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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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Anteil, wenn Sie mir zeigen können, wo er wohnt.«
    Hunt kannte Stones Adresse. Eddie jedoch kannte er nicht. »Wie viel?«
    »Genug.«
    »Das sagen alle«, brummte Hunt, rutschte von seinem Barhocker und lächelte Eddie an.
    »Ich sag Ihnen was«, versicherte Eddie. »Wenn Sie mir zeigen können, wo er wohnt, dann springt für Sie dabei sehr viel mehr raus als zwanzig Piepen.«
    Sie brauchten zehn Minuten für die Fahrt von der Bar bis zu dem Haus, wo Stone wohnte. Es war Spätsommer; die Wolken hatten sich ineinander verwoben und zogen sich platt wie ein Teppich über den Himmel. Kein Wind, und die Stille der Sommerhitze überall um sie herum. Eddie parkte den Wagen in einer Gasse hinter dem Haus. »Wenn er versucht, hier durchzukommen«, sagte er und stellte das Ganze so simpel wie möglich dar, »dann halten Sie ihn einfach auf.«
    Hunt bedachte Eddie mit einem zweifelnden Blick. »Womit denn?«
    »Sie wollen doch Ihre zwanzig Dollar wiederhaben, oder? Lassen Sie sich was einfallen.«
    Eddie stieg aus und stieß die Autotür mit der Hüfte zu. Hunt erinnerte sich noch immer daran, wie es in der Gasse gerochen hatte. Säuerliche Essensgerüche, Müllcontainer voller alter Möbel und Pizzareste. Gemüsekisten vom nahe gelegenen Laden entlang der Mauern, die wächsernen Böden mit gammeligen Rückständen verkrustet.
    Eine Minute verging, dann tauchte Stone auf; er kam im vollen Lauf um einen Müllcontainer geschossen, Eddie ihm dicht auf den Fersen. Hunt saß auf Eddies Beifahrersitz, noch ganz benebelt von der Bar – und hatte mit nichts von all dem gerechnet. Er hatte keine klare Vorstellung davon, was er tun sollte. Stone kam direkt auf ihn zugerannt. Hunt öffnete die Tür und wollte Stone zu Boden reißen, doch dieser, den Kopf nach hinten gedreht, zu Eddie, sah nicht hin und rannte geradewegs gegen die offene Wagentür. Das Aufklatschen von Stones Körper, als er davon abprallte und dann zu Boden ging. Hunt stand da und blickte auf ihn hinunter. Eddie kam schwer atmend neben ihm zum Stehen. Stone lag der Länge nach auf dem fleckigen Zementboden der Gasse und sah zu ihnen beiden hoch. »Scheiße, Mann. Jetzt machen die Dealer schon gemeinsame Sache mit den Buchmachern«, brummte er.
    Eddie trat Stone zweimal in den Bauch, fest genug, dass Hunt hören konnte, wie die Luft zwischen den Lippen des Mannes hervorzischte. Während sich Stone auf dem Zement krümmte, streckte Eddie die Hand aus und nahm Stone die Brieftasche und einen Plastikbeutel ab, dessen Inhalt Hunt als Heroin erkannte. »Hier ist Ihr Zwanziger.« Eddie zog einen abgegriffenen Schein aus der Brieftasche und reichte ihn Hunt. »Was hatten wir als Anteil ausgemacht?«
    Hunt blickte auf den Mann hinunter, der vor ihren Füßen lag. »Gar nichts«, antwortete er.
    Eddie zog ein Bündel Banknoten aus der Tasche, schob mit dem Daumen zwei Hunderter daraus hervor und steckte das Bündel dann wieder ein. »Dreißig Prozent hört sich für mich richtig an.« Er reichte Hunt die beiden Scheine.
    Im Laufe der vergangenen zwanzig Jahre waren sie beide zu Größerem und Besserem aufgestiegen. Hunts übliche dreißig Prozent hatten sein erstes Date mit Nora finanziert, eine Anzahlung für Haus und Grundstück und sogar ein paar Jungpferde, die sie scherzhaft als ihre Kleinen bezeichneten, nachdem sie herausgefunden hatten, dass sie keine Kinder bekommen konnten. Nichts war jemals in seinem Leben aufgetreten, das ihn hätte glauben lassen, Eddie sei nicht ehrlich zu ihm. Hunt wollte einfach kein Grund einfallen, weshalb er sich um sein Wohlergehen hätte sorgen sollen. Eddie hatte nie Grund gehabt, seinen Frust an ihm auszulassen. Nach Jahren des gemeinsamen Geschäftemachens, der Grilleinladungen, der Pferderennen und -wetten waren sie Freunde. Hunt vertraute Eddie, weil es keine andere Option gab und weil Eddie immer ehrlich zu ihm gewesen war. Er konnte erkennen, wie sich das alles ändern könnte. Noch nie hatte er solchen Mist gebaut, hatte nie gepatzt, war nie in der Position gewesen, in der Stone sich wiedergefunden hatte, am Boden, hilflos auf dem Rücken in irgendeiner stinkenden Gasse, während er darauf wartete, was als Nächstes kam.
    Jetzt hörte Hunt das elektrische Surren, mit dem sich seine Garage öffnete – Nora ließ Eddie dort hineinfahren. Als Hunt ums Haus herumging, achtete er darauf, den Kopf unterhalb des Garagenfensters zu halten. Er trat behutsam auf, um den schmalen Streifen aus Gartenkieseln nicht durcheinanderzubringen, den

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