Schottlands Wächter (German Edition)
einem gewissen Tal, an einem gewissen Lagefeuer mit einem gewissen Kelpie gesehen, Majestät.” Sie sah die Königin an, deren linker Mundwinkel plötzlich zuckte. „Gebt mir Kaylee und ich werde niemandem von Eurer Verbindung zu Callum von Pityoulish erzählen.”
„Wir verkehren nicht mit Kelpies. Außerdem sind wir seit Jahrhunderten nicht mehr in Alba gewesen.”
Bryanna ließ sich nicht beirren. Sie trat näher zum Thron und flüsterte: „… und Euer Gemahl wäre sicher wenig begeistert, wenn ich ihn von seinem geplanten Tod in Kenntnis setzen würde.”
Die Elfenkönigin wurde blass. „Warum sollte ich das Ableben meines geliebten Mannes planen?” ihre Stimme zitterte.
„Lasst uns sage da wäre ein Mann in einem Berg, der auf Euch wartet.”
„Du denkst dir Geschichten aus”, sagte die Königin, aber eine winzige Träne wollte über ihre Wange.
Oho , dachte Bryanna. Ist es möglich, dass Titania den Rhymer vermisst?
„Hat Euch Callum den Aufenthaltsort des Rhymers gesagt?”
Titania nickte schwach.
„Dann wisst ihr, dass Ihr ihn weder von Alba noch von Faerie aus erreichen könnt?”
Die Königin sank in sich zusammen und starrte ihre Hände an. Bryanna war überrascht, dass sie mit einem Mal Mitleid für Titania empfand. Sie liebt Thomas den Rhymer! Aber warum zeigt sie mir das so deutlich ? Bryanna überlegte einen Moment, dann hatte sie eine Idee.
„Ich könnte dafür sorgen, dass Euch der nächste Wächter den Zugang durch Schottland gewährt.”
Titania sah von ihren Händen auf. „Es gibt Regeln bei uns, die selbst ich nicht brechen kann. Ich kann sie dir nicht ohne Gegenleistung geben, selbst wenn ich wollte.”
Bryanna überlegte angestrengt, welche Gegenleistung sie der Elfenkönigin anbieten könnte, als diese sich plötzlich gerade hin setzte. „Wir werden ein Spiel spielen. Ich liebe Spiele.”
Sie schnippte mit den Fingern und neben ihr erschienen sieben Kaylees. Alle trugen das gleiche Kleid aus gelber Seide, die gleichen zarten Tanzschuhe, die gleiche Aufsteckfrisur und alle waren bewegungslos wie Schaufensterpuppen. Eine schmächtige Elfe in einem graugrünen Overall huschte zwischen ihnen hin und her und drapierte die Schärpen der Kleider, stets bedacht die Königin zufrieden zu stellen.
Bryanna schüttelte den Kopf. „Ist es mit der Würde einer Majestät vereinbar, ein billiges Jahrmarktspiel zu spielen?”
Die Königin zog eine Augenbraue in die Höhe. „Was ist das Leben anderes als ein großes Spiel? Hier in Faerie ist es üblich, auf diese Art über das Schicksal Einzelner zu entscheiden.”
Bryanna ärgerte sich, dass sie nicht mehr Geschichten über die Elfen gelesen hatte. Es würde ihr sicher leichter fallen, Kaylee zu befreien, wenn sie mehr über die Elfen wüsste. Selbst ihr neu gewonnenes Wissen war keine Hilfe, wenn es um die Elfen ging. Sie atmete tief durch. „Also gut, was muss ich tun?”
„Du brauchst nur zu wählen. Triffst du die richtige Kaylee, lassen Wir euch beide gehen. Errätst du sie nicht, leistet ihr beide deinem Freund da drüben Gesellschaft.” Sie zeigte auf Pater Kirk, der mundlos auf den Stufen des Throns saß und seine Kette in den Händen hin und her drehte.
Bryanna schluckte. Der Einsatz war hoch und sie würde sich freiwillig in Gefahr begeben. Bryanna zögerte, bis sie erkannte, dass sie längst in Gefahr war. Sie hatte ihre Entscheidung in dem Moment getroffen, als sie Kaylee nach Faerie gefolgt war. Außerdem habe ich die Kette des Paters angenommen, was sicher auch Konsequenzen haben wird . Sie streckte sich und sah die Königin herausfordernd an. „Ich stimme zu, wenn ihr neben Kaylee auch Pater Kirk gehen lasst.”
Die Augen der Königin leuchteten auf. „Pater Kirk gehört dir bereits. Wir haben ihn dir geschenkt.”
Bryanna wusste, dass sie keine andere Wahl hatte, als auf das Spiel der Königin einzugehen. Sie atmete tief durch und wendete sich den gelbseidigen Kaylees zu. Die kleine, unscheinbare Elfe hatte sich hinter einem der weiten Röcke verkrochen.
Bryanna lächelte ihr zu, um ihre eigenen Nerven zu beruhigen. Sie trat zur ersten Kaylee und griff nach ihrer Hand. Sie wollte schon sagen: „Diese ist es”, als ihr auffiel, das die Mundwinkel der Elfenkönigin verräterisch zuckten. Sie drehte die Hand um, die sie gerade hielt und tat so, als untersuche sie sie. Dann ging sie zur nächsten und tat so, als untersuche sie deren Hände. Dabei beobachtete sie die Elfenkönigin aus den Augenwinkeln.
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