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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition)
Autoren: Katharina Gerlach
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Wald, durch den es keinen Weg zu geben schien. Bryanna hatte die Nase voll. Sie nahm den Pater und Kaylee bei der Hand, hob ab und flog über die Wipfel. Dabei achtete sie auf den schottischen Polarstern, so dass sie zielstrebig gen Westen flogen. Auf der anderen Seite des Waldes sah sie einen Weg, der auf eine breite Brücke aus Stein zu führte. Sie landete. „Ist das die Brücke von der Sie gesprochen haben?”
    Der Pater nickte.
    Kaylee packte Bryanna am Arm. „Was ist, wenn wir erst Jahrhunderte nach unserer Abreise zurückkehren, so wie die Fiedler von Inverness?”
    Pater Kirk schüttelte den Kopf. „Ihr habt hier nichts gegessen und nichts getrunken. Sie hat keine Macht über euch. Mehr als den üblichen Zeitunterschied zwischen Faerie und Schottland oder Alba habt ihr nicht zu befürchten.”
    Hand in Hand betraten die drei die Brücke. Bryannas Herz klopfte laut, aber nichts geschah. Als die die Mitte erreicht hatten, schien die Luft um sie herum zu flimmern. Der Pater blieb stehen.
    „Ihr könnt meine Kette lösen.”
    Bryanna nahm dem Pater die unendlich dehnbare Kette vom Gürtel und warf sie in hohem Bogen davon. „Damit niemand jemals wieder auf die Idee kommt, sie zu benutzen.”
    Der Pater lächelte sanft und schüttelte den Kopf. „Ich bin mir sicher, dass sie irgendwann, irgendwo wieder auftauchen wird. Dinge wie sie gehen nicht auf ewig verloren. Und nun, lebt wohl.”
    „Wo willst du hin? Kommst du nicht mit zurück nach Schottland?”, fragte Bryanna.
    „Was soll ich dort? Ich bin seit 1692 tot!”
    „Du kannst in Alba leben.”
    Der Pater lächelte sie an und legte seine Hand an ihre Wange. „Ich danke dir für deine Anteilnahme, mein Kind, doch ich sehne mich nach all jenen, die ich einst liebte und denen ich wichtig war. Dort, wo ich dank deiner Hilfe endlich hingehen kann, werde ich sie finden. Da bin ich mir sicher.”
    „Es wäre doch wunderbar, noch einmal zu leben”, sagte Kaylee.
    „Ach, Mädchen, der Tod und das Leben sind doch keine Feinde, die sich um Menschen streiten, wie zwei Spieler um eine Karte. Sie sind Partner, die sich ergänzen.” Der Pater legte eine Hand auf Bryannas und eine auf Kaylees Schulter, bevor er weiterredete. „Das Leben wäre unerträglich, ohne die Gewissheit eines Tages sterben zu dürfen und der Tod wäre überflüssig ohne die Möglichkeit zu leben. Sie sind wie die zwei Seiten eines Geldstücks untrennbar miteinander verbunden. Ich hatte ein sehr, sehr langes Leben.” Er drehte sich um und zeigte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Seht ihr die drei Wege dort? Der mittlere führt nach Faerie und dem Rechten werde ich jetzt folgen.”
    Überrascht stellte Bryanna fest, dass der Wald verschwunden war, an dessen Rand sie gelandet waren. Stattdessen lag hinter ihnen eine Wiese mit drei Wegen. Nach links führte ein Weg, der war breit, gut ausgebaut und leicht zu gehen, führte aber in einen Abgrund. Der Weg in der Mitte war schmaler, aber immer noch gut gangbar. Der Pfad, der sich nach rechts einen Berg hinauf schlängelte, war steinig und von Brombeerranken und Wildrosen überwuchert. Bryanna wusste wohin die Wege führten.
    Sie drückte die Hand des Paters. „Vielen Dank für die Hilfe.”
    „Eines Tages werden wir uns wiedersehen. Ich wünschte nur, ich könnte euch beiden mein Wissen vom Leben in Faerie dalassen. Es wäre euch bestimmt nützlich.” Ein helles Licht fiel auf ihn, wie ein einzelner Sonnenstrahl, der durch dichte Wolken brach. Die Augen des Paters weiteten sich und sein Mund öffnete sich in unschuldigem Staunen. Er streckte die Hände aus und legte je eine Handfläche auf Kaylees und Bryannas Wange. Bryanna schloss die Augen und spürte, wie sein Wissen in ihre Gedanken strömte. Es suchte sich einen festen Platz neben den Erkenntnissen, die sie auf der Reise bereits gesammelt hatte.
    Pater Kirk entfernte sich auf einer Welle von Dankbarkeit und Freude. Als sie die Augen wieder öffnete, war er verschwunden.
    „Puh”, sagte Kaylee. „Das war unheimlich. Ob er jetzt da ist, wo er hin wollte?”
    Bryanna zuckte mit den Schultern. Eine tiefe Ehrfurcht erfüllte sie. Sie drehte sich um und ging weiter über die Brücke, und Kaylee folgte. Sie kletterten über einige große Steine, die in Schottland die Brücke blockierten. Wahrscheinlich waren sie aufgestellt worden, um die Benutzung zu erschweren. Fahrzeuge kamen gar nicht mehr auf die Brücke.
    „Hier machen wir eine Pause. Wir müssen einiges besprechen.”
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