Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schrecken der Nacht

Schrecken der Nacht

Titel: Schrecken der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sich woanders umschauen. Es gab noch genügend Orte auf der Welt, die er nicht kannte und wo er seine Spuren hinterlassen konnte.
    Es war sein Schicksal, das ihn trieb. Seine Geburt, sein Entstehen, bei dem der Satan persönlich die Hand im Spiel gehabt haben mußte, denn normal war er nicht. Er glaubte sogar, einzigartig zu sein, und dieser Gedanke tat ihm einfach gut.
    Er schlug den Weg zum Hafen ein, wo die Boote lagen. Unter anderem auch seins, das in der langen Reihe der kleinen und größeren beinahe so gut wie verschwand.
    Es herrschte noch immer reger Betrieb. Viele legten jetzt ab. Parties auf den Decks. Champagner floß in Strömen, und die Catering-Firmen waren vollauf damit beschäftigt, den entsprechenden Nachschub heranzuschaffen.
    Man kannte ihn. Die Wächter grüßten freundlich und ließen ihn auf die Stege. Sie waren numeriert, und er schritt langsam dahin. Jetzt war er gespannt. Alles konnte er gebrauchen, nur keinen Bekannten, der sich ihm jetzt in den Weg stellte und ihn aufhielt. Der Drang war schlimm geworden, und er mußte ihn befriedigen, bevor die Finsternis das Land bedeckte.
    Wenn er es nicht rechtzeitig genug tat, würde er sich wieder in einen Vampir verwandeln, und das wollte er nicht. Nur wenn er es für richtig hielt.
    Die typischen Geräusche umgaben ihn wie eine Kulisse, die nie abriß und am Abend noch deutlicher zu hören war. Das klatschten nicht nur die Wellen gegen die Stege, da rieben auch die Bootskörper gegeneinander, als wollten sie es ihren Besitzern gleichtun, wenn sie in den Kojen und Betten lagen.
    Die Küste war in den Sommermonaten ein Sündenbabel, und Eros liebte die Sünde. Den Namen hatte man ihm gegeben, weil er die Schönheit eines griechischen Gottes aufwies, und er war jetzt stolz darauf.
    Wenig später hatte er sein Boot erreicht und sprang vom Steg aus an Bord. Es war eine schnittige, schmale Yacht, die auch höhere Geschwindigkeiten erreichen konnte. Sie lag am Kai wie ein aus der Tiefe des Wassers aufgetauchter Fisch, der nur darauf wartete, endlich losschwimmen zu können. Er wollte es nicht hier im Hafen tun, das war ihm zu riskant. Draußen auf dem Meer, knapp an der Dreimeilenzone, würde er sich einen recht einsamen Fleck suchen, um seiner Berufung nachgehen zu können. Im Westen war die Sonne noch als gewaltiger, roter Ball zu sehen, aber auch die Dämmerung kroch allmählich heran.
    Eros mußte sich beeilen. Er besetzte den Steuerstand, checkte alles kurz durch, schaltete die Lichter auf Deck ein und ließ das untere im Dunkeln.
    Danach löste er die beiden Taue. Ein letzter Blick zurück in die Kulisse von St. Tropez, deren Anblick sich wie auf einer Postkarte abmalte und innerhalb von graublauen Schatten schwamm. Eros lächelte. Er würde diesen Anblick noch oft genießen können, das wußte er.
    Noch war er Eros, doch bald würde er zum Schrecken der Nacht werden. Zu einem Wesen, das die Vampire liebte und sie trotzdem bis auf den Grund seiner finsteren Seele haßte.
    Er schaltete den Motor an und legte ab...
    ***
    Jetzt war das Meer seine Welt. Ein dunkler wogender Teppich, für die Ewigkeit gewebt. Hineinfließend in den Horizont, in die Dunkelheit und auch in den Himmel.
    Eros war nicht allein unterwegs, aber er fühlte sich allein, denn die anderen Yachten und Boote blieben außer Rufweite von ihm entfernt.
    Manchmal hörte er Musikfetzen und Lachen zu sich herüberklingen. Die Laute kamen ihm vor, als wären sie in einer völlig anderen Welt entstanden. Hinter ihm zeichnete sich die Küste ab. Längst waren die Lichter nicht so klar zu erkennen, und hinter ihnen standen die Berge und Hügel wie finstere Bewacher.
    Eros kam mit sich selbst wunderbar klar. Er brauchte keinen Helfer, er war der perfekte Einzelgänger und möglicherweise sogar so etwas wie der Vampir der Zukunft, der perfekt in das nächste Jahrtausend hineinpaßte.
    Es war nicht seine erste Fahrt auf das Meer hinaus. Die Strömungsverhältnisse waren ihm bekannt, und deshalb hatte er sich auch genau diese Stelle ausgesucht, denn hier wurde sein Boot nicht zu stark abgetrieben.
    Der Motor schwieg. Nur die Wellen klatschten gegen die Bordwände, als wollten sie ihm schon jetzt Beifall spenden. Die Vorbereitungen waren getroffen worden. Ab jetzt würde er sich nur um Corinne kümmern.
    Er lächelte, als er an sie dachte. Eine junge Malerin aus Paris, die einmal die große Welt im Süden kennenlernen wollte. Angeblich hatte sie das Licht interessiert, von dem schon so viele Maler

Weitere Kostenlose Bücher