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Schrecken der Nacht

Schrecken der Nacht

Titel: Schrecken der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich, man sollte und wollte gesehen werden, und es waren vor allem die jungen Frauen, die es immer wieder an die Küste zog. Viele hofften, entdeckt zu werden oder sich einen Lover angeln zu können, der sie in den Wochen des Sommers durch die Szene schleppte, so daß diese Zeit zu einer einzigen Party wurde, nur hin und wieder durch kurze Schlafphasen unterbrochen.
    Keine Sorgen zu haben. Was ging einen schon der Rest der Welt an? Zudem war Monaco auch nicht weit, und die kurzen Trips dorthin lohnten sich immer.
    Am Abend kamen die Menschen wie eine zweite Brandung. Sie fluteten vom Strand oder aus den Hotels hinein in das pralle Leben, so daß die Küste zu einem Laufsteg der Selbstdarsteller wurde. Einer wollte den anderen überstechen. Die Frauen aufgrund ihrer Schönheit und ihren oft tollen Figuren, die Männer mit heißen Autos und den schnellen, oft sehr protzigen Yachten, die in den Häfen lagen wie metallische Ungeheuer, die auf Beute warteten.
    Die auch nicht lange auf sich warten ließ, denn immer wieder mal starteten die Boote mit ihrer neuen Besatzung zu nächtlichen Party-Törns, die in den frühen Morgenstunden zu wahren Orgien ausuferten.
    Das alles war bekannt, daran störte sich niemand, das gehörte einfach dazu.
    Und Eros kannte es ebenfalls. Er hatte es genossen. Er hatte mitgemacht und war akzeptiert worden. Er hatte es einfach tun müssen, um das Gelände zu sondieren, das er zu seinem Jagdrevier machen wollte.
    Beute hatte er schon genug gemacht oder hätte welche machen können. Aber er war vorsichtig gewesen.
    Verschwanden zu viele Menschen spurlos, wäre es aufgefallen.
    An sein erstes Opfer erinnerte er sich besonders gut. Es war eine schon ältere Frau gewesen. Eine Amerikanerin um die Fünfzig. Verwitwet, aber verdammt heiß auf junge Männer. Da war ihr so ein Latin Lover gerade recht gekommen.
    Umgekehrt auch. Eros hatte von ihr profitiert. Zuerst wegen ihrer Verbindungen zur Szene und dann von ihrem Geld. Er hatte es geschafft, ihr so viel abzunehmen, um auch in St. Tropez ein gutes Leben führen zu können. Das Geld hatte sogar ausgereicht, um sich ein Boot zu mieten. Kein sehr großes, für hiesige Verhältnisse sogar klein, aber es reichte aus, und es gab auf ihm alles, was das Herz begehrte.
    Nur die Amerikanerin gab es nicht mehr so wie früher. Sie war wie vom Erdboden verschluckt, und nur Eros wußte, daß sie viergeteilt auf einer Müllkippe lag und vermutlich schon längst in der Müllverbrennungsanlage gelandet war.
    Es ging ihm gut, sogar ausgezeichnet, aber der Drang ließ sich nicht aufhalten.
    Er war wieder auf der Jagd. Nach der Amerikanerin hatte er sich noch zwei Opfer geholt, ihr Blut getrunken, und dann mit ihnen angestellt, was er tun mußte.
    Da haßte er sich plötzlich für seine Taten, da haßte er sein Dasein als Vampir, da kam das Menschliche wieder durch, und deshalb würde er auch in dieser Nacht wieder das tun, was einfach getan werden mußte.
    Noch gab er sich locker. Er saß auf seinem Bistrostuhl vor dem Lokal, schaute den flanierenden Menschen zu, genoß den Untergang des Sonnenballs, der aussah wie eine blutrote Orange, und lächelte hin und wieder Bekannten zu, die an ihm vorbeigingen.
    Nicht alle. Es gab auch junge Frauen, die den Latin Lover besser kannten, ihn kurz mit Küßchen links und Küßchen rechts begrüßten und ihn in irgendeine Disco abschleppen wollten.
    Normalerweise hätte Eros zugestimmt. An diesem Abend nicht. Da war er schon vergeben, denn es wartete eine schöne Corinne auf ihn, die extra aus Paris an die Küste gereist war, um der Hitze und dem Staub der Großstadt zu entfliehen.
    Er hatte einen Campari mit Orange getrunken, zahlte den Drink und erhob sich mit trägen, aber geschmeidigen Bewegungen. Er wußte selbst, was er sich schuldig war. Hier verhielt man sich wie auf dem Laufsteg. Jeder war sein eigener Selbstdarsteller, und Eros gehörte natürlich auch dazu.
    Lässig strich er durch das dichte, blauschwarze Haar. Er schob die Strähnen nach hinten und strich sein dunkelblaues Jackett glatt, zu dem er eine ebenfalls dunkelblaue Hose und ein Hemd in fast der gleichen Farbe trug. Natürlich waren die oberen drei Knöpfe nicht geschlossen, das gehörte eben dazu, man ging eben so los und mußte sich den anderen angleichen.
    Die Tage waren warm, die Nächte mild, und laut Voraussage würde dies in der nächsten Zeit auch anhalten. Die trüben Monate kamen noch früh genug. Dann aber wollte auch Eros die Küste verlassen und

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