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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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Moment Zeit, um den Bericht durchzublättern. »Ich kann nicht sagen, ob die Story, die morgen in der Zeitung stehen wird, positiv ist. Vielleicht sollten Sie langsam mal darüber nachdenken.« Driscoll sah die Akten durch, die vor ihm lagen, und als er wieder Drake anschaute, bemerkte er: »Das hier ist ’ne ziemlich große Nummer.«
    »Ist mir klar.«
    »Da werden ein paar Leute richtig sauer sein. Ich sage Ihnen das nur, weil ich finde, Sie sollten vorbereitet sein. Die Typen, denen Sie hier die Tour vermasselt haben, werden das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Im Moment denken die nur daran, wie sie das alles wegdrücken können. Das heißt, die zum Schweigen bringen, die versuchen, ihnen in die Quere zu kommen. In der Story, die morgen veröffentlicht wird, wird Ihr Name genannt werden. Sind Sie darauf vorbereitet?«
    »Daran hätte ich wohl denken sollen. Hab ich aber nicht, und ich glaube, ich hätte es auch nicht anders gemacht.«
    »Wäre ja nett gewesen, beide zu schnappen.«
    »Stimmt.«
    »Können Sie mir irgendetwas über den zweiten Mann sagen, das meinem Team helfen könnte?«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen.« Drake wusste, dass er keine Hilfe war. Dass er nicht sein Bestes tat. Driscoll suchte nach Antworten, und Drake hatte keine. Das Ganze war ihm bereits viel zu dicht auf den Leib gerückt. Fast konnte er die Gegenwart seines Vaters spüren, vor zehn Jahren in diesem Zimmer.
    »Sie sind außer dem Jungen der Einzige, der irgendwas über diesen Mann weiß.«
    Drake versuchte, das Gesicht des Mannes aus dem Gedächtnis zu zeichnen. Das einzige Bild, das er finden konnte, war das seines Vaters, vor fünfzehn Jahren, wie er langsam einen Wildpfad in den West Cascades hinaufritt. Sein Vater, der sich im Sattel umdrehte, um zu ihm zurückzuschauen, das Gesicht im Schatten. Kirchenlicht drang durch einen Patchwork-Filter aus grünem Waldgeäst, blau und grün wie durch Buntglas, schräge gelbe Säulen aus Sonnenlicht, von Baumpollen durchstäubt, schwebend, geisterhaft. »Ich fürchte, ich weiß nicht besonders viel«, sagte er schließlich.
    »Gibt es irgendetwas über den zweiten Mann hinzuzufügen, das ich in dem Bericht vielleicht übersehen haben könnte?«
    »Ich möchte lieber keine Spekulationen anstellen.«
    »Aber wenn doch?«
    »Wenn doch, würde ich sagen, er ist ein sehr guter Reiter.«
    »Ja«, brummte Driscoll. »Das habe ich aus dem Bericht auch geschlossen.« Der Agent wartete darauf, dass Drake sich zu diesem Thema äußerte, und als er es nicht tat, fuhr er fort: »Ich bin ein wenig ratlos. Ich frage mich, ob Sie sich mit so etwas nicht besser auskennen. Etwas in dieser Größenordnung kriegen wir nicht oft auf den Tisch. Hippies mit Rucksäcken sind eine Sache, aber aus der Luft abgeworfene Ladungen und Reiter, das ist schon was ziemlich anderes.«
    »Ich bin mit solchen Sachen auch nicht gerade vertraut.«
    Driscoll betrachtete ihn zweifelnd. »Wo haben Sie Reiten gelernt?«
    »Mein Vater hatte früher ein paar Pferde. Wenn er konnte, ist er mit mir in die Berge geritten.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Etwas mehr als zehn Jahre.«
    »Hält Ihr Vater immer noch Pferde?«
    »Da, wo er jetzt ist, nicht.«
    »Entschuldigung.«
    »Sie haben ihn ja nicht geschnappt«, erwiderte Drake. Dann fügte er nach einem Augenblick des Schweigens hinzu: »Oder?«
    Driscoll lächelte, blickte auf den Tisch hinunter. Als er wieder aufschaute, sagte er: »Reiten ist heutzutage nicht mehr so üblich, nicht wahr?«
    »Nicht so üblich wie früher.«
    »Wieso sagen Sie das?«
    »Das sind teure Tiere, keine Arbeitspferde mehr wie früher mal.«
    »Nein, da haben Sie wohl recht. Was würden Sie sagen, was es kostet, ein Pferd irgendwo unterzustellen?«
    »Heutzutage kann das ganz schön teuer sein. Ich könnt’s mir nicht leisten.«
    Der Agent nahm den Bericht und rückte ihn auf dem Tisch zurecht. Dann holte er eine Ledermappe hervor und steckte ihn hinein. »Wenn Sie der zweite Mann wären, was würden Sie tun?«
    »Keine Ahnung.«
    »Spekulieren Sie mal.«
    »Ich würde wohl versuchen, so schnell wie möglich von allem wegzukommen, was die Cops wissen.«
    »Dieser Mann arbeitet bestimmt ziemlich regelmäßig mit Pferden.«
    »Ja, das würde ich auch sagen.«
    »Ich will ja nicht aufdringlich sein, aber ich würde Sie gern mal etwas Persönliches fragen. Wäre das okay?«
    »Haben Sie mein Privatleben nicht sowieso schon durchforstet?« Drake beobachtete den Agenten und versuchte zu

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