Euch mag es ein Augenzwinkern sein, Majestät, für uns ist es eine Ewigkeit.”
„Glaube mir, mit Ewigkeiten kennen Wir Uns aus und 800 Jahre sind noch lange keine Ewigkeit.”
Bryanna ging in Gedanken alle Zaubersprüche durch, die es ihr erlaubten die Handlungen Anderer zu bestimmen. Sie fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, jemandem ihren Willen aufzuzwingen, aber es schien die einzige Möglichkeit Kaylee zurück zu bekommen. Sie holte tief Luft. „Wenn ihr Kaylee nicht freiwillig gehen lassen wollt, werde ich Euch zwingen.”
„Drohst du Uns?” Die Augen der Königin verengten sich zu schmalen Schlitzen, wodurch die unnatürliche Schönheit ihres Gesichtes plötzlich wie eine Maske wirkte. Merkwürdigerweise verlor Bryanna gerade dadurch ihre Angst. Jemand, der sich hinter einer Maske verbarg, tat dies in der Regel aus Angst oder Unsicherheit. Bryanna sah der Königin direkt in die Augen. „Selbstverständlich drohe ich Euch, Majestät.”
„Ach und wie gedenkst du deine Drohung umzusetzen? Unsere Magie ist hier in Faerie am stärksten. Niemand kann Uns hier bezwingen!”
„Ihr könntet Kaylee vergeben, dann bräuchte ich keine Magie”, sagte Bryanna.
„Ihre Majestät ist nicht gut darin, anderen zu vergeben”, sagte Pater Kirk.
Die Nasenflügel der Elfenkönigin bebten. Sie schnippte mit den Fingern und der Mund des Paters verschwand, als hätte es ihn nie gegeben. Gebräunte Haut spannte sich von der Nase bis zum Kinn. „Du redest nur, wenn du gefragt wirst!”
Der Pater seufzte und sank ergeben in sich zusammen. Bryanna war entsetzt, wie heftig die Königin bei einer solchen Kleinigkeit reagierte. Fieberhaft suchte sie in ihrem Wissen nach einem Zauber, der den Mund des Paters wiederherstellen würde, fand aber keinen. Schließlich versuchte sie es mit einem Öffnungszauber.
Die Haut im Gesicht des Paters teilte sich, Lippen und Zähne erschienen, formten den Mund und verschmolzen wieder zu einer glatten Fläche. Bryanna fühlte sich, als hätte jemand oder etwas die Kraft aus ihrem Zauber gesogen. Als sie das zufriedene Lächeln der Königin sah, versuchte sie es nicht noch einmal. Sie streckte sich. „Mir scheint, Ihr seid ein Tyrann, Majestät.”
„Oh nein, Unsere Untertanen lieben und verehren Uns.”
„Dann seid ihr unmenschlich.”
Die Elfenkönigin lachte hell und perlend. „Alles andere würde Uns sehr verwundern”, sagte sie. „Beurteilt Uns nicht nach den kleinlichen Maßstäben der Menschen, Mädchen.”
„Mein Name ist Bryanna.”
„Und du hast anscheinend ein Herz für so armselige Kreaturen wie den Pater.” Mit einer schnellen Bewegung löste Titania die Kette von ihrem Gürtel und warf Bryanna das lose Ende zu. Der Pater riss die Hände hoch, doch sie griffen ins Leere und auch sein warnendes Schnaufen kam zu spät. Bryanna hatte die Kette bereits aufgefangen.
„Es ist ein Geschenk.” Titanias Augen funkelten.
Bryanna starrte auf die Kette in ihrer Hand. Erst jetzt fiel ihr die Weisung des plumpen Elfs ein, keine Geschenke anzunehmen. Heißt das, dass Titania jetzt Macht über mich hat? Sie schluckte. Als sie den Mund öffnete, um nachzufragen, schüttelte die Königin den Kopf und legte den Finger auf den Mund.
„Du brauchst dich nicht zu bedanken.” Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Das zarte, grüne Kleid legte sich selbständig so in Falten, dass ihre makellose Figur bestmöglich betont wurde. „Da Wir nun geklärt haben, wessen Magie stärker ist, sollten Wir deine kleine Drohung einfach vergessen. Meinst du nicht auch?”
Angestrengt suchte Bryanna nach einer Möglichkeit, die Elfenkönigin ohne Magie zu besiegen. Erleichtert fiel ihr die Vision bei den Hexen ein. Sie würde es mit Erpressung versuchen.
„Euer Verbündeter wäre sicher nicht sehr erfreut, wenn er wüsste, dass Ihr seine Tochter gefangen haltet.”
„Wir haben keinen Verbündeten, den du kennen würdest.”
„Ich habe Euch mit eigenen Augen in
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