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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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sie um das Fundament herumgelegt hatten, um Wasser abzuleiten. Dabei tastete er nach der Browning und zog sie hervor, hielt sie vor sich, als er an der Garage entlangging. Er hatte nicht vorgehabt, in seinem Leben noch einmal eine Waffe in die Hand zu nehmen. Doch hier war er jetzt, hielt eine Pistole in der Hand und wartete darauf, dass sein Freund Eddie Vasquez sich unter der Garagentür hindurchduckte und in sein Haus trat.
    Der Motor der Garagentür lief immer noch, als Hunt Eddie die Browning gegen den Rücken drückte. Eddie sagte nichts, und Nora, die im Licht der Seitentür stand, hob die Hand vor den Mund, als wolle sie einen Schrei unterdrücken.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Eddie. Seine Stimme klang genauso gelassen und entspannt wie immer.
    Hätte er diese Rolle bis zum bitteren Ende gespielt, so hätte er Eddie vielleicht mit dem Griff der Waffe niedergeschlagen. Doch das war im Plan nicht vorgesehen, nichts von all dem war vorgesehen, er improvisierte einfach. Trotz allem, was geschehen war, hatte er keinen Grund, Eddie nicht zu trauen. Eine Menge Geld war im Spiel, eine Riesenladung Koks, und es erschien ihm nicht sehr sinnvoll, irgendjemanden noch wütender zu machen, als er es bereits getan hatte.
    »Hab dich eigentlich gar nicht für ’n Knarrentypen gehalten«, bemerkte Eddie. Sie standen in der Garage. Die Tür senkte sich und der Motor kam zur Ruhe, und bis auf das dumpfe Rauschen der Autos auf dem Highway einen knappen Kilometer weit entfernt war es still.
    »Tut mir leid, Eddie«, sagte Hunt und sah zu seiner Frau hinüber. Nora erwiderte den Blick mit blankem Entsetzen.
    »Hunt.« Ein warnender Unterton machte sich in Eddies Stimme bemerkbar. »Niemand weiß, was da oben passiert ist. Soweit die Bescheid wissen, war’s nur der Junge. Ich kann die ganze Schuld auf den Jungen schieben, und so läuft die Geschichte dann.«
    »Der Junge hätte überhaupt nicht dabei sein dürfen«, gab Hunt zurück.
    »Zweihundert Kilo sind ’ne ganze Menge zu schleppen für einen allein.«
    »Mit einem zweiten Pferd hätte ich es geschafft. Es war Blödsinn, den Kleinen da reinzuziehen.«
    »Jetzt steckt er jedenfalls mit drin, oder etwa nicht? Sei froh, dass sie nicht dich erwischt haben.«
    »Und was jetzt?«, wollte Hunt wissen.
    »Du musst locker bleiben, genau das ist jetzt angesagt. Es ist nichts auf deinen Namen registriert, Handy, der Truck, läuft alles auf verschiedene Namen. Lass uns alle reingehen, und du kannst die Knarre weglegen. Wir finden schon eine Lösung.«
    Nora schenkte Kaffee ein, dann stand sie mit der Hüfte an den Küchentresen gelehnt da und betrachtete die beiden Männer. Sie hatte dazu angesetzt, etwas zu sagen, und dann innegehalten. Falls er jemals aus dieser Sache rauskam, würden Fragen gestellt werden, das wusste Hunt, doch daran konnte er jetzt nichts ändern; er konnte die Schweinerei nur aufwischen und hoffen, dass sie nicht stinken würde.
    »Pass auf, Hunt«, sagte Eddie gerade. »Es war dunkel. Niemand kann sagen, wer du warst, mit deinem Hut und deiner Reiterei. Es war eine Lieferung aus der Luft, gut dreißig Kilometer diesseits der Grenze. Wenn du nicht da draußen Polaroidfotos machst und sie an die Bäume tackerst, dürfte dir eigentlich nichts passieren.«
    »’ne Menge Leute werden stinksauer sein, wenn du nicht lieferst«, gab Hunt zu bedenken.
    »Das lass mal meine Sorge sein.«
    »Eddie, ich versuche hier nicht, dir das Leben schwer zu machen, aber der Junge weiß, wer ich bin, und er wird nicht lange brauchen, um zu kapieren, dass es für ihn um einiges geht.«
    »Es geht für uns alle um einiges«, sagte Eddie und trank einen Schluck von seinem Kaffee.
    ***
    Driscoll, der leitende Agent der Drogenfahndung, saß da und klopfte mit seiner Visitenkarte auf den Metalltisch, erst mit der Längsseite, dann drehte er die Karte um und klopfte abermals. Das tat er jetzt schon seit beinahe einer Stunde, in einem fast gleichbleibenden Rhythmus. Als Drake hereinkam, war dies das zweite Mal an diesem Tag, dass sie sich begegneten. Nur sie beide im Zimmer. Driscoll hatte das Jackett ausgezogen, die Krawatte gelockert und einen Stapel Papiere vor sich. Ein Mann mit der Haltung und der Masse eines Sportlers, der jetzt allmählich in seine reiferen Lebensjahre hineinrutschte. Der Agent strich sich mit der Hand durch den Schnurrbart und übers Kinn hinab, dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und blickte auf. Drake erschien diese Bewegung wie eingeübt, wie die Geste

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